Kooperation : Vom Herz bis zur Gabel

Viel Arbeit für kreative Konstrukteure gibt es im Jungheinrich-Werk in Lüneburg. Denn dieses Werk ist ausschließlich für Sonderstapler und modifizierte Seriengeräte zuständig. Herz der Sonderkonstruktionen bilden schmierstofffreie Linearantriebe von igus. Der Hersteller von Kunststoffgleitlagern und Energieführungsketten beweist einmal mehr seine Wandelbarkeit. Ob Fahrer-Arbeitsplatz oder in der Lastaufnahme, igus ist aus dem Konstruktionskasten von Jungheinrich nicht mehr wegzudenken.
Sonderstapler bedeuten Handarbeit.
Das Jungheinrich-Werk Lüneburg ist im Produktionsverbund für Sonderstapler und Kleinserien verantwortlich. Zum Teil werden dort vorhandene Geräte aus der Großserie nach Kundenwünschen modifiziert. Viele Geräte werden aber von Grund auf neu entwickelt, wobei die Ingenieure auf den kompletten Konstruktionsbaukasten der Serienfertigung zurückgreifen. „Dabei ist echte Handarbeit gefragt“, erklärt Konstrukteur Aimo Helbach. „Die durchschnittliche Losgröße bei Sonderstaplern liegt bei zwei Exemplaren. Wenn wir einen Auftrag über fünf baugleiche Geräte erhalten, ist das schon eine Großserie für uns.“
Umgedrehter Dreiradstapler.
Das Sonder-Niederhubfahrzeug, das Jungheinrich kürzlich in Lüneburg gebaut und an eine skandinavische Großmolkerei geliefert hat, wirkt auf den ersten Blick irritierend. Wo jedes „normale“ Niederhubgerät als Lastaufnahmegerät eine doppelte Gabel zum Aufnehmen von Paletten hat, gibt es hier nur eine einzige Gabel und eine einzige Laufrolle. „Vom Fahrwerk her betrachtet, handelt es sich also um eine Art „umgedrehten“ Dreiradstapler“, so Helbach.
Der Sinn dieser Konstruktion wird deutlich, wenn Helbach den Einsatzzweck erläutert: „Das Fahrzeug sammelt in der gesamten Molkerei Rollwagen ein, die sich ineinander schieben lassen, und transportiert sie zum Aufgabeplatz einer automatisierten Waschanlage.“ Für diese Aufgabe reicht eine einzelne Gabel, mit der der Fahrer zwischen die Rollen der Wagen fährt. Wenn er die Hubfunktion betätigt, klemmt er die Wagen gegen das obere, feststehende Lastaufnahmemittel und kann sicher auch längere Strecken fahren, ohne einen Wagen zu verlieren.
Linearsystem schwenkt „Flügel“ aus.
Damit waren aber die Auftraggeber noch nicht zufrieden. Es brauchte noch eine spezielle Zusatzfunktion. „Die Waschanlage nimmt zehn Rollwagen auf. Damit der Stapler auch nur zehn Wagen transportiert, ist vorn an der Klemmeinrichtung ein dreieckiges Blech montiert, das die Menge der mitfahrenden Wagen begrenzt. Für andere Destinationen, können aber mehr Wagen transportiert werden. Für diesen Fall sind die Flügel schwenkbar ausgeführt.“
Der Konstrukteur stand also vor der Aufgabe, das Dreiecksblech motorisch hoch- und herunterzubewegen. Dies geschieht mit einer igus-Linearachse aus dem drylin SHT-Programm mit Trapezgewinde. Der kugelgelagerte, schmierstofffreie Spindel-Lineartisch wurde einbaufertig mit kompaktem DC-Motor und Endlagenabfrage geliefert. Ein Keil aus verschleißfestem Kunststoff übersetzt die Linear- in eine Schwenkbewegung und sorgt dafür, dass die flügelförmigen Bleche um 30 Grad nach unten schwenken. Den entsprechenden Befehl gibt der Bediener am Jet-Piloten.