Mensch und Maschine : Die Trends am Robotikmarkt

Sven Kaluza Omron
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In den letzten fünf Jahren sind die technischen Lösungen vor allem eines geworden: einfacher. Nimmt man beispielsweise kollaborative Roboter, so ist deren Programmieroberfläche um ein Vielfaches intuitiver und übersichtlicher geworden als bei klassischen Industrierobotern. Damit öffnet sich gerade für KMU eine neue Welt hinsichtlich der Automatisierung im Unternehmen. Sven Kaluza, Business Development Manager Robotics bei Omron Industrial Automation Europe, kennt die Trends am Robotikmarkt.

FACTORY: Herr Kaluza, welche Trends haben besonderen Einfluss auf den Robotikmarkt?

Kaluza: Trends wie Losgröße 1 oder die zunehmende Verkürzung von Produktlebenszyklen haben eine enorme Auswirkung auf den Einsatz von Robotersystemen und nicht zuletzt der drohende Arbeitskräftemangel in den kommenden Jahrzehnten, fordert die Industrie zu neuen Denkweisen auf, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

FACTORY: Wie wirken sich neu aufkommende Technologien auf den Robotikmarkt aus?

Kaluza: Der Hyper Cycle, also die Wahrnehmungskurve bringt es dabei auf den Punkt. Jede Technologie ist nur so gut, wie der Nutzen für die jeweiligen Bereiche, in denen sie angewandt wird. 5G ist beispielsweise in aller Munde, die Anwendungsfälle müssen aber erst noch generiert werden. In der Mobilen Robotik geht es eher um das effektivere Sammeln und Auswerten von Daten aus der Roboter-Flotte, z.B. um daraus Strategien für „vorausschauende Wartung“ oder eine Optimierung der Flotte abzuleiten. Hier hilft in Zukunft auch AI oder Machine Learning. Ob die Daten klassisch über WLAN oder über 5G gesendet werden, ist dabei sekundär.

FACTORY: Und wie sieht die Situation in der kollaborativen Robotik aus?

Kaluza: In der kollaborativen Robotik wiederum wird das Programmieren zunehmend einfacher, ähnlich wie bei Mobiltelefonen, die von jeder Alters- oder Bildungsgruppe bedient werden können, ganz intuitiv. Auch für die Greifer gilt: diese Systeme werden immer einfacher und skalierbarer.

FACTORY: Laut automatica-Trendindex 2020, bestätigen 77 Prozent der Industrieentscheider, dass Roboter heute schon eine Schlüsselrolle spielen, um auf den Mangel von Arbeitskräften zu reagieren und die Automatisierung voranzutreiben. Welchen Stellenwert nimmt hier die Robotik ein?

Kaluza: Robotik kann sicherlich eine der Antworten auf den drohenden Arbeitskräftemangel sein. Um alleine in Deutschland eine Lücke von bis zu 7,7 Millionen ArbeitnehmerInnen in den nächsten 20 Jahren zu schließen, wie von der Boston Consulting Group prognostiziert, brauchen wir mit Sicherheit auch noch andere Hebel. Wie eingangs schon erwähnt, müssen Unternehmen ihre Ressourcen effektiver einsetzen, nicht zuletzt wegen steigender Lohnkosten und sich ändernder Verbraucherwünsche. Wenn einfach keine Arbeitskräfte mehr zur Verfügung stehen, kann ein kollaborativer oder mobiler Roboter auf jeden Fall die Antwort sein.

FACTORY: Wie verändert sich die Zusammenarbeit von Mensch + Maschine in der Zukunft?

Kaluza: Unser Firmengründer Kazuma Tateishi hat vor vielen Jahren unsere Philosophie geprägt: „Das Leben von Menschen verbessern und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.“ Alle unsere Entwicklungen stellen wir bis heute unter dieses Motto. Unsere Vision der Robotik-Zukunft schließlich besteht in der Inspiration des Menschen durch die Maschine. Wir zeigen das z.B. mit unserem Tischtennisroboter Forpheus, der nicht gegen, sondern mit dem Gegenüber spielt, also seine Skills durch KI immer weiter verbessert. Mensch und Maschine sozusagen in „Perfekter Harmonie“.

FACTORY: Wie verändert Covid-19 den Robotikmarkt?

Kaluza: Covid-19 hatte einen sehr umfassenden Einfluss auf die Robotik bei Omron. Zum einen werden kollaborative Roboter an den Stellen eingesetzt, wo eine Kontamination des Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit stattfinden kann und zum anderen haben einige Unternehmen sogenannte „Desinfektionsroboter“ auf Basis unserer Mobilen Roboterplattform entwickelt, die in Krankenhäusern, Schulen oder anderen öffentlichen Gebäuden für die notwendige Hygiene sorgen. Immer mehr Projekte gehen in diese Richtung, sicherlich auch aus dem Bewusstsein heraus, dass keiner weiß, was nach Corona auf uns zukommt. Wir freuen uns, mit unseren Produkten einen wertvollen Teil zu den anstehenden Herausforderungen liefern zu können.

Danke für das Gespräch!

Event Tipp:

Omron bietet von 13. bis 14.10.2020 auf der Future of Manufacturing (FOM) zukunftsweisende Einblicke in Roboterlösungen für die Digitalisierung Ihres Unternehmens.