Trendanalyse : Welche neuen Verpackungsmethoden es gibt

Dominik Lemken
© Walther Faltsysteme

Ein Produkt simpel zu verpacken, um es sicher von einem Ort zum anderen zu bringen bzw. um es gefällig dem Konsumenten im Supermarktregel zu präsentieren ist ein Auslaufmodell. Verpackung 4.0 muss die Prozesse der Industrie unterstützen und die Verpackung wird zum Informationsträger. „Die besondere Herausforderung liegt darin, wie die Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit der Verpackung realisiert werden und wie weit diese reichen soll“, erklärt Jörg Loges, stellvertretender Leiter des Instituts für Verpackungstechnik im Verein zur Förderung innovativer Verfahren in der Logistik (VVL) in Dortmund. Das werde sehr stark davon abhängen, wie sich die weitere Produktions- und auch Logistik-Umgebung, in der sich die Verpackung 4.0 befindet verändern wird. Muss die Verpackung selbst über aktive Kommunikationstechniken verfügen, oder reicht es aus, wenn die Verpackung nur eine Information mit sich führt, die dann von Kommunikationstechniken in der Smart Factory ausgelesen und bei Bedarf modifiziert werden kann? Das ist für Loges eines der zentralen Fragen, wenn es um Verpackung der Zukunft geht.

Die standardisierte Verpackung

Wie eine Verpackung an den Industrie 4-0-Zug angehängt wird, hängt von vielen Faktoren ab, ob ein Unternehmen beispielsweise Innovationsführer oder Kostenführer sein will. Loges: „Möchte ich eine technisch neuartige Verpackung einsetzen oder will ich ein innovatives Produkt bewerben, muss ich mit erhöhten Kosten für die Verpackung rechnen“. Will man stattdessen eine möglichst ökonomisch sinnvolle Verpackung einsetzen, dann müsse man auf besondere Unterscheidungsmerkmale gegenüber den Mitbewerbern verzichten. Von verzichten spricht auch Thomas Niebur, Leiter Kompetenzzentrum Supply Chain Management bei GS1 in Deutschland. Dort wird gerade gemeinsam mit großen Handelsunternehmen in der Drogeriebranche ein Standard-Mehrweg-Ladungsträger entwickelt mit dem Ziel mit diesem möglichst viele verschiedene primärverpackte Produkte durch die Supply Chain zu schleusen. 3.000 Drogerieartikel wurden auf den Prüfstand gestellt und dafür wurden sechs verschiedene Standard-Ladungsträger identifiziert, die als Piloten ab Mai dieses Jahres getestet, dann in Serie gehen und von Beiersdorf, Unilever, Edeka und Co. verwendet werden. Mit einem Mehrweg-Ladungsträger als Verpackung lassen sich bis zu 20 Prozent Kosten einsparen, betont Niebur. Standardisierte Ladungsträger sind offen konzipiert, sprich nicht nur für eine bestimmte Branche nutzbar, sondern für viele anderen auch. Das Ziel: Möglichst wenig verschiedene Ladungsträger für möglichst viele Anwendungsmöglichkeiten. Im deutschen Handel steigt das Bewusstsein für standardisierte Ladungsträger, Niebur wundert sich, dass es in der Industrie noch so wenig Bewusstsein dafür gibt.

Die gedruckte Verpackung

„Nach unserer Erfahrung hat ein Mehrwegsystem nach einigen wenigen Verpackungsumläufen einen Kostenvorteil gegenüber einem Einwegsystem“, weiß Loges. Und das trotz mitunter aufwändiger Rückführlogistik sowie der Aufbereitung der Verpackungen. Das sieht auch Dominik Lemken so, Projektmanagement-Leiter beim deutschen Verpackungshersteller Walther Faltsysteme in Kevelaer. Wichtig sei, dass die Rückführ-Logistik volumenreduziert erfolgt. „Durch ein Ladungsträger-Management erhält man wichtige Kennzahlen über die eigene Logistik. Unsere Kunden haben Mehrwegladungsträger teilweise seit sieben Jahren im Einsatz.“ Bis zu 75 Prozent der Kosten in der Supply Chain hängen davon ab, welche Verpackung verwendet wird.

Verpackungen mit dem 3D-Drucker herzustellen wird theoretisch schon viel diskutiert, ist aber „im realen industriellen Einsatz noch Zukunftsmusik, allerdings bereits eine deutlich hörbare“, wie Loges sie wahrnimmt. Durch die Digitalisierung der Produktion existieren für die meisten Produkte entsprechende 3D-Konstruktionsdaten. Aus diesen kann heute mit den meisten gängigen 3D-Programmen ein Negativ geformt werden, dass dann – entsprechend angepasst –als Verpackung verwendet werden kann. Was dann noch notwendig ist, ist eine Art Feintuning. Das bedeutet, dass beispielsweise die Verpackung so zu gestalten ist, dass diese an den stabilsten Punkten des Produktes anliegt oder schlicht eine Minimierung des verwendeten Materials erreicht. Für die 3D-gedruckte Verpackungen ist die Technologie derzeit noch viel zu teuer und auch zu langsam, auch wenn schon erste Drucker auf den Markt kommen, die mit einer Druckgeschwindigkeit von über 1 cm/Minute Gedrucktes zum Vorschein bringen. Doch es gibt schon Unternehmen in der Verpackungsbranche, die mit 3D-Drucker zur Erstellung neuer Mehrwegverpackungen beginnen.

Die intelligente Verpackung

Für 3D-gedruckte Verpackungen sprechen Geometrien, die mit klassischen Fertigungsverfahren nicht zu erzielen sind. So ist es beispielsweise möglich hochstabile Gitterstrukturen im Inneren zu erzeugen, die eine besondere Leichtbauweise ermöglichen. Außerdem lassen sich die Formen nahezu beliebig an das zu verpackende Produkt anpassen, kann die Verpackung im Design sehr schnell auf Veränderungen beim Produkt angepasst werden. Dank 3D-Druck lassen sich Verpackungen schnell „on demand“ produzieren und noch dazu punktgenau auf des zu verpackende Produkt zugeschnitten. Die Vorteil daraus: Lagerbestände sinken und es wird weniger Kapital gebunden, die Betriebswerte im Unternehmen bekommen leuchtende Augen weil sich dadurch Kosten einsparen lassen. Für Verpackungen aus dem 3D-Drucker müssen lediglich pulverförmige oder flüssige Grundmaterialien vorgehalten werden, Lagern von Verpackung war gestern.

Die „eine“ Verpackung der Zukunft wird es nicht geben, ist Loges überzeugt. Weil es zu viele unterschiedliche Einsatzfälle für Verpackungen gibt. Bei aller Digitalisierung wird sich letztlich eine intelligente Verpackung nur dann durchsetzen, wenn sie unterm Strich wirtschaftlich einen Nutzen bringt, resümiert er. Bei Verkaufs- bzw. Konsumverpackungen sei es denkbar, dass diese mit zusätzlichen Funktionen zur Kommunikation direkt mit dem Endverbraucher ausgestattet werden. Die dafür notwendigen Technologien wie zum Beispiel 2D-Codes oder NFC-Transponder sind schon vorhanden und durch die flächendeckende Verbreitung von Smartphones besitzt heute fast jeder Kunde eine Kommunikationsschnittstelle.

Fazit: Die Verpackung ist ein Spiegelbild: Darin zeigt sich, ob ein Unternehmen Innovationsführer oder Kostenführer sein will. Primärverpackte Produkte mit möglichst wenig standardisierten Ladungsträgern entlang der Supply Chain zu befördern bringt Kosteneinsparungen bis zu 20 Prozent.

4 Wege der künftigen Verpackung

Verpackung wird zum Informationsträger über seine Eigenschaften der verpackten Ware

Standardisierte Mehrweg-Verpackungen statt Einwegverpackung

Weg von Insellösungen hin zu offenen Verpackungsformen mit breiter Nutzbarkeit

Verpackung drucken „on demand“ soll bald die Vorratshaltung von Verpackung überflüssig machen