Industrieproduktion im Euroraum sinkt weiter : IV sieht Beginn einer Deindustrialisierung
Die Industriellenvereinigung Vorarlberg sieht erste Anzeichen einer Deindustrialisierung im Land und will mit einer Bewusstseinsbildungsoffensive gegensteuern. IV-Präsident Elmar Hartmann hob beim Neujahrsempfang der IV am Montagabend in Dornbirn das Jahr 2024 als richtungsweisend hervor. Er fordert bessere Rahmenbedingungen für die Unternehmen, ein klares Bekenntnis der Politik und einen stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung.
Die Grundfrage sei, ob man den Weg der Deindustrialisierung oder den Weg zum chancenreichsten Industriestandort gehen wolle. Laut Hartmann stehe man in Vorarlberg bereits am Beginn einer Deindustrialisierung. Mit der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland gebe es dafür klare Indikatoren. Dies geschehe einerseits aufgrund der sehr hohen Kosten im Land. Andererseits würden Genehmigungsverfahren "ewig" dauern. Hartmann warnte angesichts dieser Entwicklung vor einem Wohlstandsverlust mit unabsehbaren Folgen.
Deshalb gelte es, die Bevölkerung zu sensibilisieren und zu informieren. "Die Industrie ist mit Abstand der bedeutendste Sektor unserer Wirtschaft", unterstrich der IV-Präsident und verwies darauf, dass 36 Prozent der Wertschöpfung in Vorarlberg aus der Industrie stammen. 38 Prozent der Vorarlberger Erwerbstätigen haben ihren Arbeitsplatz in der Industrie.
Industrieproduktion im Euroraum um 0,3 % und in der EU um 0,2 % gesunken
In der Industrie der Eurozone ist die Produktion im November weiter zurückgegangen. Im Vergleich zum Vormonat sank die Produktion um 0,3 Prozent. Das teilte das Statistikamt Eurostat am Montag mit. Nach einem Minus von 0,7 Prozent im Oktober hatten Experten damit gerechnet.
Wie stark die Industrie von der globalen Nachfrageschwäche betroffen ist, zeigt der Vorjahresvergleich: In der Eurozone sank die Gesamtproduktion um 6,8 Prozent. Allein die Produktion von Investitionsgütern ist im November binnen Jahresfrist um 10,3 Prozent zurückgegangen.
AK-Chefökonom gibt Entwarnung
AK-Chefökonom Markus Marterbauer sieht hingegen noch keine Anzeichen einer Deindustrialisierung in Österreich. "Merkliche Revision der Produktion von Oktober nach unten, leichter Rückgang im November. Das ändert aber nichts an der Stärke des Industriestandorts: Produktion 22 % höher als 2015. Frühindikatoren weisen weiterhin nach oben", fasst Marterbauer die Entwicklung auf Twitter zusammen.
Der Ökonom unterstreicht immer wieder die herausragende Leistung der österreichischen Industrie im internationalen Vergleich. "Stärkeres Produktionswachstum seit 2015 als Österreich wiesen nur Litauen, Irland, Polen, Dänemark und Griechenland auf", so Marterbauer.