Im Gespräch: Rainer Wegener : Aufschwungsstimmung bei Stöber

Stöber Antriebstechnik

Rainer Wegener ist Geschäftsführer von Stöber Antriebstechnik.

- © Stöber Antriebstechnik

Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktlage?

Rainer Wegener: In Europa, insbesondere in Deutschland, sind die Geschäfte aufgrund der wirtschaftlichen Situation sehr schwierig. Das ist aber ein industrie-übergreifendes Phänomen. Wir bei STÖBER erwarten einen Rück­gang um bis zu 15 Prozent. Wobei wir im Rekordjahr 2023 mit deutlichen Umsatzzuwächsen von 20 Prozent die Messlatte sehr hoch gelegt haben. Doch viele Kunden sind durch die geopolitische Lage und den angespannten Weltmarkt verunsichert. Dagegen sind die Geschäfte in den USA stabil, in UK verzeichnen wir sogar ein ganz gutes Wachstum.

Wie wirkt sich die Krise auf Ihre Mitarbeitenden aus?

Wegener: Wir stehen diese Zeit gemeinsam durch. Deswegen werden wir uns aufgrund der wirtschaftlichen Situation auch von keinem unserer Mitarbeitenden trennen. Wir wollen schließlich gerüstet sein, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Für die Branche Automation und Robotik rechnen die Experten mit einem durchschnittlichen Wachstum von 6,6 Prozent bis 2030. Immer mehr Unternehmen holen ihre Produktionen aus Asien zurück nach Europa oder in die USA. Um wirtschaftlich zu arbeiten, benötigen sie Automation. Daran werden wir teilhaben, denn wir liefern für diese Industrie die perfekten Produkte. Damit sind wir mittel- und langfristig gut aufgestellt.

Der Markt wächst kaum noch, gleichzeitig entsteht ein massiver Wettbewerb im Land.

Wann rechnen Sie mit dem Aufschwung?

Wegener: Das ist eine spannende Frage. Wir arbeiten mit einem Marktforschungsinstitut zusammen. Was wir gerade sehen, ist, dass der Aufschwung immer weiter nach hinten rückt. Er wird wohl auch nicht so stark ausfallen, wie das noch vor einem Jahr prognostiziert wurde. Experten gehen jedoch davon aus, dass wir jetzt die Talsohle erreicht haben, der Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte 2025 langsam beginnt und sich 2026 weiter fortsetzen soll.

Wie beeinflussen globale wirtschaftliche Herausforderungen oder geopolitische Spannungen Ihre Strategie?

Wegener: Wir haben zwei Sichtweisen. Blicken wir in den Westen, sind wir relativ gelassen. In den USA haben wir einen großen und gut aufgestellten Standort, von dem aus wir mit einer eigenen Fertigung unsere lokalen Kunden betreuen. Die befürchteten Zölle unter Trump würden uns deshalb auch nicht besonders hart treffen. Ich spreche gern von „Trump 1“ und „Trump 2“. In der ersten Periode ging es um „America first“ mit dem Ziel, die Industrie zurück in die USA zu holen. Nun gilt es, diese Reindustriali­sierung voranzutreiben. Wir sind in Amerika gut aufgestellt und beliefern dort Anlagen- und Maschinenbauer. Da die Vereinigten Staaten auf keinen Fall in China kaufen möchten, werden europäische, speziell deutsche Hersteller gefragt sein. Im Osten, genauer in China, sieht die Sache schon anders aus. Da erkenne ich weniger positive Signale. Der Markt wächst kaum noch, gleichzeitig entsteht ein massiver Wettbewerb im Land. Zudem stellen chinesische Unternehmen mehr Güter her als nachgefragt werden – das drückt die Preise. Mit ihren Produkten strömen sie in den europäischen Markt und erhöhen damit auch hier den Wettbewerbsdruck. Dem müssen wir uns stellen.

Für 2025 bleibt die Weiterentwicklung des Produktportfolios im Fokus.

Wie haben sich der Markt und die Anforderungen der Kunden in diesem Jahr verändert?

Wegener: Die technologischen Ansprüche nehmen zu. Um sich von asiatischen Marktbegleitern abzuheben, bewegen sich viele Maschinen­bauer in den High-End-Bereich. Gleichzeitig sehen wir einen stark wachsenden Markt in Asien, auch außerhalb von China. Und genau wie die USA wollen auch diese Länder, dass ausländische Firmen preisgünstiger verkaufen und im Idealfall dort auch produzieren. Dazu gehört insbesondere Indien. Für die deutsche Industrie wird es eine Herausforderung, diesen Spagat zu meistern.

Mit welchen Schwierigkeiten rechnen Sie für 2025? Was wird auf Sie zukommen?

Wegener: Wir müssen mit dem in der zweiten Jahreshälfte erwarteten Aufschwung umgehen können. Aktuell fahren wir unsere Lagerbestände hoch. Auch das ist ein Spagat, weil wir damit Kapital binden. Gleichzeitig rechnen wir damit, in der ersten Jahreshälfte nur einen geringen Umsatz generieren zu können, da der Auftragseingang schleppend anziehen wird. Für 2025 bleibt die Weiterentwicklung des Produktportfolios im Fokus.  

Welches Trendthema wird die kommenden Jahre bestimmen?

Wegener: Ein Trend ist das Thema Security im Rahmen des Cyber Resilience Acts (CRA) der Europäischen Union, um die Cyber-Sicherheit von Produkten, die untereinander oder mit dem Internet verbunden sind, entscheidend zu verbessern. Der CRA verpflichtet Hersteller, Schwachstellen offenzulegen, zu reduzieren oder zu beseitigen. Zudem müssen sie Sicher­heitslücken während des gesamten Produktlebenszyklus schließen. Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft. Wir müssen nur das richtige Maß finden, in der aktuellen Situation Gas zu geben und bei Bedarf zu bremsen. Dann überstehen wir die kommenden Monate gut.