Interview : Mazak Österreich-Chef: „Mit der industriellen Transformation sind wir noch lange nicht fertig“

Portraits Mitarbeiter Yamazaki Mazak Deutschland GmbH Niederlassung Göppingen,
Florian König

Florian König, Niederlassungsleiter Österreich bei der Yamazaki Mazak Deutschland GmbH.

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FACTORY: Ihr Unternehmen rüstete mehrere Werke zur iSMART Factory um. Was macht bei Ihnen die Smart Factory aus und was war das Ziel dieser Transformation?

Florian König: Wir nutzen unsere iSMART Factorys quasi als Testumgebung für unsere eigenen Produkte. Damit wollen wir am lebenden Objekt herausfinden, wo die Benefits liegen und welche digitalen Tools wirklich notwendig sind. Eines dieser Tools ist etwa die Mazatrol SmoothAI-Steuerung. Mit ihr lassen sich 3D-Modelle in die Steuerung einspielen, wodurch sich Maschinen benutzerfreundlich programmieren lassen. Anstatt händisch die jeweiligen Punkte in einem Koordinatensystem festlegen zu müssen, kann die Maschine auf gelernte Abläufe zurückgreifen und so den Programmiervorgang vereinfachen und beschleunigen.

Dies ist auch deshalb möglich, weil bei jeder Mazak-Maschine der digitale Zwilling standardmäßig dabei ist. Wir sammeln und analysieren die Maschinendaten nicht nur für die AI-programmierbare Bedienung, sondern auch für die Werkzeug- und Betriebsüberwachung.

Sind diese Funktionen auch mit Maschinen anderer HerstellerInnen kompatibel?

Die Implementierung der OPC UA Schnittstelle ist erfolgt, das bedeutet ja: unsere Technologie ist mit anderen Systemen kompatibel.

Wie weit bedeutet industrielle Transformation auch einen Wandel im Sinn der Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit ist bei uns ein wichtiges Thema, das wir mit der Initiative „Mazak Go Green“ in Angriff genommen haben. Das ultimative Ziel für Mazak ist es, im Jahr 2030 eine viermal größere Umwelteffizienz der Werkzeugmaschinen im Vergleich zum Benchmark von 2010 zu erreichen. Die „Go Green“-Initiative hat in Bezug auf die Maschinentechnologie zwei Aspekte: Maschinen werden entwickelt, um den CO2-Fußabdruck kontinuierlich zu reduzieren. Außerdem werden BetreiberInnen von Maschinen motiviert, ihren Energieverbrauch zu erfassen, zu analysieren und zu optimieren, um einen genauen CO2-Fußabdruck für jedes Teil ermitteln zu können, welches auf der Maschine produziert wird. Neue Mazak-Maschinen werden mit einer Vielzahl von energiesparenden Merkmalen ausgestattet, die die laufenden CO2-Emissionen im Vergleich zu Vorgängermodellen um über 22 % reduzieren. Die „Go Green“-Initiative von Mazak umfasst auch die Hybridmaschinen des Unternehmens, die logische Prozesse auf einer einzigen Maschine kombinieren, um Kosten und Umweltauswirkungen zu reduzieren.

Und nun zu einem anderen globalen Thema: Lieferengpässe. Wie stark bekommt Mazak sie zu spüren?

Von der Lieferproblematik, die sich mit den Angriffen auf die Ukraine noch verschärft hat, ist Mazak bislang verschont geblieben. Bei unserer hohen Fertigungstiefe trifft uns das derzeit noch nicht – mit Betonung auf noch!

Mazak ist seit 2019 in Österreich vertreten. Wie geht es Ihnen aktuell?

Aus den ursprünglich zwei Mitarbeitern sind mittlerweile 15 geworden, einerseits für den Vertrieb und andererseits als Servicetechniker und Anwendungstechniker. Wir wachsen weiter und freuen uns über neue Teammitglieder. 2023 möchten wir auf 20 MitarbeiterInnen aufstocken und bis 2026 eine eigene GmbH für Österreich gründen. Doch das ist angesichts der aktuellen geopolitischen Lage nicht in Stein gemeißelt und hat auch keine Eile. Den einzigen Druck, den wir haben, machen wir uns selber.

Womit möchte ein Hersteller aus Japan neben Mitbewerbern am österreichischen Markt auffallen?

Mit der Langlebigkeit der Maschinen. Eine Mazak-Maschine läuft wie ein Schweizer Uhrwerk und benötigt sehr selten Ersatzteile. Es fasziniert mich oft selbst, wie lang die Maschinen bei unseren KundInnen im Einsatz sind.

Was verstehen Sie unter dem Stichwort Industrie 4.0?

Alles wird smart und vernetzt, sodass Anlagen auch in der Nacht ohne Bedienpersonal laufen können. In der Smart Factory wird der einzelne Mitarbeiter aufgewertet, da er mehrere Maschinen parallel betreuen kann und nicht permanent nur eine bedient. Ein weiterer Mehrwert auf KundInnenseite ist zudem die steigende Komplexität der Anlagen, um auch Losgröße 1 fertigen zu können. Der Markt wird flexibler und transparenter.

Was ist Ihre Vision, wohin wird sich die Industrie entwickeln?

Wir sind noch lange nicht fertig mit der industriellen Transformation. Aufgrund ihrer Komplexität werden die Anlagen auch kostenintensiver. Doch so wie viele sich kein eigenes Auto mehr leisten wollen, wird die Sharing Economy auch für die Industrie immer interessanter. Nicht jeder kann bei einer unsicheren Marktumgebung das Risiko eingehen, 500.000 oder 700.000 Euro für eine Maschine auszugeben. Seit den 1990ern nehmen Dienstleistungen zu, während das Fertigen an sich abnimmt.


Über Mazak:

Mazak ist einer der führenden Hersteller im Bereich der Werkzeugmaschinen und regionaler Familienkonzern in der 3. Generation. Neben modernsten Multi-Funktions-Maschinen, CNC-Drehzentren, Bearbeitungszentren und Laserschneidmaschinen, fertigt Mazak auch Automatisierungssysteme nach dem Konzept "DONE-IN-ONE. Mehr als 8.500 sind rund um den Globus für das 100-jährige Unternehmen tätig. In der D-A-CH Region ist die Yamazaki Mazak Deutschland GmbH mit Niederlassungen in Göppingen, Düsseldorf, Leipzig, München und Puch bei Salzburg vertreten.