Maschinenbau : Richtverfahren von Tetan verbessert Biegeprozesse

Tetan Maschinenbau
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Da Stangen und Rohre nach der Herstellung in der Regel nicht ganz gerade sind, müssen sie für eine fehlerfreie Verwendung mit Richtmaschinen vorher ausgerichtet werden. Das Startup Tetan, ein junger Spezialmaschinenhersteller aus Gmund, entwickelte das völlig neue Richtverfahren „SFFS“ (Shear-Force-Free-Straightening). Durch querkraftfreies Richten biegen die Gmundner mit ihrem Verfahren Stangen und Rohren aus Stahl, Edelstahl, Buntmetall und Aluminium bis zu sechs Metern. „Wir gründeten unser Unternehmen in 2016 mit dem Auftrag, innovative Spezialmaschinen für die Metallindustrie zu bauen“, sagt Ulrich Strasser, kaufmännischer Geschäftsführer von Tetan. „Mit unserem ersten Produkt, dem neuen Richtverfahren, wollen wir gleich Akzente am Markt setzen.“ Wobei es sich bei dieser Technologie zum Richten verbogener Stangen und Rohre, die bei jeder Art von Metall als auch bei dünnwandigen Produkten zum Einsatz kommen kann, nicht nur um eine innovative Maschine handelt, sondern um eine Weltneuheit. Mithilfe der Unterstützung der Wirtschaftsagentur Business Upper Austria, TIM und tech2b sowie Geldmittel der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und des Landes Oberösterreich konnte Tetan einen Prototyp innerhalb von nur 12 Monaten entwickeln, bauen und zur Marktreife bringen.

Weltneuheit mit vielen Vorzügen

Im Fokus der Entwicklung des neuen Verfahrens stehen zwei wichtige Zielsetzungen: Zum einen höhere Produktionsflexibilität beim Kunden. Und zum anderen verbesserte Oberflächenqualität der Richtgüter. „Entscheidend war dabei, dass man mit unserer Innovation nun Langrohre und Rundstäbe richten kann, ohne dabei Richtspuren zu hinterlassen“, so Strasser. Herkömmliche Richtverfahren beschädigen dagegen die Oberfläche, was eine Nachbehandlung erforderlich macht. Beim neu entwickelten Verfahren der Gmunder Ingenieure wirken keine Prozesskräfte auf die Materialoberfläche. „Dafür nehmen wir das Richtgut an den Enden auf und leiten über sie die Richtarbeit ein“, erklärt Strasser. „Weil die Aufnahme nur an den Enden erfolgt, richten wir das Werkstück berührungsfrei.“ Stark verbogene Stangen und Rohre lassen sich auf diese Weise besonders präzise richten. Da keine Prozesskräfte auf die Rohroberfläche wirken, lassen sich selbst dünnwandige Rohre begradigt. Das neue Verfahren besticht aufgrund der kurzen Richtzeit und des hohen Wirkungsgrades durch seine Energieeffizienz. Teure Verschleißteile, wie Richtrollen, oder zusätzliche Betriebsstoffe, z.B. Richtöl, fallen bei dieser Maschine weg. „Schlussendlich liegt der Wettbewerbsvorteil darin, dass der vollautomatische Richtprozess - bis auf die Klemmstellen - nahezu berührungsfrei arbeitet“, betont Strasser. „Dadurch wird die Oberflächenqualität der Richtgüter signifikant optimiert. Zudem zeichnet sich die Richtmaschine durch niedrige Betriebskosten, einen schnellen Dimensionswechsel und einen hohen Wirkungsgrad aus.“

Flexibilität und Varianten sind Trumpf

„Auf unserer Richtanlage können sowohl Rund- wie auch Sechskantprodukte bearbeitet werden“, verweist Strasser. „Das geschieht per Knopfdruck. Das heißt, der Kunde hat keine langen Rüstzeiten und kann ohne Umrüsten von Rund- auf Sechskantprodukten wechseln.“ Das bringt einen Kosten- und vor allem einen großen Flexibilitäts- und Qualitätsvorteil. „Bei der Entwicklung der zweiten Generation des neuen Richtautomaten, haben wir das Produktprogramm, das auf der Maschine läuft, durch zusätzliche Querschnitte deutlich erweitert.“ „Unsere Maschinen sind universell einsetzbar“, betont Strasser. „Mit der Richtanlage fokussieren wir Halbzeug- bzw. Rohmaterialhersteller und mit dem neuen Richtautomaten die Fertigprodukthersteller.“ Nicht alle Anforderungen lassen sich pauschal mit einer Maschine abdecken, daher umfasst die Baureihe fünf Maschinengrößen. Die schlüsselfertigen Lösungen umfasen nicht nur die Maschine selbst, sondern auch die betriebsbereite komplette Anlage. Das heißt, Entwicklung, Engineering, Automation, Bau, Installation der Anlage und Services für den After-Sales-Bereich kommen komplett aus dem Hause Tetan. Unterstützt wird das derzeit sieben-köpfige Team von Partnerfirmen aus der Region. Damit lassen sich Kundenprojekte effizient und in erstklassiger Qualität realisieren. „Die erste Großanlage ist bei uns in der Fertigstellung“, so Strasser. „Wir bedienen aktuell Anfragen aus dem DACH-Raum. In der Folge wollen wir dann Projekt für Projekt wachsen. Später dann auch weitere Länder bearbeiten.“