Standardisierung : "Maschinenbauer sehen sich oft als Serien-Sondermaschinenbauer"

1. Was ist für Sie der wichtigste Nutzen von Standards in der Industrie?

Ziegler: Standardisierung verfolgt mehrere Ziele. Zum Beispiel kalkulierbare und handhabbare Qualität, Wartbarkeit, sowie Arbeitszeit- und Materialaufwand. Sie beschreibt neben Aussehen und Ausprägungen auch Arbeitsweisen. Neben den internationalen Normen gibt es auch unternehmensweite Spezifikationen. Diese kommen entweder vom Hersteller oder vom Endkunden. Im B2B bringen die Verantwortlichen großer Unternehmen ihren Vorstellungen in die Definition von Standards ein. Diese Liefervorschriften oder Branchen-Spezifika sind für Maschinen- und Anlagenbauer bindend.

2. Sehen Sie unter Maschinen- und Anlagenbauern einen Trend zur Individualisierung?

Ziegler: Maschinenbauer sehen sich oft als Serien-Sondermaschinenbauer. Abhängig von Produktvielfalt und Fertigungsprozess des Produzenten oder der Produzentin werden Maschinen maßgeschneidert geliefert. Hinzugekommen ist die flexible Anpassbarkeit an neue Gegebenheiten. Der Spagat zwischen wirtschaftlicher Standardisierung und kundenorientierter Lösung scheint enorm zu sein. Individualität wird solange interessant bleiben wie sie auch leistbar ist.

3. Welche Rolle spielen Modularisierung und Standardisierung für die Automation?

Ziegler: Für die Automation ist Standardisierung elementar. Um den KundInnen eine preiswerte individuelle Lösung anbieten zu können, ist die Modularisierung notwendig. Sie nimmt der Gesamtbetrachtung auch die Komplexität. So erreicht man auch eine wirtschaftlich sinnvolle Skalierbarkeit.

4. Wo haben Produktionsbetriebe in Punkto Standardisierung noch Nachholbedarf?

Ziegler: Produktionsbetriebe treiben die Optimierung der Effektivität und Effizienz bei hoher Qualität in der Fertigung an die Spitze. Im Engineering kann man aber sicherlich noch viel mehr manuelle Tätigkeiten automatisieren bzw. vorab diese Prozesse und Aufgaben hinterfragen und rationalisieren. Schnittstellen sind verlustbehaftet. Darunter leiden nicht nur Effektivität und Effizienz, sondern auch Qualität und Lieferzeit. Werden Schnittstellen zu Nahtstellen, ändert dies nicht nur die Einstellung und die Kultur, sondern reduziert Fehler, Wartezeiten und Missverständnisse.

    Ziegler
    Hans-Peter Ziegler ist Business Development Manager beim Software-Dienstleister Eplan. - © Eplan

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