Für 625 Millionen Dollar verkauft : TTTech gibt Automotive-Sparte an Halbleiter-Hersteller NXP ab

Der holländische Halbleiter-Hersteller NXP übernimmt 100 Prozent der Aktien von TTTech Auto.

Der holländische Halbleiter-Hersteller NXP übernimmt 100 Prozent der Aktien von TTTech Auto.

- © Sundry Photography - stock.adobe.com

Das Wiener Technologieunternehmen TTTech verkauft seine 35,8 Prozent an TTTech Auto an den niederländischen Halbleiterhersteller NXP. Der Kaufpreis wird auf 625 Millionen Dollar (etwa 599,46 Millionen Euro) geschätzt. NXP übernimmt dabei die vollständigen Anteile an TTTech Auto. Gleichzeitig steigen auch Audi, Samsung, der Autozulieferer Aptiv und Infineon aus dem Unternehmen aus, wie TTTech am Dienstag bekanntgab.

TTTech will einen wesentlichen Teil der Erlöse aus dem Verkauf der Beteiligung in die Entwicklung sicherer Produkte für den schnell wachsenden Bereich autonomer Maschinen, Luft- und Raumfahrt, Industrie und Energie-IoT investieren. "Der Anteil, der die TTTech betrifft, ist ungefähr 250 Millionen Euro", sagte TTTech-CEO Georg Kopetz zur APA. Die bestehende Partnerschaft mit NXP soll weiter verstärkt werden, heißt es in der Mitteilung.

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Autonome Asphaltier-Maschinen oder Erntefahrzeuge

Die TTTech-Gruppe habe ungefähr 250 Millionen Euro Umsatz generiert, wobei rund 100 Millionen Euro aus der Autosparte kamen, erklärte Kopetz. Nun werde man sich unter anderem auf den Bereich autonome Maschinen fokussieren. 

"Wir haben ein großes Problem in Europa, aber auch in Asien und Amerika: Es gibt aufgrund der Demographie immer weniger Leute, die einfache Arbeiten vornehmen wollen, die Rasen mähen wollen, die Müll abholen wollen, die Straßen putzen wollen." Künftig würden Menschen "mehr zum Supervisor und Operator" von autonomen Maschinen werden. Derzeit arbeite man zum Beispiel an Projekten, bei denen es um autonome Asphaltier-Maschinen oder weitgehend autonome Erntefahrzeuge gebe.

Es gibt aufgrund der Demographie immer weniger Leute, die einfache Arbeiten vornehmen wollen, die Rasen mähen wollen, die Müll abholen wollen, die Straßen putzen wollen.
Georg Kopetz, CEO von TTTech

Dabei würden KI-basierte Systeme eine große Rolle spielen, erklärte Kopetz. "Da haben wir im letzten Jahr schon viel investiert, auch mit NXP gemeinsam. Wir haben auch ein Produkt auf den Markt gebracht, das nennt sich Fusion AI. Dabei geht es darum, Bilderkennung mit Hilfe von KI umzusetzen. Da sehen wir riesige Wachstumschancen für die TTTech." 

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Während der Autobereich ein Massengeschäft sei, in dem man sehr breit und stabil aufgestellt sein müsse, gehe es in den anderen Bereichen eher um Innovation und Schnelligkeit. "Da fühlen wir uns mehr zu Hause."

Autosparte sollte an die Börse gehen

TTTech hat seinen Hauptsitz in Wien und beschäftigt rund 1.200 Leute im Nicht-Automotive-Bereich sowie ungefähr 1.100 im Automotive-Bereich. 90 Prozent der Angestellten arbeiten in Europa. "Wir haben in Amerika und Japan nur Vertrieb und Kundensupport. Die ganze Entwicklung findet in Europa statt." Sehr stark sei man im Donauraum aktiv. Gegründet wurde TTTech 1998 als Spin-off der Technischen Universität (TU) Wien.

TTTech hatte zunächst noch geplant, seine Autosparte an die Börse zu bringen. "Wir haben immer gewusst, das ist ein Thema für die großen Spieler. Aber wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass für den Börsengang das Umfeld nicht so richtig passt und dass es zu viele Unsicherheiten gibt." Man habe aber dem Unternehmen die Möglichkeit geben wollen, weiter zu skalieren. "Und das haben wir jetzt optimal geschafft und deshalb werden wir uns von der Beteiligung trennen."