Spezialmaschinen : Lottomaschine neu -
wenn die Modernisierung nicht auffallen darf

Hrach, Lachnit, Wiesegger

Thomas Hrach, CEO Economa / Eduard Lachnit, Sales Festo / Werner Wiesegger, Leitung Konstruktion Economa.

- © Festo

Bei den österreichischen Lotto Ziehungen die Akustik einen ganz besonderen Wiedererkennungswert hat. Man denke zum Beispiel daran, wenn sich die Kugeln im Trichter bzw. in der Trommel mittels Druckluft bewegen. Damit alles so ist und wirkt, wie es sein soll, braucht es die richtige Technik. Und die kommt vom Wiener Maschinenbauer Economa. Thomas Hrach, der CEO des Traditionsunternehmens: „Bei der jüngsten Generationen von Lotto Maschinen wurde die Ziehung technisch neu umgesetzt. Wichtig war dabei aber, dass die Geräusche, der Sound bei der Ziehung, sowie die wesentlichen Elemente der Optik beibehalten werden. Wir sprechen also von einer umfassenden Modernisierung, die bewusst nicht auffallen darf.“

Transparente Elemente und mehr

Wenn man vor dem Bildschirm sitzt, kann man sich kaum vorstellen, was alles notwendig ist, um solch eine Ziehung in dieser Form zu erleben. „Bei den transparenten Elementen der Maschinen muss man auf äußerst glatte Oberflächen achten. In Kombination mit viel Licht und extremen Nahaufnahmen sieht man alles. Das ist gut für die Show. In der Fertigung ist das jedoch eine echte Herausforderung. Das verlangt nach höchster Genauigkeit und auch Handarbeit“, erzählt Hrach.

Einmal „drüberfräsen“ reicht nicht

„Wir haben verschiedenste Materialien verbaut: Acrylglas, Holz, Blech, Aluminium, Stahl und anderes. Ein so breiter Mix auf kleinstem Raum ist im Maschinenbau ungewöhnlich und daher durchaus interessant. So wurden zum Beispiel für die großen Acrylglasteile extra Formen angefertigt. Das ist nichts, was man auf eine Fräsmaschine aufspannt und schnell einmal drüberfräst“, so der Geschäftsführer von Economa.

So eine Anlage in der Werkstatt auszutüfteln und zu testen, ist kein Alltag für Maschinenbauer.
Thomas Hrach

Ähnlich aber nicht gleich, sind die zwei unterschiedlichen Typen von Maschinen, die Economa für die Lotto Ziehungen konstruiert hat. Bei „6 aus 45“ wird eine Kugel nach der anderen gezogen, während die restlichen Kugeln im Behälter bleiben. Bei der Joker Maschine hingegen wird der Behälter nach jedem Ziehen einer Kugel entleert und mit neuen Kugeln befüllt. Bei beiden Maschinen wird mit einem sehr hohen Luftdruck „gefahren“, um die Kugeln in Bewegung zu halten. Diese Luft muss natürlich auch wieder aus der Maschine heraus. Dafür gibt es unsichtbare Auslässe, aus denen die Luft gezielt entweichen kann, ohne dass beispielsweise die Moderatorin angeblasen wird.

Per Tastendruck befüllt

„Früher wurden die Kugeln über einen Hebel und Bowdenzüge eingeworfen – das verlangte nach richtig dosierter Kraft von der Dame oder dem Herrn am Gerät. Jetzt wird mit Hilfe von Festo und einem einfachen Tastendruck befüllt“, erläutert Werner Wiesegger, Leiter der Konstruktion bei Economa. Der Start der Ziehung passiert über einen Taster. Die Befüllung erfolgt mittels eines speziellen, von Economa selbst entwickelten Pneumatik-Zylinders, der den Kugelhalter nach vorne neigt und über Ventiltechnik von Festo angesteuert wird. Man hört das typische Geräusch: Das klassische „Pfffffffff“ lässt den Blutdruck der Lotto Fans steigen. Vielleicht ist man ja schon in ein paar Minuten Millionär!

Technik im Einsatz

Alles beginnt mit einem Knopfdruck der Moderatorin. Die Steuerung gibt der Ventilinsel VTUG-S das Signal zur Kugelfreigabe. Dann kommt das VUVS Ventil ins Spiel und bringt durch die Freigabe der Mischluft Bewegung in die Sache. Der Mischvorgang beginnt. Um die Kugeln zu bewegen und auch in Bewegung zu halten ist ein großes Volumen an Druckluft erforderlich. Kein Problem für die Wartungseinheit MSB6, die für die Regelung und Aufbereitung der Druckluft sorgt. Jetzt wird’s spannend: Während bei „6 aus 45“ die Druckluft stoppt und zwei ADN Normzylinder die Flügel zur Separation der Kugel bewegen, sorgt bei der Joker Maschine ein Rundzylinder DSNU für die Öffnung und das Schließen des Fangmauls. Die Restkugelentleerung bei der Joker Maschine übernimmt ein Führungszylinder DGST durch das Öffnen einer Klappe im unteren Behälterbereich. Die nächsten Kugelreihen werden bereits von DFSP Stopperzylindern in Position gehalten – fertig für den Abwurf.

Nichts darf ruckeln

„Wir hatten den Auftrag mehrere absolut idente Maschinen zu bauen. Denn es gibt natürlich immer eine Reserve und eine Reserve der Reserve. Da wird vorgesorgt – es ist ja alles live“, so Werner Wiesegger. Thomas Hrach, der CEO von Economa unterstreicht: „In Sachen Bewegung konnten wir uns auf Festo bei dieser Maschine wieder voll verlassen. Da wussten wir, dass alles klappt. Die Acrylglasteile und die engen Toleranzen bei vielen verschiedenen Werkstoffen waren jedoch fordernd. Da darf nichts vibrieren, zittern, ruckeln oder ungewollt reflektieren. Auch versteckte Lichtbänder kommen zum Einsatz, die auf dem speziell behandelten Acryl für färbige Verläufe sorgen.

Von der Werkstatt ins Studio

„So eine Anlage in der Werkstatt auszutüfteln und zu testen, ist kein Alltag für Maschinenbauer. Im Fernsehstudio, mit seinen Scheinwerfern, der speziellen Akustik und den Soundspezialisten vor Ort, ist aber alles noch einmal ganz anders – ein unfassbarer Unterschied im Vergleich zu unserer Fertigung. Der erste Testlauf war für uns überraschend. Doch mit ein paar Adaptionen war alles perfekt abgestimmt – Lotto, so wie man es aus dem Fernsehen kennt.“ Die Maschinen sind bereit – für das Publikum heißt es „Alles ist möglich“ – jetzt müssen nur noch die Zahlen auf deinem Lottoschein stimmen.