Sandoz und Universität Innsbruck : Neues CD-Labor für Optimierung von Arzneiformen

Die Leiterin des neuen CD-Labors, Dr. Doris Braun
- © Ulrich GriesserDie meisten pharmazeutischen Wirkstoffe bestehen aus kleinen Molekülen, die aus Gründen der chemischen Stabilität meist in kristalliner Form zu Tabletten verarbeitet werden. Die zunehmende Komplexität moderner Arzneistoffe führt dabei oft zu einer Verschlechterung der Wasserlöslichkeit, die wiederum entscheidend für die Wirksamkeit der Medikamente im menschlichen Körper ist. Die Forscher des Christian Doppler Labors für Innovative Crystal Engineering Strategien in der Arzneimittelentwicklung legen bei ihrer Arbeit den Schwerpunkt auf die Erforschung kritischer Stoffeigenschaften von pharmazeutischen Hilfs- und Wirkstoffen, die für die Herstellung, Qualität und Sicherheit von hochwertigen Medikamenten entscheidend sind. Die Optimierung dieser Eigenschaften ermöglicht es, Herstellungsprozesse zu beschleunigen und letztlich die Kosten für wichtige pharmazeutische Produkte zu senken.
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Mithilfe von experimentellen und computerbasierten Methoden werden im neuen Labor nicht nur Materialeigenschaften optimiert, sondern auch innovative Ansätze für die Vorhersagbarkeit von Festkörperstrukturen und die Stabilisierung von Festformen mit optimierter Bioverfügbarkeit entwickelt. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Wechselwirkung zwischen dem pharmazeutischen Wirkstoff und Hilfsstoffen gelegt, für maßgeschneiderte Formulierungen in der Produktion.
Materialwissenschaftliche Ansätze, wie das „Crystal Engineering“, ermöglichen die Herstellung verschiedener Festformen von Wirkstoffen mit unterschiedlichen pharmazeutisch relevanten Eigenschaften. „Wir wollen die in Bezug auf Stabilität, Löslichkeit und Verarbeitbarkeit optimale Form biologisch aktiver Moleküle finden, um diese zu hochwertigen und marktfähigen Medikamenten zu entwickeln“, fasst CD-Labor-Leiterin Doris Braun das Ziel der neuen Forschungseinrichtung zusammen, die von Sandoz und der öffentlichen Hand mit einem Millionenbetrag finanziert wird.
Grundlagen für Herstellung hochwertige Medikamente verbessern
Firmenpartner ist das Pharmaunternehmen Sandoz in Kundl. Markus Becker, Head Strategic Sourcing bei Sandoz, betont die Bedeutung eines umfassenden Verständnisses der Bildung von Festformen, deren Stabilität und Eigenschaften für die Produktion von Arzneimitteln: "Der anhaltende Trend in der modernen Arzneimitteltherapie zu chemisch immer komplexeren Arzneistoffen erfordert bereits im Vorfeld der eigentlichen Entwicklung ein umfassendes Verständnis der physikalisch-chemischen Eigenschaften der jeweiligen Moleküle. Diese Daten ergeben aus dem Zusammenspiel zwischen universitärer Wissenschaft und industrieller Entwicklung die Basis für maßgeschneiderte Medikamente zum Wohle der Patienten.“
Auch Cornelia Hagele, die Tiroler Wissenschaftslandesrätin, zeigt sich erfreut: "Das neue Christian-Doppler-Labor ist eine Bereicherung für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Tirol: Hier wird Spitzenforschung betrieben, die nicht nur zur Optimierung pharmazeutischer Wirkstoffe beiträgt, sondern auch industrielle Prozesse effizienter gestaltet. Die enge Zusammenarbeit zwischen der Universität Innsbruck und Sandoz zeigt, wie wissenschaftliche Exzellenz und wirtschaftliche Anwendung Hand in Hand gehen – ein bedeutender Impuls für Tirol als führenden Forschungsstandort.“
"Die Polymorphie-Forschung genießt an der Universität Innsbruck eine lange Tradition. Wegweisende Methoden zur Identifizierung und Charakterisierung verschiedener Kristallformen von Wirkstoffen gehen auf Ludwig Kofler und dessen Nachfolgerin Maria Kuhnert-Brandstätter zurück, die in Innsbruck die Grundlagen für dieses Forschungsfeld gelegt haben. In Zusammenarbeit mit Sandoz können wir diese erfolgreiche Arbeit weiter ausbauen und damit auch den Industriestandort Tirol nachhaltig stärken“, sagt Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck.

Christian Doppler Labors
In den Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Wissenschaftler kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Christian Doppler Labors werden gemeinsam von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen finanziert. Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.