Innotrans 2016 : Boom: Steirische KMUs stellen die Weichen für die Zukunft

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© Boom Software

Mit über 1.200 Stundenkilometern von San Francisco nach Los Angeles: Das soll der Hyperloop, ein futuristisches Rohrentransportsystem ermöglichen – zumindest wenn es nach den Verantwortlichen des US-amerikanischen Unternehmens Hyperloop Transportation Technologies (HTT) und Konkurrent Hyperloop One auf der internationalen Leitmesse für Bahnverkehrstechnik, der Innotrans 2016, geht.

Weichen für Hightech-Systeme gestellt

Das Hightech-Transportsystem zählt auf der Messe mit über 130.000 Fachbesuchern und 3.000 Ausstellern aus über 60 Ländern zu den größten Zukunftstrends und könnte die Mobilität der Zukunft revolutionieren. Auch die Deutsche Bahn (DB) bekundete während der Messe ihr Interesse: Schon jetzt arbeitet das Unternehmen mit HTT an unterschiedlichsten Projektionslösungen, um auf Fensterscheiben Landschaften, visuelle Fahrgastinformationen oder Filme abzuspielen.

Hohe Instandhaltungskosten

Bis diese Visionen auch auf Schiene sind, dürften allerdings noch einige Jahre vergehen – die Umsetzer der einstigen Idee von Vordenker Elon Musk nennen den Zeitraum 2020 bis 2022. Gegenwärtig hadert die Branche mit ganz anderen Problemen – wie etwa den hohen Instandhaltungskosten von Bahnverkehrskomponenten. Das bestätigt auch Andreas Schaller, Geschäftsführer des steirischen Bahnzulieferers Boom Software: „Die Wartung und Überholung von Bahnverkehrsanlagen verschlingt rund zwei Drittel der Lebenszykluskosten.“ Der 60-Mann-Betrieb hat dafür auf der Innotrans eine probate Lösung präsentiert – und sich damit ins Zentrum des Interesses katapultiert.

Ein Viertel Einsparung

Konkret: Das Boom-System erkennt den Zustand der Bahnkomponente und errechnet auf Basis dieser in Kombination mit Erfahrungswerten den optimalen Zeitpunkt für das Instandhaltungsservice. „So wird einerseits das Risiko gesenkt, dass ein Teil zu Bruch geht. Anderseits können so kostenintensive, nicht notwendige Services eingespart werden. Im Schnitt sparen Bahnunternehmen so rund ein Viertel der Instandhaltungskosten durch unsere Software ein“, erklärt Schaller. Auch für den Bahnkonsumenten bringt die Software Vorteile: Störungen oder gar Bahnausfälle sollen durch die Software künftig der Vergangenheit angehören – davon profitiert auch Österreichs größte Bahngesellschaft: Seit 1999 setzen die ÖBB auf das Leibnitzer Know-how. „Die rund 26.000 Schienenfahrzeuge, die wir für die ÖBB verwalten, sollen möglichst störungsfrei unterwegs sein. Exakte Terminplanung der Instandhaltung und kurze Wartezeiten sind in diesem konkreten Fall natürlich von besonders hoher Wichtigkeit“, unterstreicht der Boom-Geschäftsführer, den der Besuch der Messe zuversichtlich stimmt: „Wir sind aktuell bereits in über 40 Ländern – von Deutschland bis Kamerun – aktiv. Ich bin optimistisch, dass wir durch unseren Auftritt hier mittelfristig neue Projekte und Aufträge an Land ziehen können.“ Vor allem in den USA, Skandinavien und dem Iran sieht Schaller weitere Möglichkeiten, mit dem System Fuß fassen zu können. Priorität genießt derzeit allerdings Deutschland: Dort ist Boom bereits mit einem Standort – und zehn Mitarbeitern – nahe Bremen vor Ort.

Liezen im Glanz des ICE 4

Präsenz auf der Innotrans zeigt auch die Maschinenfabrik Liezen (MFL): Wenige Tage nach der Präsentation des neuen Flaggschiffs der Deutschen Bahn (DB), dem ICE 4, herrscht gute Stimmung bei den Obersteirern, wurde doch das „neue Rückgrat des deutschen Fernverkehrs“ (DB-Chef Rüdiger Grube) mit hochpräzisen Hauptquerträgern aus Liezen ausgestattet. „Die Produktion der Komponenten, von denen wir rund 2.000 herstellen, ist bereits gut angelaufen“, erklärt Herbert Decker, MFL-Geschäftsführer, der hohes Wachstumspotenzial in der Bahnsystembranche ortet: „Gemessen an der Marktdynamik gehen wir von einem Umsatzplus von bis zu 35 Prozent in den nächsten fünf Jahren aus“, so Decker. Als Anhaltspunkt: Aktuell erwirtschaftet das Unternehmen rund 35 Millionen Euro auf Schiene. Der Hauptteil davon entfällt auf Stahlgussteile, Schweißbaugruppen sowie Schienenbearbeitungstechnologien verantwortlich.

Ausrufezeichen von NextSense

Auch der steirische Vermessungsspezialisten NextSense setzt auf der Innotrans ein Ausrufezeichen: Mit dem auf der Messe vorgestellten portablen Radprofilmessgerät „Calipri Prime“ können Verschleißparameter an Eisenbahnrädern schnell und hochgenau bestimmt werden. „Die klassischen, mechanischen Lehren, die derzeit eingesetzt werden, könnten so schon bald durch unser Produkt ersetzt werden“, erklärt NextSense-CEO Clemens Gasser. Ihn stimmten die Gespräche während der Messe zuversichtlich: Als Ziel hat er einen Absatz von rund 2.000 Stück pro Jahr im Visier.