DMG Mori feiert 20 Jahre in Österreich : Gebhard Aberer: „Der jungen Generation Mut machen“

Als Geschäftsführer der ersten Stunde haben Sie, gemeinsam mit DMG Mori, ein bedeutsames Jubiläum erreicht - 20 Jahre Präsenz in Österreich. Wie blicken Sie auf diese ereignisreiche Zeit zurück? Welche Meilensteine und Herausforderungen haben diese zwei Jahrzehnte geprägt?

Gebhard Aberer: Diese 20 Jahre waren für mich natürlich eine sehr, sehr sportliche Zeit. Ich bin im Jahr 2004 als Geschäftsführer eingestiegen. Da habe ich relativ jung so eine Aufgabe übernehmen dürfen. Ich bin seit 2000 im Konzern und habe anfangs als Werksvertriebsingenieur für Deckel Maho Pfronten und später dann als Area Sales Manager bei der DMG Stuttgart gearbeitet. 2003 wurde entschieden, eine eigenständige Vertriebs- und Service GmbH in Österreich aufbauen, da dieser Markt mit großem Potential für damals DMG gesehen wurde. Es war für mich eine große Ehre und ein toller Vertrauensvorschuss, ab 2004 den Standort Österreich aufbauen zu dürfen. Ich bin sozusagen in die Bundesliga aufgestiegen. Damals hatten wir in Wiener Neudorf ein Team von 34 Mitarbeitern. Den Firmensitz haben wir nach Fertigstellung der Europazentrale in Klaus im Oktober 2005 dann von Wiener Neudorf nach Vorarlberg verlagert. Von da an hatten wir beste Voraussetzungen mit einem eigenen Technologiecenter und konnten so unseren Kunden auf ca. 700m2 Showroomfläche stets die Neuheiten vor Ort auch in Österreich präsentieren.

Und somit begann eine der vielen Umstrukturierungen der Österreich-Niederlassung …

Aberer: Ja, das bedeutete, dass ich ein komplett neues Team aufbauen musste. Und Sie können sich vorstellen, dass so eine Umstrukturierung als relativ junger Geschäftsführer sehr herausfordernd war. Damals wurde der Grundstein für den heutigen Erfolg gelegt. Heute habe ich 53 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich bin sehr stolz darauf, dass ich jetzt so ein Team habe. Davon sind allein 40 im Service und wir haben uns in Österreich etabliert. Das bestätigt sich auch am Standort Stockerau, wo wir wirklich als nachhaltiger Partner gesehen werden, nicht nur im Maschinenverkauf, sondern auch im Service, was uns eben auch Folgegeschäfte bringt. Das ist sehr schön zu sehen, unser Service ist das Spiegelbild des Unternehmens. Mit der Fusion von DMG und Mori Seiki im Jahr 2012 wurden wir endgültig zur ´Global One Company´ und ich hatte die Aufgabe, den Standort Stockerau zu integrieren. Die letzten Jahre waren sehr ereignisreich. Wir haben die Zentrale in Klaus aufgegeben, weil damals die Europazentrale in die Schweiz verlegt wurde und sind mit unserem Sitz nach Lustenau übersiedelt. Den neuen Standort in Stockerau haben wir mit einem kleinen, aber feinen Tech-Center mit 250 Quadratmetern aufgewertet, wo wir jetzt eine Plattform bieten, wo wir speziell die Klein- und Mittelbetriebe im Osten Österreichs bespielen können und ihnen die Möglichkeit bieten, unsere Produkte gepaart mit Automation und Digitalisierung in einem Schauraum erleben zu können.

DMG MORI Austria
Gebhard Aberer, Geschäftsführer von DMG Mori in Österreich - © DMG MORI Austria
Der Paradigmenwechsel in unseren Kundengesprächen ist gewaltig.

Welche Bedeutung hat der Standort Stockerau für den österreichischen Markt?

Aberer: Stockerau wird ganz klar die Plattform speziell für Ost- und Südösterreich sein und wir versuchen natürlich, dass wir auch die angrenzenden osteuropäischen Länder mit mehr Technologiekompetenz am Standort Stockerau unterstützen und bedienen können. Wir haben in Stockerau eine eigene Trainingsakademie integriert, wo für die Kunden, aber auch für die eigenen Mitarbeiter Schulungen angeboten werden - für Österreich und die angrenzenden osteuropäischen Länder. Wir sind auch Sponsor der World Skills Weltmeisterschaft, die heuer in Lyon stattfindet. Das ist für uns von großer Bedeutung. Es gibt weltweit nur zwei Standorte von DMG Mori, an denen die Teilnehmer trainieren. Der eine Standort ist in Japan (IGA) im Stammwerk. Und der zweite Standort sind wir in Stockerau. Hier trainieren seit Monaten 16 Nationen, aber auch unsere Staatsmeister im Drehen und Fräsen, die uns bei der Weltmeisterschaft vertreten werden. Wir freuen uns auch sehr, dass wir in München die Europazentrale aufbauen – und damit nah an unserem Markt. Mit dem großen Showroom ist das für uns und unsere Kunden interessant.

Die letzten 20 Jahre waren nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch interessant. Wie haben Sie das erlebt?

Aberer: Die Entwicklung unserer Branche in den letzten zwei Jahrzehnten ist bemerkenswert. Als ich begann, konzentrierten sich Kunden primär auf simple Kapazitätserweiterungen durch den Kauf neuer oder den Austausch alter Maschinen. Unsere Verkaufsgespräche drehten sich damals fast ausschließlich um die technischen Aspekte der Werkzeugmaschinen. Heute agieren wir in Österreich in einem hochkompetitiven High-End-Markt, der sowohl von osteuropäischen Nachbarn als auch von chinesischen Zulieferern stark umworben wird. Als Reaktion darauf haben wir unsere Strategie grundlegend neu ausgerichtet: Statt lediglich Maschinen zu verkaufen, streben wir danach, die Vision unserer Kunden tiefgreifend zu verstehen und sie bei deren schrittweiser Realisierung zu unterstützen. Unser Fokus liegt nun auf maßgeschneiderten, ganzheitlichen Lösungen. Wir integrieren modernste Ansätze wie Prozessintegration, Automation, Digitale und Grüne Transformation, um unseren Kunden – insbesondere den vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft bilden, aber auch den großen Industrieunternehmen - zukunftsfähige, effiziente und benutzerfreundliche Systeme anzubieten. Der Paradigmenwechsel in unseren Kundengesprächen ist gewaltig: Statt technischer Details diskutieren wir heute betriebswirtschaftliche Weiterentwicklung, Nachhaltigkeit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Unser Ziel ist es, unsere Kunden zu stabilen, profitablen Unternehmen zu entwickeln. Diese Transformation in unserem Ansatz war für mich persönlich eine intensive Lernkurve, die mich die Bedeutung ganzheitlicher, kundenorientierter Lösungen gelehrt hat.

Die Jugend hat eine Zukunft, wenn sie mit Modernisierung die Zukunft gestaltet.

Ist das Bekenntnis von DMG Mori zum Standort Österreich nach wie vor ungebrochen?

Aberer: Das ist nach wie vor ungebrochen, und ich glaube das bestätigen auch die Gespräche mit unseren Kunden. Bei uns ist es ja so, dass wir komplette Betreuungspakete anbieten, wo wir zum Beispiel mit dem Full-Service 5.0 dem Kunden eine fünfjährige erweiterte Gewährleistung geben, die Wartung und den Maschinenbruch absichern und für kalkulierbare Kosten sorgen. Wenn der Kunde es wünscht, bieten wir ihm sogar eine maßgeschneiderte Finanzierung an. Und wir wollen mit unseren Ansätzen vor allem kleinen Unternehmen zeigen, dass man mit modernen Modernisierungslösungen wettbewerbsfähig sein kann. Mein Ziel ist es auch, der jungen Generation, die zum Teil entmutigt ist, Mut zu machen, weiterzumachen. Die Jugend hat eine Zukunft, wenn sie mit Modernisierung die Zukunft gestaltet. Wir zeigen den Kunden, dass sie gerade durch mehr Spindelstunden ihre Produktivität steigern können und dass sie durch Automation auch das große Problem des Fachkräftemangels lösen können.

Der Digitalisierungsboom hat auch den Werkzeugmaschinenbau erfasst. Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden an Ihre Produkte?

Aberer: Der Fokus liegt ganz klar auf ganzheitlichen Lösungen, die weit über einzelne Maschinen hinausgehen. Ein Paradebeispiel dafür ist unsere CELOS X Plattform, die Digitalisierungsprozesse entscheidend vorantreibt und dabei benutzerfreundlich bleibt. Eine weitere Schlüsseltechnologie ist unser Digital Twin Konzept. Diese innovative Lösung ermöglicht präzise Simulationen von Fertigungsprozessen, was nicht nur exakte Kalkulationen erlaubt, sondern auch potenzielle Kollisionen in der Maschine verhindert, bevor sie überhaupt auftreten können. Darüber hinaus setzen wir stark auf visualisierte Systeme zum Wissenstransfer. Diese Technologie revolutioniert die Art und Weise, wie Fachwissen weitergegeben wird. Statt das Wissen ausschließlich in den Köpfen einzelner Fachkräfte zu belassen, machen wir es durch Visualisierung greifbar und für alle zugänglich. Um die Leistungsfähigkeit und Synergie all dieser Innovationen hautnah zu erleben, möchte ich jeden Interessierten herzlich einladen, unseren neu gestalteten Showroom in Stockerau zu besuchen. Hier veranschaulichen wir die gesamte Prozesskette und bieten die Möglichkeit, unsere Lösungen persönlich zu erleben und zu testen. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, die Zukunft der Fertigungstechnologie aus erster Hand zu erfahren.

Die letzten 20 Jahre waren für Sie sehr bewegend. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Aberer: Meine Vision für die Zukunft konzentriert sich auf mehrere Schlüsselbereiche: Erstens steht der weitere Ausbau unseres Serviceangebots im Mittelpunkt. Wir haben uns in diesem Bereich bereits einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet, den wir durch gezielte Kapazitätserweiterungen noch weiter stärken wollen. Zweitens liegt mein Fokus auf der Weiterentwicklung unseres Vertriebsteams. Unser Ziel ist es, bei unseren Mitarbeitern ein stärker unternehmerisch geprägtes Denken und Handeln zu fördern. Zu diesem Zweck werden wir in unserer Sales-Akademie spezielle Programme implementieren, die genau diese Fähigkeiten vermitteln und schärfen. Und Drittens streben wir danach, unsere Position als äußerst attraktiver Arbeitgeber weiter auszubauen. Unsere bemerkenswert niedrige Fluktuationsrate bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sind stolz darauf, ein Arbeitsumfeld geschaffen zu haben, das unsere Mitarbeiter motiviert und ihnen vielversprechende Zukunftsperspektiven bietet.

Technologietage von DMG Mori in Stockerau

Mit den diesjährigen Technologietagen feierte DMG Mori das 20-Jahre-Jubiläum von DMG Mori Austria. Der Standort Stockerau von DMG Mori ist die zentrale Anlaufstelle für österreichische Kunden und bietet ausreichend Platz, um verschiedene Lösungen zur Fertigungsmodernisierung speziell für KMU anhand einer durchgängigen Prozesskette darzustellen und für den Besucher erlebbar zu machen. Vom CAD/CAM-System über hauseigene Postprozessoren bis hin zu intuitiv bedienbaren Automationslösungen.

Der moderne Showroom erstreckt sich über rund 250 Quadratmeter und bietet Platz für eine Vielzahl von Maschinen, darunter das Komplettbearbeitungszentrum CLX 450 TC mit Robo2Go als Automatisierungslösung, die hochpräzise Universaldrehmaschine NLX 2500|700 SY mit Matris Light sowie innovative 5-Achs-Fräszentren.