CO2-Gehalt in der Atmosphäre wie 1950 : Frank Obrist will mit Gigaplants das Klima retten
Dadurch sollen die Gigaplants CO2-negativ und somit klima-positiv arbeiten. "Netto-Null ist nicht genug, wir setzen auf netto-negativ“, sagt der Erfinder. "Um künftigen Generationen ein intaktes Klima zu hinterlassen, müssen wir das durch die extensive Nutzung fossiler Brennstoffe ausgestoßene Kohlendioxid wieder einfangen, also aus der Atmosphäre entfernen.“ Obrist hält 190 Patente, die genau dies ermöglichen sollen. Die Vereinten Nationen unterstützen das Konzept. So hat die United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) das Obrist-Konzept kürzlich als „The Most Promising Solution Award Winner in Energy Efficiency Category“ ausgezeichnet.
Die Spezifikationen der geplanten Gigaplants sind beeindruckend. Knapp vier Millionen Tonnen Methanol sollen jährlich auf einer Fläche von rund 280 Quadratkilometern produziert werden. Das entspricht bei heutigen Energiepreisen einem Umsatzvolumen von rund 4,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die jährlichen Betriebskosten werden auf rund 340 Millionen Dollar geschätzt, so dass ein Bruttogewinn von knapp vier Milliarden Dollar pro Jahr verbleibt. Die Baukosten für eine Gigaplant in Höhe von kalkulierten 18,6 Milliarden US-Dollar würden sich demnach in weniger als fünf Jahren amortisieren. Dies entspricht einer jährlichen Rendite auf die Kapitalkosten von über 21 Prozent.
Stromgestehungskosten entscheidend
Diese hohe Wirtschaftlichkeit ist allerdings nur beim Betrieb der Anlage im Sonnengürtel der Erde möglich, wo Solarstrom aufgrund der Sonnenintensität zu Kosten von nur 0,88 Cent pro Kilowattstunde verfügbar ist. Diese so genannten Stromgestehungskosten für die Umwandlung aus einer anderen Energieform in elektrischen Strom liegen bei konventionellen Solarparks zwischen drei und über fünf Cent pro Kilowattstunde, bei Windenergieanlagen zwischen knapp vier (an Land) und etwa zwölf Cent (auf See), bei Biomasse zwischen sieben und 17 Cent, bei Erdgas zwischen knapp acht und 13 Cent, bei Stein- und Braunkohle zwischen zehn und 20 Cent und bei Atomkraftwerken zwischen 3,5 und acht Cent. Das Obrist-Konzept erzeugt Strom also mehr als dreimal günstiger als die billigste Alternative.
Da Elektrizität jedoch schwer im großen Stil zu speichern und noch schwerer zu transportieren ist, wird diese in der Gigaplant „nur“ zur Elektrolyse genutzt, um aus Wasser im ersten Schritt Wasserstoff und aus diesem im zweiten Schritt Methanol zu erzeugen. Methanol ist bei Normaltemperatur flüssig und lässt sich über alle Transportwege, die heute bereits für fossile Brennstoffe vorhanden sind, transportieren (Pipelines, Tankschiffe, Tanklaster usw.).
6,2 Milliarden Tonnen an Kohlendioxid jährlich
Der Clou: Das für die Methanolproduktion notwendige Wasser muss der Anlage nicht zugeführt werden, weil es aus der Luft entnommen wird. Dabei genügt schon eine Luftfeuchtigkeit von zehn Prozent, wie sie selbst in der Wüste vorhanden ist, um das begehrte Methanol herzustellen. Die Gigaplants lassen sich also in Wüsten oder auf sonstigem Ödland errichten, das ohnehin nicht anderweitig genutzt werden könnte. Dadurch bleiben die Kosten niedrig und es gibt keine Konflikte mit Besiedlungsprojekten oder der Landwirtschaft. Die Kosten für das durch Solarenergie und „Wüstenwasser“ hergestellte flüssige Methanol beziffert die Obrist Group auf unter sechs Cent pro Kilowattstunde, also weit weniger als jeder andere bekannte Energieträger. Hinzu kommt: Methanol ist im Unterschied zu anderen nachhaltigen Verfahren zur Energiegewinnung wie Photovoltaik oder Windkraft grundlastfähig, steht also unabhängig von Wetterbedingungen zur Verfügung.
Für das Klima wichtiger als die Rendite: Die Gigaplant soll jedes Jahr netto mehr als 6,2 Milliarden Tonnen an Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre entfernen. Damit arbeitet die gigantische Energiefabrik im großen Stil CO2-negativ – es wird mehr CO2 aus der Atmosphäre geholt als später bei der Nutzung des synthetischen Kraftstoffs Methanol zurückgegeben wird. Experten sprechen von Direct Air Capture (DAC).
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Als Nebeneffekt entstehen dabei rund 228.000 Tonnen Kohlenstoff im Jahr, aus dem sich Kohlenstofffasern oder Kunststoffe herstellen lassen, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage steigert. Dem Klima kommen die über 6,5 Millionen Tonnen Sauerstoff zugute, die bei der Methanolproduktion in jedem Jahr in die Atmosphäre abgegeben werden.
2.700 Gigaplants benötigt
Nach Berechnungen der Obrist Group werden rund 2.700 Gigaplants benötigt, um mit grünem Methanol die Nutzung fossiler Brennstoffe vollständig zu ersetzen. Die Gesamtkosten zur Errichtung der sauberen Energiefabriken lägen bei fast 50.000 Milliarden bzw. 50 Billionen Dollar. „Das ist zwar eine gewaltige Summe“, räumt Frank Obrist ein, „aber angesichts eines weltweiten Umsatzes von etwa acht Billionen Dollar jährlich mit fossilen Brennstoffen keine Utopie.“
Zudem plant der Visionär langfristig: Bis 2150 könnte durch die Gigaplants der CO2-Gehalt in der Atmosphäre wieder auf den des Jahres 1950 zurückgeführt werden, hätten Berechnungen ergeben. 1950 betrug der CO2-Anteil in der Luft etwa 290 ppm (Parts per Million), 2023 wurden 420 ppm gemessen. Den Peak erwartet Frank Obrist wie viele Wissenschaftler um das Jahr 2050 herum bei etwa 450 ppm. Ab diesem Zenit könnte der CO2-Anteil über 100 Jahre hinweg durch das „Absaugen“ von Kohlendioxid aus der Atmosphäre mit Hilfe der Gigaplants allmählich wieder zurückgeführt werden, so die Planung.
Damit der Plan gelingt, müssen neben der Politik vor allem die Kräfte des Marktes aktiviert werden, ist Erfinder und Unternehmer Frank Obrist überzeugt. Sein Credo: „Weil die Herstellung, der Transport und die Nutzung von grünem Methanol um ein Vielfaches kostengünstiger sind als alle fossilen Brennstoffe oder sonstigen Energieträger wie beispielsweise Kernkraft, stellen Investitionen in Gigaplants ein äußerst lukratives Geschäftsmodell dar.“
Projekte in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA
Die Obrist Group hatte erst kürzlich eine globale Allianz gemeinsam mit EWU Tech, DSE Green Technology Holdings mit über 25 europäischen Technologiepartnern sowie Global Enterprises zur Errichtung von Gigaplants nach dem patentierten Obrist-Verfahren geschlossen. Milliardenschwere Projekte sind in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA geplant. Zur Finanzierung sind derzeit laut Angaben sogenannte „Sub Zero Funds“ im Entstehen, die rege Nachfrage sowohl von Seiten der Industrie als auch institutioneller Investoren erfahren.
Auf den ersten Blick erstaunlich, auf den zweiten verständlich: In den Ölfördergebieten im Nahen Osten ist die Investitionsbereitschaft besonders groß – die gesamte Region liegt im Sonnengürtel der Erde und könnte daher an der neu entstehenden Methanolwirtschaft ebenso stark partizipieren wie bislang am Erdölgeschäft, das allein aufgrund der Endlichkeit fossiler Brennstoffe ohnehin nicht „ewig“ weiterlaufen kann.
Für Frank Obrist noch wichtiger: „Insbesondere der wirtschaftlich schwächere globale Süden profitiert aufgrund seiner geografischen Lage von der Umstellung auf eine Methanolwirtschaft, weil dort die Sonnenintensität besonders hoch ist. Wir haben im Nahen Osten erlebt, wie die fossile Erdölwirtschaft einer ansonsten kargen Wüstenregion einen enormen Aufschwung beschert hat. Eine ähnlich positive Entwicklung vor Ort werden Gigaplants in Afrika und anderen Regionen des globalen Südens mit sich bringen.“ Diese Aussicht erwies sich auch als ein Hauptargument bei der Vorstellung des Konzepts auf der Jahrestagung der UN Commission on Science and Technology for Development im Frühjahr 2024 in Genf.
Vorstellung des Konzepts auf dem Global Energy Summit
CEO Frank Obrist stellt sein Konzept auf dem Global Energy Summit der Denkfabrik Diplomatic Council mit UNO-Beraterstatus am 28. Mai, um 15.00 Uhr, vor. Die Teilnahme ist nach Anmeldung kostenfrei: www.diplomatic-council.org/energysummit2024