Start Up : Die Quantensensorik-Pläne von Bosch
Unter dem Markennamen Grow brüten rund 250 MitarbeiterInnen für Bosch an Innovationen. Seit Kurzem möchte der Tech-Konzern mit einem neuen Produktbereich seine Quantensensoren zu Geld machen.
CEO des neu gegründeten Start-ups ist Katrin Kobe. Die promovierte Physikerin bringt mehr als 25 Jahre Managementerfahrung aus Tätigkeiten in unterschiedlichen Technologieunternehmen. Ihr unterstehen derzeit 15 Mitarbeitende, das Team soll in den kommenden Monaten aber auf mehr als 20 wachsen. Der neue Produktbereich wird ab Frühjahr 2022 in den Grow-Gebäuden in Ludwigsburg angesiedelt. Organisatorisch gehört das Start-up zum Bosch-Geschäftsbereich Automotive Electronics mit Sitz in Reutlingen.
Bei Bosch hat die Forschung einen großen Stellenwert. Als weltweit aufgestelltes Unternehmen mit Kooperationen und Expertise im Bereich der Quantentechnologie nutzt Bosch die Chance, dieses Zukunftsthema im agilen Umfeld eines Start-ups voranzutreiben.CEO Katrin Kobe
Hochpräzise Messungen
Quantensensoren können etwa tausendmal empfindlicher messen als mikromechanische Sensoren. Diese Präzision erreichen sie durch die Nutzung einzelner Atome eines Gases oder Defekte in Festkörpern als atomare Messinstrumente. Durch deren gezielte Initialisierung vor der Messung und dem Auslesen individueller Quantenzustände nach der Messung erreichen Quantensensoren ihre hohe Präzision. Daher sollen sie künftig nicht nur für Verkehrssicherheit sorgen, sondern auch in der Medizin angewendet werden. Laut Bosch-CEO Volkmar Denner könnten Quantensensoren die Diagnose von Alzheimer, Parkinson und Epilepsie revolutionieren. Außerdem können mit ihnen Nervenimpulse erfasst werden, um künftig zum Beispiel medizinische Prothesen anzusteuern. Auch die Detektion feinster Lageänderungen von Gegenständen wird mit solchen Sensoren möglich.
Ziele und Marktprognosen
Bosch forscht bereits seit sieben Jahren im Bereich Quantensensorik – voll funktionsfähige und leistungsstarke Demonstratoren eines Quanten-Magnetometers und eines Quanten-Gyrometers liegen vor. Mit Quanten-Magnetometern lassen sich beispielsweise winzige Magnetfelder physiologischer Prozesse detektieren, Quanten-Gyrometer erlauben die hochpräzise Erfassung von Rotationen für die Navigation autonomer Systeme. Langfristiges Ziel ist die weitere Miniaturisierung bis hin zur Integration auf einem Chip.MarktexpertInnen erwarten für Quantensensorik-Anwendungen in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum. Im Jahr 2021 wurden weltweit 22 Milliarden US-Dollar in Quantentechnologie investiert. Laut McKinsey & Co. soll das Marktvolumen für Quantensensoren auf bis zu sieben Milliarden US-Dollar anwachsen.