New Work bei Beckhoff : Armin Pehlivan: „Es gibt keinen Fachkräftemangel“
Beckhoff Automation ist weiter auf Wachstumskurs. Der Spezialist für Automatisierungstechnik konnte seinen Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr auf 1,75 Milliarden Euro steigern - ein Plus von 16 Prozent. Trotz der positiven Entwicklung sieht Pehlivan die wirtschaftliche Entwicklung mit Vorsicht: „Nach zwei hervorragenden Jahren kommt es jetzt zu einer gewissen Konsolidierung des gesamten Marktes. Dass jetzt zwei große Kriege ausgetragen werden, ist nicht gerade förderlich. Deshalb ist die Auftragslage nicht gut, aber der Umsatz ist gut, weil sich in den letzten Jahren einiges angestaut hat. Wir rechnen damit, dass es ab Mitte des Jahres wieder bergauf gehen wird“, so Pehlivan.
Wir sind so stark auf die neue Generation zugegangen, dass sie gerne zu uns kommt
Neuer Standort in Bürs
Beckhoff investiert jedenfalls weiter in Österreich. Im Zuge der Expansion wird in Bürs ein neuer Standort errichtet. Der Spatenstich erfolgte im Oktober 2023, die Fertigstellung steht kurz bevor. „Die Übergabe ist für Oktober 2025 geplant und spätestens im Winter wird das neue Gebäude bezogen.“
Innerhalb der Beckhoff-Familie profiliert sich Österreich immer mehr als Innovationstreiber. Ein wichtiger Grund für den Ausbau der Niederlassung in Wien ist der modulare Industrieroboterbaukasten ATRO, der im Rahmen der Automatica 2022 vorgestellt und in Österreich konzipiert wurde. „Das Konzept ist durchdacht und kommt gut an. Viele Kunden wollen es bereits kaufen. Wir arbeiten derzeit am letzten Feinschliff, um das Produkt serienreif zu machen“, so Pehlivan. Mit ATRO kann sich der Anwender aus den zur Verfügung stehenden Modulen nahezu jeden Robotertyp für seine Anwendung zusammenstellen - ein offenes System, das zukunftsweisend für die gesamte Branche sein könnte.
Wien ist für uns ein Supermarkt für spezialisierte Fachkräfte, gerade im Bereich Robotik.
4-Tages-Woche und Homeoffice
Über den Dächern Wiens entsteht so ein Innovations-Hub. Rund 20 Robotik-Experten sind derzeit beschäftigt. „Viele kommen aus dem Umfeld der Fachhochschulen und der TU. Das heißt, Wien ist für uns ein Supermarkt für spezialisierte Fachkräfte, gerade im Bereich Robotik“, so Pehlivan. Mit Fachkräftemangel hat Beckhoff in Österreich nicht zu kämpfen. Der Nachwuchs wird mit einer 4-Tage-Woche und flexiblen Arbeitszeiten gelockt. „Wir sind so stark auf die neue Generation zugegangen, dass sie gerne zu uns kommt. Wir haben eher das Problem, dass wir viel zu viele Bewerbungen haben, die wir jetzt nicht alle einstellen können. Einen Fachkräftemangel kann ich in Bezug auf die Robotik in Wien nicht nachvollziehen - es gibt ihn einfach nicht“.
Ziel der neuen Arbeitszeitgestaltung ist einerseits die Förderung der inneren Motivation der bestehenden Belegschaft. Andererseits wirbt Beckhoff damit auch aktiv um Nachwuchs: "Wir investieren in unsere Mitarbeiter“.
Die Zukunft der Community
Als Vorsitzender des Messebeirats der Smart Automation, der wichtigsten Automatisierungsmesse Österreichs, ist Pehlivan auch maßgeblich an der Vernetzung der heimischen Automatisierungs-Community beteiligt. Grund zur Sorge sieht Pehlivan trotz des angekündigten Rückzugs des Messeveranstalters RX Global vom österreichischen Markt nicht. "Ich bin seit mehr als 30 Jahren im Vertrieb tätig. Ich bin davon überzeugt, dass wir solche Veranstaltungen brauchen, um den persönlichen Kontakt zu Kunden und Partnern zu pflegen.“ Beckhoff ist auch federführend beim Automation Forum, das dieses Jahr im September zum zweiten Mal stattfindet und alternierend mit der Smart Automation abgehalten wird.