Sicherheit : Sicheres Warnsystem für Bahnübergänge

Mehr Sicherheit bei weniger Kosten an unbeschrankten Bahnübergängen - dies ermöglicht ein smartes Warnsystem, das die Fachhochschule St. Pölten vor Kurzem vorstellte.
In dem mit Partnern gemeinsam entwickelten System ersetzen modernste optische Signale schlecht wahrnehmbare Pfeifsignale von Triebwagen. Gleichzeitig vereinfachen eine autarke Stromversorgung und neuartige Verfahren zur Zugerfassung die Konstruktion der Sicherungsanlagen - und senken so massiv Kosten. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Modernisierung der 3.500 ungesicherten Bahnübergänge in Österreich, an denen sich allein im Jahr 2011 über 50 Unfälle mit Personenbeteiligung ereigneten.
Extrem helle LEDs warnen.
Ein Team des Studiengangs Eisenbahn-Infrastrukturtechnik entwickelte das neuartige System und präsentierte es bei der internationalen Fachtagung "Level Crossing 2012" in London erstmals der Öffentlichkeit. Mit mehr Sicherheit bei weniger Kosten bietet das System gleich zweifachen Nutzen. Zu dem zentralen Aspekt des gemeinsam mit Industriepartnern entwickelten Systems meint Frank Michelberger: "Mehr Sicherheit erreicht unser System durch extrem helle LED-Warnlichter, die mittels einer Sensorik automatisch aktiviert werden. Kosten spart das System durch eine autarke und nachhaltige Stromversorgung sowie durch einen kompakten, exakt der Funktion angepassten Aufbau der Anlage."
Das Gesetz rollt an.
Das gemeinsam mit den Industriepartnern EBE Solutions und Swarco Futurit Verkehrssignalsysteme entwickelte System erfüllt mit seinen Spezifikationen ganz aktuelle gesetzliche Anforderungen: Eine Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2011 fordert in Reaktion auf zahlreiche Unfälle an unbeschrankten Bahnübergängen eine Verbesserung der dortigen Warnanlagen. Dieser Forderung kamen die Kooperationspartner mit fundierten Ideen rasch nach. Der Studiengang Eisenbahn-Infrastrukturtechnik ist einer der ganz wenigen hochschulbasierten F&E-Anbieter in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum.
3.500 ungesicherten Bahnübergängen in Österreich.
Entsprechend durchdacht waren dann auch die Lösungsideen des Teams, wie Michelberger ausführt: "Laut Analysen werden in ca. 90 Prozent aller (Un-)Fälle akustische Warnsignale der Triebwagen von Fahrzeugfahrern schlichtweg nicht wahrgenommen. Lichtsignale sind wesentlich auffälliger und damit Teil unseres Systems. Diese brauchen aber Strom und damit bei traditioneller Systemplanung eine arbeitsintensive Verkabelung." Zusätzliche Kabel würden dann noch für eine Sensorik notwendig, wenn die Lichtsignale nur bedarfsgerecht - also bei Herannahen eines Zuges - aktiviert werden sollten. All dieser Arbeitsaufwand steigert die Kosten, da in etwa ein Drittel der Errichtungskosten einer solchen Anlage allein für die Kabelverlegung anfallen. Eine herkömmliche Systemauslegung macht daher die umfassende Verbesserung an allen 3.500 ungesicherten Bahnübergängen in Österreich schwierig.
Derzeit wird an der FH St. Pölten an der zentralen Steuerungselektronik gearbeitet. Diese soll, wie das ganze System, energieeffizient arbeiten. Denn die Stromversorgung, so die Überzeugung des Projektteams, kann nur so aus nachhaltigen Quellen zuverlässig gewährleistet werden.