Künstliche Intelligenz : Welchen Stellenwert KI bei Bosch einnimmt

Sven Hamann GF Bosch Connected Indutry

Sven Hamann, Geschäftsführer von Bosch Connected Industry.

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Bis 2025 will Bosch alle seine Produkte mit einer KI ausstatten oder sie mithilfe von KI produzieren. Dies verkündete das Unternehmen bereits Anfang des Jahres auf der CES Elektronikmesse in Las Vegas. Dass der Tech-Konzern den Möglichkeiten, die sich durch künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen ergeben, alles andere als abgeneigt ist, zeigt auch ein eigenes Kompetenzzentrum, in dem Bosch 300 KI-ExpertInnen beschäftigt. Deren Know How bezieht das Unternehmen bereits in den ersten Phasen der Produkt- und Prozessentwicklung ein.

KI mit Rückenwind

Die Skepsis, der KI in der Bevölkerung und Industrie noch entgegenkommt, erklärt Sven Hamann, Geschäftsführer Bosch Connected Industry, vor allem in der Sorge um einen Kontrollverlust begründet. Die weitgehende Stimmung gegenüber der Technologie schätzt er im Gespräch mit dem Fraunhofer-Medium "futur" aber positiv ein: "Wir spüren, dass der industrielle Einsatz von KI momentan viel Rückenwind hat". Er sei überzeugt davon, dass sich KI über ihren Nutzen beweisen müsse und sehe anhand von Use Cases großes Einsparungspotential in der Industrie: "Da sprechen wir über Einsparungen von mehreren Millionen Euro pro Werk".

Einsatz in der Wartung, Optimierung und Intralogistik

In Boschs Fertigung kommen bereits vermehrt Tools zur Predictive Maintenance zum Einsatz. Analyseergebnisse von gesammelten Daten werden aber auch zur Optimierung von Fertigungsparametern oder Zykluszeiten genutzt. Und auch die Intralogistik wird bei Bosch von KI unterstützt: "In einem Piloten optimieren wir gerade die Materialversorgung dynamisch im Betrieb und passen sie damit permanent an die aktuellen Gegebenheiten an", erzählt Hamann.

Hemmnisse und Herausforderungen

Die Hemmnisse für die Nutzung von KI sieht er vor allem in der Verfügbarkeit von Daten über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts hinweg - und daraus folgend auch notwendige Aufbereitung der Daten, die diese erst verwendbar macht. Daten zu haben und diese für interne Prozessoptimierung nutzen ist das eine, daraus neue Geschäftsmodelle zu entwickeln das andere. Aber auch das Wissen, wie Wertschöpfung durch Daten erzielt werden, muss man sich zuerst aneignen. Dies führt Hamann zum letzten Punkt: "Der Nutzen von KI entsteht erst in der Domäne. Das heißt, Unternehmen müssen Domänen-Experten wie Materialwissenschaftlerinnen oder Produktionstechniker mit KI-Expertinnen zusammenbringen. Diese digitale Transformation auch wirklich als Transformationsprojekt zu begreifen, halte ich für einen Schlüssel". Forschungsbedarf sieht er vor allem noch bei der Robustheit und Transferierbarkeit von Modellen. Denn diese Herausforderungen könne keine Firma für sich alleine lösen.