Gas : Industrie drängt auf Fracking-Gas aus NÖ

Fracking
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Obwohl die OMV bereits abgewunken hat, liebäugelt die Industriellenvereinigung (IV) mit dem Fracking-Gas im Weinviertel in Niederösterreich und verlangt eine Machbarkeitsstudie. "Uns ist bewusst, dass das ein politisch sensibles Thema ist, aber was wir zumindest erwarten, dass es mit Ernsthaftigkeit geprüft wird", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Wegen der Gas-Lieferkürzungen Russlands trübt sich die Stimmung in der heimischen Industrie gerade.

Die IV will wissen, wie groß die Gasvorkommen in dem Schiefergestein sind und wie schnell es verfügbar wäre. Bereits 2012 herrschte in den Gemeinden Prinzendorf, Poysbrunn und Schönkirchen helle Aufregung wegen angeblicher Probebohrungen. Die OMV legte die Pläne nach heftigem Widerstand der Bevölkerung und wegen fehlender Unterstützung durch die Politik ad acta. Zuletzt hatte sich Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) für Fracking stark gemacht. Die OMV denkt jedoch auch jetzt nicht daran, die Frackingpläne aus der Schublade zu holen.

Das lässt sich nicht über Nacht machen. Wir können nicht ins Weinviertel rausfahren und anfangen Löcher zu bohren, sondern das dauert mehrere Jahre und erfordert intensive Investitionen, um an diese Vorkommen heranzukommen.
Alfred Stern, CEO OMV

Sorge um Energieversorgung

In der Industriellenvereinigung sorgt man sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine um die Energieversorgung des Kontinents. Wegen der Abwertung des Euro verteuert sich der Import fossiler Brennstoffe weiter, was IV-Chefökonom Christian Helmenstein als weiteren Grund für den Ausbau der erneuerbaren Energie sieht. Weil infolge der Klimakrise die Gletscher schmelzen und auch der Regen nicht mehr gleichmäßig fällt, sondern sich monatelange Dürren und Starkregenereignisse abwechseln und die Laufwasserkraftwerke während der Trockenperioden weniger Leistung liefern, plädiert Helmenstein für den Ausbau der Speicherkraftwerke, wie es etwa die Tiroler Tiwag aktuell beim Kraftwerk Kaunertal plant.

Eine Verschiebung oder Abschaffung des CO2-Preises von 30 Euro pro Tonne, der im Oktober starten soll, hat die IV nicht mehr auf ihrer Forderungsliste an die Politik. Wie Neumayer sagte, sei die Höhe des Preises ohnehin "nicht besonders signifikant". Beim Klimaschutz setzt die Industrie hohe Erwartungen in sogenannte Höchsttemperatur-Wärmepumpen und überall, wo das nicht reicht, auf grünen Wasserstoff.

Für Wasserstoff brauche es einen Ausbau der Gasinfrastruktur. Das schmerze auch bei Nord Stream 2, denn diese Gas-Pipeline, die aufgrund der Sanktionen gegen Russland nicht in Betrieb ging, wäre Wasserstoff-tauglich gewesen, so Helmenstein. Nun gehe es darum, die Pipelines zu den Häfen in Italien und Kroatien auszubauen, um anfangs LNG und später Wasserstoff importieren zu können.

Mit Knappheiten umzugehen gehört dazu

Das IV-Konjunkturbarometer ist im zweiten Quartal gesunken, vor allem weil die befragten Unternehmen die Lage in sechs Monaten deutlich schlechter beurteilen. Die aktuelle Geschäftslage und der Auftragsstand seien jedoch noch gut. Weltuntergangsszenarien lehnt Neumayer trotz der trüberen Aussichten ab. "Wir sollten uns daran gewöhnen, dass die Herausforderungen größer geworden sind, als das die vergangenen Jahrzehnte der Fall war". Auch Helmenstein meinte, mit Knappheiten umzugehen sei Teil des Wirtschaftslebens.

Was Neumayer verwundert ist, dass die bisher beschlossenen Anti-Teuerungsmaßnahmen der Regierung im öffentlichen Diskurs weitgehend ignoriert würden. Laut den IV-Berechnungen seien mit den bisherigen drei Hilfspaketen bis zu 90, wenn nicht 100 Prozent der Mehr-Inflation abgegolten. Was es zusätzlich noch brauche, seien bei den Energiepreisen ganz gezielte Unterstützungen, einerseits für energieintensive Unternehmen, aber auch für besonders betroffene Bürgerinnen und Bürger.

Fakten zu Hydraulic Fracturing ("Fracking")

Fracking gilt als ein Verfahren, mit dem sich Erdgas aus undurchlässigem Gestein lösen lässt. Dieses Gas nennt man auch „unkonventionelles Erdgas" oder eben Fracking Gas. Bei dem Gestein handelt es sich oft um Tongestein, darum spricht man umgangssprachlich auch von Schiefergas. Fracking gilt als umstrittenen Methode, da sie in konventioneller Weise aus mehreren Gründen umweltbelastend/umweltschädlich ist:

Grund 1: Erdgas ist ein fossiler Brennstoff und damit klimaschädlich. Es wird eine große Menge an Wasser benötigt, welche erstens transportiert werden muss und zweitens an anderer Stelle (Landwirtschaft) fehlt. Dies würde Österreich weiter von den Klimazielen 2030 entfernen.

Grund 2: Bohrungen in diesem Ausmaß können Grundwasserschichten beschädigen, es könnten giftige oder salzige Flüssigkeiten, sowie Methangas eindringen, was zu einer Kontaminierung führt und eine wesentliche Belastung auch für die Menschen der Umgebung hat, nicht nur für die Umwelt.

Grund 3: An der Oberfläche können giftige Flüssigkeiten, sowie das Gas selbst austreten, was die umgebende Luft und den Boden verschmutzt.