Chemische Industrie : Green Deal: Lackindustrie sieht sich unter Druck
Der Green Deal der Europäischen Union bringt auch in der Lackindustrie große Veränderungen. Die darin enthaltene Chemikalienstrategie sieht strengere Regulierungen vor, die unter anderem die Verwendung bestimmter Stoffe beschränken. Die dadurch notwendige Umformulierung von Lack-Rezepturen ist zeit- und kostenintensiv. "Wir können die Ziele aus dem Green Deal unterschreiben, wir müssen nur schauen, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen", so Klaus Schaubmayr. Gleichzeitig seien angeblich viele der Vorschläge zur strengeren Regulierung oft kurzfristig entstanden und deshalb nicht ausreichend durchdacht. Ziel der Lackindustrie seien sichere Produkte, bei denen das Risiko so gering wie möglich ist.
Zur Nachhaltigkeit tragen Lacke und Anstrichmittel bei, indem sie etwa den Spritverbrauch von Autos, Lkws, Zügen, Schiffen und Flugzeugen reduzieren, die Energieausbeute bei Windkraftanlagen erhöhen oder als Korrosionsschutz die Nutzungsdauer von Strommasten verlängern. "Wir sehen, dass enorme Kosten auf uns zukommen werden durch die Umformulierungen, die notwendig werden", viele Stoffe werde man nicht mehr nutzen können. Von den 2.000 bis 4.000 Stoffen, die in der Lackindustrie verwendet werden, könnten 10 bis 15 Prozent wegfallen. Dadurch sei auch die Verfügbarkeit vieler Farben, Lacke und Druckfarben zukünftig gefährdet, so Schaubmayr.
Die Lackindustrie fordert deshalb Planungssicherheit im Chemikalienrecht:
Es müssen klare Aussagen gemacht werden, wo wir Rahmenbedingungen haben, mit denen wir arbeiten können.Hubert Culik, Obmann des Fachverbandes der Chemischen Industrie
Schaubmayer hofft, dass sich die Branche "da gut einbringen und mitgestalten" kann. Das Jahr 2021 hat die österreichische Lack- und Anstrichmittelindustrie gut hinter sich gebracht. Das Geschäft habe sich positiv entwickelt, der Umsatz legte um 16,3 Prozent auf 551 Mio. Euro zu. "Wir konnten uns 2021 von der Coronakrise deutlich erholen", sagte Culik. Preissteigerungen und Engpässe bei Rohstoffen hätten die Entwicklung allerdings gedämpft.
Im heurigen Jahr habe sich die Rohstofflage etwas entspannt, einzelne Rohstoffe seien aber immer noch schwer verfügbar. Grund dafür seien vor allem die Lockdowns in China und der Krieg in der Ukraine. Die Preise würden sich nun auf einem hohen Niveau halten, aber nicht weiter steigen. Die Auslastung sei insgesamt gut, lediglich jene Betriebe, die die Autobranche beliefern, hätten Probleme, weil dort weniger produziert werde. Bei der Auftragslage rechnet Culik nach dem Sommer mit einem Knick, erst dann würden die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die gesamte Wertschöpfung durchschlagen. Eine Prognose für das laufende Jahr sei derzeit aufgrund der Unsicherheiten in Verbindung mit dem Krieg, den hohen Energiepreisen und den Problemen in der Lieferkette nicht möglich.
Weitere passende Artikel: