Klimageräteserie : Wie Stiwa mit Rittal Blue e+ Energie spart

Stefan Baier Leitung Produktmanagement Elektrotechnik bei Stiwa Automation
© Stephan Schreiner Photography

Ende Juni 2016 gab die Europäische Kommission das Klimaziel der EU bis zum Jahr 2030 bekannt. Das bedeutet für die Mitgliedstaaten: 40 % weniger klimaschädliche Treibhausgase zu produzieren. Die dazu nötigen Maßnahmen werden auf die einzelnen Länder aufgeteilt. Österreich muss die Emissionen, beispielsweise in den Bereichen Verkehr, Raumwärme oder Landwirtschaft, um insgesamt 36 % senken. Aber wie soll das konkret funktionieren? Stefan Baier, Leitung Produktmanagement Elektrotechnik bei Stiwa Automation, beruft sich auf die Verantwortung jedes einzelnen, auch der Maschinenbauer: „Wir haben Messungen gemacht und das Folgende ist kein Scherz: teilweise benötigen Maschinen für die Bewegung weniger Energie als für ihre Klimatisierung.“ Bei Stiwa hat man sich das durch den Kopf gehen lassen und nimmt das Thema Umweltmanagement sehr ernst. „Wenn wir in Österreich, in Europa nicht anfangen das Thema Energiemanagement aufzurollen, wird es kein anderer machen“, ist Baier überzeugt.

Taktzeiten von unter einer Sekunde

Diese Vorreiterrolle spielt Stiwa auch in der Hochleistungsautomation. „Wir bauen Maschinen, die mit einer Taktzeit von weit unter einer Sekunde arbeiten“, erklärt Stefan Baier. Neben diesem Kerngeschäft zählen die Produkt- und Softwareentwicklung für Fertigungsautomation, die Zulieferproduktion von hochwertigen Metall- und Kunststoffbaugruppen, energieeffiziente Gebäudetechnik und Laborautomation zu den Kernkompetenzen der Stiwa Gruppe. Aktuell betreibt das Unternehmen sieben Werke in Österreich, China sowie den USA und erzielte im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von rund 176 Mio. Euro. Für die Hochleistungsmaschinen gilt es Hersteller von Komponenten zu finden, die das hohe Niveau mithalten können. „Bei einem Kabel, das eine Lebensdauer von zwei Millionen Zyklen hat, freut sich der normale Markt über die lange Zeitspanne. Bei Stiwa bedeutet diese Zahl einen Einsatz von wenigen Wochen“, beschreibt Stefan Baier den Grund für die vielen Dauertests, die das Unternehmen selber durchführt, um sich nicht auf Hersteller-Angaben verlassen zu müssen.

Herstellerangaben übertroffen

So auch geschehen bei der neuen Klimageräteserie Blue e+ von Rittal. Der Hersteller verspricht eine Energieeinsparung von 75 %, Stiwa trat daraufhin den Eigentest an. „Wir verfolgen das Thema Klimageräte schon seit Jahren. Vor einem Jahr haben wir die Umstellung von Top Therm auf Blue e gemacht. Durch diese Umstellung kann bei einer großen Maschine mit etwa 30 Klimageräten eine Einsparung an Energiekosten – auf Lifetime gesehen – im fünfstelligen Euro-Bereich erwirtschaftet werden. Dann ist das Blue e+ Gerät gekommen und anfangs waren wir sehr skeptisch, ob da noch Einsparungen möglich sind“, sagt Baier. Daraufhin folgten eigene Tests in Produktionsumgebung, weil man die angegebenen Werte von Rittal nicht glauben konnte. Das Blue e+ Gerät wurde im April 2016 in verschiedenen Schränken eingebaut und die Werte gemessen.

Innovationspreis der deutschen Industrie

„Wir haben die Angaben von Rittal sogar mit 80 % übertroffen“, zeigt sich Stefan Baier positiv überrascht und ergänzt: „Das Einsparungspotenzial von Top Therm auf Blue e war schon gut, aber jetzt ist es nochmals übertroffen worden.“ Das erklärt sich durch die neuartige Hybrid-Technologie der Geräte, die durch das Zusammenspiel von einem Kompressor-Kühlgerät und einer Heat Pipe funktioniert. Der Kompressor kommt nur dann zum Einsatz, wenn die passive Kühlung nicht mehr ausreicht. Darüber hinaus können die Geräte dank ihrer Mehrspannungsfähigkeit in allen weltweit üblichen Netzen flexibel betrieben werden. 2015 wurde die neue Kühlgerätegeneration mit dem „Innovationspreis Deutsche Industrie“ für das beste Produkt ausgezeichnet.

Rittal Blue e+ die effizienteste Kühlgeräteserie der Welt mit der innovativen Hybrid Technologie.

Neue Technologie rechnet sich

Stiwa setzt die Blue e+ Geräte auch schon beim Kunden ein. „Ist die Infrastruktur für eine Wasserkühlung in einem Werk noch nicht geschaffen, steht der Primärinvest für diese, in Abhängigkeit der Größe einer Produktionsstätte, teilweise in keiner Relation. Hier sprechen unsere Messergebnisse dann ganz klar für den Einsatz vom Blue e+“, fasst Stefan Baier zusammen. Neben den Kosten nennt Baier noch einen Vorteil des neuen Klimagerätes: „Der Projektierungsaufwand ist um einiges geringer, weil die Auslegung einfacher ist.“ Stiwa verwendet im Schaltschrankbau standardisierte Module. Das ist nötig, da die Schränke teilweise gebaut werden, noch bevor bekannt ist, was die Maschinen produzieren. „Wir möchten so wenig wie möglich überdimensionieren, weil das Kosten bedeutet, die nicht wertschöpfend sind“, so Baier.

Bewusstsein für Umwelt steigt

Bei Stiwa geht es nicht allein um wirtschaftliche Überlegungen, sondern ganz klar auch um einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie und den vorhandenen Ressourcen. Das ist dem Unternehmen so wichtig, dass es das in Umwelt-Grundsätzen zusammengefasst hat. Darin geht es auch um die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz, des Energieeinsatzes sowie des Energieverbrauchs. „Wir durchleuchten auch die eigene Produktion bei uns im Haus und schauen, wo noch Einsparungspotenzial versteckt ist“, verrät Stefan Baier und spricht damit das Thema Energiemonitoring an. Dafür werden Messgeräte in die Maschine eingebaut, die den Verbrauch regelmäßig messen. Genauso spannend ist das Thema „vorausschauende Wartung“. Intelligente Messgeräte, richtig platziert, könnten anhand des veränderten Energieverbrauchs melden, ob eventuell Zylinder oder Ventile getauscht werden müssen.

Preis ist nicht entscheidend

„Bei all diesen Maßnahmen geht es ganz klar um Bewusstseinsbildung. Und dass sich Maßnahmen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Hinblick auf die Umwelt rechnen. Wir nutzen natürliche Ressourcen, die uns einmal ausgehen werden. Und wenn man sich heute international die Global Goals anschaut, kann man ganz klar sagen, die Bewusstseinsbildung ist angekommen“, weiß Stefan Baier. Dem kann sich auch Andreas Hrzina, Marketingleiter von Rittal Österreich anschließen. „Die Hersteller reden seit rund 15 Jahren von Energieeffizienz. Seit 2014 gibt es das Energieeffizienzgesetz in Österreich, das nach dem sog. ‚20-20-20 Ziel’ auf gesamteuropäischer Ebene eine Reduktion der Treibhausgasemissionen, einen Ausbau der erneuerbaren Energien und eine Verbesserung der Energieeffizienz im Umfang von jeweils 20 % vorschreibt. Dadurch musste auch in Österreich das Bewusstsein wachsen mehr Energie einzusparen. Komponenten, die dabei helfen, bekommen nun auch endlich ihre Chance“, ist Hrzina zuversichtlich. „Lange Zeit haben die Maschinenbauer gesagt, der Kunde zahlt diese Komponenten nicht. Über den Preis redet keiner mehr, sobald man genug einsparen kann.“ Rittal ist es zusätzlich gelungen das Blue e+ Klimagerät im Methodendokument zum Energieeffizienzgesetz als Energieeffizienzmaßnahme zu verankern. „Damit kann man sich auch Pönalzahlungen ersparen“, so Hrzina.