Kommentar von Michael Fälbl : Digital vernetzte Industriezweige
Das sind die Thesen, die einer Vielzahl an europäischen Forschungs-, Entwicklungs- und Kooperationsprojekten zugrunde liegen. Von öffentlicher und privater Seite wurde in den letzten Jahren jeweils ein Milliardenbetrag investiert – der „Datenschatz“ soll gehoben werden. Nicht alle Aktivitäten rund um Data Spaces, Gaia-X & Co. sind interessant für die österreichische Industrie – zwei Initiativen sollten produzierende Unternehmen hierzulande 2025 aber genauer beobachten: Catena-X und Manufacturing-X.
Vorreiter Automobilindustrie
Das Projekt Catena-X verfolgt die digitale Vernetzung der Automobilindustrie. Maßgeblich getrieben von BMW, Mercedes-Benz und weiteren Herstellern und Zulieferern wurden in den letzten Jahren SoftwareKomponenten entwickelt und adaptiert. Über Catena-X werden heute unter anderem digitale Zwillinge standardisiert erstellt, Rückrufe bei Produktfehlern besser nachverfolgbar gemacht oder Einkauf und Lagerbestände optimiert. 2025 ist damit zu rechnen, dass OEMs und Zulieferer die Verwendung von Catena-X-Standards zunehmend einfordern. In Österreich passiert das zum Teil bereits. Aufgrund des ausgeprägten Firmenengagements und der anwendungsfokussierten Software gilt Catena-X als Erfolgsprojekt zur Umsetzung von Data Spaces. In Deutschland wurde daher beschlossen, die Umsetzung weiterer Data Spaces nach dem Vorbild von Catena-X fi nanziell zu unterstützen.
Erfahrungstransfer in weitere Branchen
Unter dem Label Manufacturing-X wird seit 2023 die Adaptierung und Erweiterung der Software-Komponenten für weitere Industriezweige verfolgt. Im Maschinenbau, in der Luftfahrt, der Robotik, der Prozessindustrie oder in der Halbleiterfertigung sollen innovative Anwendungen umgesetzt und Wertschöpfungsnetzwerke digital gestärkt werden. Im Factory-X-Projekt arbeitet man z. B. an der Vereinheitlichung von Firmware-Updates im Anlagenbau. Im Semiconductor-X-Projekt wird z. B. die Kapazitätsplanung digital vereinfacht – Engpässe in der Lieferkette sollen vermeidbar werden.
Die verwendeten technischen Komponenten einen die diverse Projektlandschaft. Dazu zählen insbesondere die Asset Administration Shell (AAS) und der Eclipse Dataspace Connector (EDC). Dabei handelt es sich um technische Bausteine, die auch außerhalb der geförderten deutschen Projekte bereits Verwendung fi nden. Die AAS wird z. B. von mehreren österreichischen Maschinenbauern bereits eingesetzt, der EDC kommt z. B. im europäischen Projekt SM4RTENANCE zum Einsatz
Österreichische Beteiligung erwünscht
Weit mehr als 200 Unternehmen beteiligen sich an den bisher gestarteten Data-Space-Projekten in der Produktion. Bei vielen Projekten, z. B. beim Factory-X-Projekt oder beim Projekt RoX in der Robotik, gibt es die Möglichkeit, sich als assoziierter Partner an der Umsetzung spezifi scher Use Cases zu beteiligen. Für heimische Betriebe, die vernetzte Lieferketten als Zukunftsthema betrachten, kann das gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten eine Chance sein, sich als innovative Partner einzubringen. Bei Wetten auf die Zukunft ist immer eine Portion Skepsis angebracht. Für die österreichische Industrie gilt: Wenn Standards und Technologien Verbreitung fi nden, dann ist das sicher ein gutes Zeichen. Auch bei der Suche nach dem „Datenschatz“ gilt: Ob man fündig wird, weiß man erst, wenn man anfängt zu graben. Die Stelle zum Graben markiert manchmal ein X.
