Die Pilotfabrik rechnet sich also bereits?
Bleicher: Ob sich die Pilotfabrik so rechnet, wird sich Ende 2018 herausstellen, dann enden nämlich die Förderungen der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Allerdings stellt sich die Frage, ob eine rein monetäre Betrachtung für ein derartiges Projekt der richtige Maßstab ist. Österreich sollte sich auch die Frage stellen: Wie viel ist Innovation wert?
Wie viele Pilotfabriken braucht das Land?
Bleicher: Unter den obigen Gesichtspunkten würde ich die Anzahl auf zwei einschränken.
Sie kennen das Machtspiel der Bundesländer. Aspern wird nicht die einzige Pilotfabrik bleiben. Oberösterreich und die Steiermark werden bald nachrücken.
Bleicher: Da haben Sie natürlich recht, in Österreich wären wohl neun Pilotfabriken gerne gewünscht. Aber so „easy going“ ist das mit diesen Einrichtungen nicht. Das Konzept der Pilotfabrik an der TU Wien sieht vor, dass wir diese mindestens zehn Jahre lang betreiben. Demgemäß waren wir als beteiligte Institute gezwungen, uns Gedanken über ein Businessmodell zu machen, damit sich das Projekt nachhaltig finanzieren lässt. Wir haben genauso Personalkosten, Anschaffungskosten, für die Nutzung der Räumlichkeiten fallen sogar Mietkosten an – zwar durch die Wirtschaftsagentur unterstützt, aber dennoch langfristig eine Herausforderung, wofür wir eine breite Projektpartnerstruktur gewinnen müssen.
Aspern ist nur eine Station auf Ihrer Roadmap Industrie 4.0. Wer tiefer schürft, weiß, dass dahinter etwas viel Größeres steckt. Erzählen Sie mir vom europäischen Kompetenzzentrum KIC-AVM für Manufacturing.
Bleicher: Im November fällt die Entscheidung zum KIC-AVM und ob wir hier in Österreich zu einem Hub für die sogenannte „Knowledge and Innovation Community“ auf EU Ebene werden. Wien wäre damit neben Paris, Mailand, Birmingham und Aachen eines der Co-Location Centres (CLC). Das heißt, wir würden über das CLC mit einer geplanten Laufzeit von 7 + 7 Jahren jährlich im höheren zweistelligen Millionenbereich Projekte abwickeln.
Österreich ist im europäischen Umfeld eigentlich zu klein und dennoch hat sich Wien erfolgreich um das Zentrum beworben. Wie geht denn sowas?
Bleicher: Die Manufacturing-Szene in Europa ist sehr vernetzt, die Akteure arbeiten schon seit Jahren zusammen. Unis, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen wie BRP-Rotax, Magna, Infineon, Miba, Siemens und SFL haben dafür 2015 unter der Koordination von Prof. Gerhard die Plattform „KIC AVM Austria“ gegründet. Diese hat die Anforderungen und Interessen in Österreich eruiert und auf EU-Konsortiumsebene vertreten. Ich war von Anbeginn an in die Abstimmungen mit den Forschungspartnern involviert. Das KIC-AVM-Konzept baut darauf auf, dass es Forschungsaktivitäten gibt, die durch die KIC-Mittel zusätzlich unterstützt und ausgebaut werden. Und meine von Ihnen vorhin angesprochene Roadmap baut darauf auf.