Werkzeuglagerung : Der Anti-Chaos-Kasten

Haumberger logiboxx
© Haumberger

Ein geschrumpftes Hochregallager. Das findet sich im niederösterreichischen Judenau. Normalerweise. Denn Anfang Oktober bekam es Flügel und verließ den Zerspanungsprofi Haumberger Richtung Wien.

Die logiboxx, so nennt sich das Lager, machte Station auf der Technologiemesse vienna-tec. Frisch herausgeputzt, scharte es schon am ersten Tag Neugierige um sich – denn die Idee ist zugegebenermaßen gut: Geschäftsführer Wolfgang Haumberger, der immer schon ein eigenes Kleinteilelager zur Lagerung und Verwaltung von Werkzeugen, Mess- und Hilfsmitteln sein eigen nennen wollte, baute sich einfach eins. Um Schattenläger in seiner Produktion zu unterbinden.

„Jeder Werker lagert gern sein eigenes Werkzeug in der Schublade“, kann Haumberger zwar nachvollziehen. Aber in Haumbergers Brust wohnt auch eine zweite Seele. Nämlich die geschäftliche. „Uns entstanden so horrende Mehrkosten durch größere Suchzeiten und den Werkzeugnachkauf“, sagt er. INDUSTRIEMAGAZIN unterzog die Werkzeugsammellösung einem Praxischeck. Fazit: Die Lösung aus Niederösterreich kennt kaum Schwächen.

4000 Lagerplätze

Liebevoll tätschelt Haumberger die massive logiboxx-Stahlkonstruktion, die über eine Werkzeugein- und -ausgabestation (Schiebetür: manuell) verfügt. Kein Wunder: Sie bringt ihm jährlich Kosteneinsparungen von mehreren 10.000 Euro. Mit zwei Metern Höhe und einer Stellfläche von 2,3 Quadratmetern macht sie sich in der Fertigung klein.

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Dafür trumpft sie mit innerer Größe auf: Über 4000 Lagerplätze bei 508 Kassetten (Tragkraft: je fünf Kilo) warten darauf, befüllt zu werden. Im Messemodell sind die Fächer großteils belegt. Um an die richtigen Artikel zu gelangen, navigiert man per Touchbildschirm durch die übersichtlichen Menüs. Das ist kinderleicht. Je nach Berechtigung – entweder per Passworteingabe oder RFID-Chip – kann sich der Werker bedienen.

Griffsicher

Wir haben Glück – der Zugriff auf sämtliche Fächer ist freigeschaltet. Die Ausgabe von Artikeln funktioniert nach dem Grundsatz „Ware zur Person“. Das (auf chaotischer Lagerhaltung aufsetzende) Prinzip arbeitet mit einem Hochgeschwindigkeitsgreifer, der die Kassetten verfährt.

Nur rund 16 Sekunden: Dann liegt das angeforderte Werkzeug im Fach. Das System visualisiert am Bildschirm per Minigrafik, aus welchem Kassettensegment die Teile zu entnehmen sind. Wir finden: Vorbildhaft.

Reports

Und die Software – sie ist mit der Firma nextstep consulting entstanden – hat weitere Schmankerln. So können wir im Nu ergründen, zu welcher Zeit – und von wem – ein Artikel entnommen wurde. „Auch Verbrauchs- und Bestandsreports sind kein Problem“, schildert Markus Aulenbach von nextstep. Wir lernen: Die Ausgabe von mehrfach beschliffenen Fräsern bei der Werkzeugausgabe kann bewusst forciert (oder hintangestellt) werden. Auf 43.500 Euro kommt die Gesamtlösung inklusive allem Drum und Dran.

Automaten in Apotheken, die nur die Produkte „herunterwerfen“, seien „kostspieliger“, meint Aulenbach. Binnen sechs Wochen könnte sich die Anschaffung – je nach Wert der nachgekauften Artikel – amortisieren. An wem bleibt es also hängen, das Lager beim ersten Mal zu befüllen? Im Falle von Haumberger war es Chefsache – „das hat meines Wissens Herr Haumberger gemacht“, heißt es am Messestand. Ein Trost für Werker, die jetzt nicht mehr nach Lust und Laune unterm eigenen Arbeitstisch hamstern dürfen.

Die logiboxx

Hersteller: Haumberger FertigungstechnikStellfläche: 2,3 QuadratmeterLagerplätze: 4.000 (500 Kassetten)Kosten: 43.500 Euro (inklusive Software)