Kommentar von Christian Reinwald : So vermeidet man Versorgungsengpässe bei Ersatzteilen

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Christian Reinwald, Head of Product Management und Marketing bei reichelt elektronik

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Die Knappheit von Ersatzteilen ist ein komplexes Problem, das aus einer Vielzahl von Faktoren resultiert. Unter anderem können in einer zunehmend global ausgerichteten Welt Produktionsengpässe, Störungen in der Lieferkette oder plötzliche Nachfragespitzen immer wieder zu erheblichen Engpässen führen. Darüber hinaus schränken technologische Veränderungen und Rohstoffmangel die Verfügbarkeit von Ersatzteilen weiter ein. Dies führt oft zu logistischen Herausforderungen der Unternehmen.

Tipps zur Vermeidung von Ersatzteileknappheit

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    On-demand-Herstellung mithilfe von 3D-Druck

    Es gibt verschiedene Ansätze, wie Ersatzteileknappheit verhindert werden kann. Der 3D-Druck bietet eine vielversprechende Lösung zur Minderung der Knappheit von Komponenten. Durch die additive Fertigung können Unternehmen Ersatzteile nach Bedarf und in Echtzeit und direkt vor Ort herstellen, was die Abhängigkeit von traditionellen Lieferketten erheblich reduziert.

    Darüber hinaus ermöglicht der 3D-Druck die Herstellung von maßgeschneiderten oder komplexen Teilen. Unternehmen können dadurch spezifische Anforderungen ihrer Kunden erfüllen und gleichzeitig die Lagerhaltungskosten minimieren, da sie nur die Teile produzieren, die tatsächlich benötigt werden. Voraussetzung ist hierbei jedoch, dass für das benötigte Teil ein digitales 3D-Modell vorhanden ist. Muss dies erst durch einen 3D-Scan oder die Konstruktion in einem CAD-Tool erstellt werden, verzögert sich auch der Druckvorgang.

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    Recycling gegen Rohstoffknappheit

    Auch das richtige Recycling spielt eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Bauteilemangel und trägt zur Schaffung einer nachhaltigeren Wirtschaft bei. Durch die Wiederverwertung von Materialien und Komponenten können Unternehmen nicht nur ihre Abhängigkeit von neuen Rohstoffen verringern, sondern auch die Verfügbarkeit von Ersatzteilen erhöhen.

    Ein großer Mehrwert des Recyclings ist die Möglichkeit, wertvolle Komponenten aus alten oder defekten Produkten zurückzugewinnen. Diese recycelten Teile können dann zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden, wodurch die Notwendigkeit, neue Rohstoffe zu beschaffen, reduziert wird. Dies ist besonders wichtig in Zeiten, in denen bestimmte Materialien knapp sind oder die Beschaffungskosten steigen.

    Außerdem gibt es schon gute Fortschritte und Projekte, die die Kreislaufwirtschaft stärker voranbringen, wie etwa das Unternehmen Frosch mit der Herstellung von Flaschen aus recyceltem Kunststoff zeigt. Aktuell ist diese Methode noch mit einem großen technischen sowie finanziellen Aufwand verbunden, um tatsächlich verarbeitbare Rohmaterialien aus alten Teilen zu extrahieren. Nichtsdestotrotz steckt hinter dem Konzept eine echte Lösung, um der Ersatzteileknappheit entgegenzuwirken und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Umwelt auszuüben.

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    Lokale Produktion & Erhöhung von Lagerbeständen

    Sowohl die lokale Produktion als auch die Erhöhung von Lagerbeständen sind zwei effektive Strategien, um den Mangel an Komponenten zu verringern und die Resilienz von Unternehmen zu stärken. Durch die lokale Produktion wird es Unternehmen ermöglicht, Ersatzteile näher am Einsatzort zu fertigen. Dies reduziert nicht nur die Transportzeiten, sondern auch die Abhängigkeit von globalen Lieferketten, die anfällig für Störungen sind.

    Zusätzlich zur lokalen Produktion trägt die Erhöhung von Lagerbeständen dazu bei, eine Verknappung von Ersatzteilen zu vermeiden. Mit der strategischen Anlegung von Beständen an kritischen Ersatzteilen können Unternehmen sicherstellen, dass sie im Bedarfsfall schnell auf vorhandene Ressourcen zugreifen können.

    Dies ist besonders wichtig in Branchen, in denen Maschinen und Anlagen kontinuierlich betrieben werden müssen, da Ausfallzeiten erhebliche Kosten verursachen können. Ein gut geplanter Lagerbestand ermöglicht es Unternehmen, unvorhergesehene Engpässe zu überbrücken und die Betriebsabläufe aufrechtzuerhalten.

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    Bessere Planbarkeit durch Standardisierung

    Zu guter Letzt spielt auch die Standardisierung eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Ersatzteilknappheit, da sie mehrere positive Effekte auf die Effizienz und Verfügbarkeit von Ersatzteilen hat.

    Standardisierte oder einheitliche Komponenten schaffen eine gemeinsame Grundlage für verschiedene Akteure in der Lieferkette: von Herstellern bis hin zu Endverbrauchern. Diese Zusammenarbeit führt zu einer besseren Koordination und einer proaktiven Planung der Produktion und Lieferung von Ersatzteilen, wodurch Engpässe im Lieferprozess verringert werden können.

Bei der strategischen Planung der Beschaffung von Ersatzteilen gibt es keinen Königsweg, der sich für alle Unternehmen und alle Situationen gleichermaßen eignet. Eine Kombination aus technologischer Innovation, nachhaltigen Prozessen und besserer Planung kann dazu beitragen, die Knappheit von Ersatzteilen zu vermeiden oder deutlich zu reduzieren. Dies erfordert Investitionen und zählt auf die Kooperation zwischen hier ansässigen Unternehmen ebenso wie Lieferanten im globalen Umfeld. Langfristig bringen diese Maßnahmen jedoch Vorteile für Unternehmen, Konsumenten und die Umwelt.

10. Ersatzteiltagung: Von Predictive Maintenance bis zur Kreislaufwirtschaft

Ersatzteile sind über den gesamten Erdball verteilt. Das ist und war lange Zeit gängige Praxis, um Reaktionszeiten so kurz wie möglich zu halten. Doch Störungen in den Lieferketten haben gezeigt, wie risikobehaftet die globale Distribution sein kann. Welche Ersatzteile sollen wo auf Lager gelegt werden? Die aktuelle Situation rollt diese grundlegende Frage ganz neu auf – und inspiriert zu neuen Lösungsansätzen.

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