Strategische Pläne : Was SSI Schäfer mit der Beteiligung an DS Automotion vorhat

Hillinger Wolfgang
© DS AUTOMOTION

Im August 2018 hat die SSI Schäfer Gruppe die Beteiligung an DS Automotion bekannt gegeben. Mit dem weltweit führenden Hersteller von hochdynamischen Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) möchte der Intralogistikexperte die flexiblen und zuverlässigen Systeme aus Österreich in ganzheitliche Logistiklösungen integrieren und die Technologien langfristig weiter vorantreiben. Im Interview geben Manfred Hummenberger und Wolfgang Hillinger (beide Geschäftsführer DS Automotion) sowie Rob Schmit (Executive Vice President Technology & Innovation SSI Schäfer) Einblicke in die Hintergründe und zukünftigen Pläne der Partnerschaft.

Herr Schmit, SSI Schäfer hat im August die Kooperation mit Beteiligung am Linzer FTS-Spezialisten DS Automotion bekannt gegeben. Welche Gründe sprachen für diese Entscheidung?

R. Schmit: Für die SSI Schäfer Gruppe war diese Beteiligung ein strategisch wichtiger Schritt, mit dem wir unser Know-how in diesem vom Markt geforderten Zukunftsfeld ergänzen. Zudem kommen wir der strategischen Ausrichtung nach, verstärkt mit Partnerfirmen zusammenzuarbeiten, an denen wir idealerweise beteiligt sind.

Herr Hummenberger, wie begründen Sie den Entschluss, zukünftig mit SSI Schäfer zusammenzuarbeiten?

M. Hummenberger: DS Automotion ist ein weltweit führender Anbieter von FTS und bereits seit 1984 auf die Entwicklung und Produktion von Automatisierungslösungen für unterschiedlichste Anwendungen und Branchen spezialisiert. Diese langjährige Erfahrung und die individuellen Lösungen ermöglichen Anwendern flexible innerbetriebliche Materialflüsse. Mit SSI Schäfer haben wir den passenden Partner gefunden, um diesen Zukunftsmarkt vor allem im Bereich der ganzheitlichen Logistiklösungen zu bedienen.

Herr Schmit, bestehende Kooperationen mit FTS-Herstellern und eigene Produkte prägen bereits Ihr breites Leistungsspektrum in diesem Segment. Wie würden Sie die Entwicklung beschreiben?

R. Schmit: SSI Schäfer war einer der ersten Anbieter in der Branche, welcher ganzheitliche Intralogistiklösungen mit FTS realisierte. Damit waren wir zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Lage, die gestiegenen Kundenanforderungen an barrierefreie und flexible Transporte bedienen zu können. Mit Übernahme des belgischen Startup MoTuM NV, Mechelen, haben wir seit Mitte 2015 umfassende Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in den Bereichen Schwarmintelligenz und dezentrale Steuerungstechnik vorangetrieben. Zudem verfügen wir mit Partnern, wie beispielsweise dem finnischen Anbieter Rocla, über ein breites Netzwerk, auf das wir im Tagesgeschäft zurückgreifen können. Stolz sind wir insbesondere auf unser eigenes Produkt Weasel, ein FTS für Kleinladungsträger, welches in 2016 sogar mit dem renommierten IFOY Logistik-Award ausgezeichnet wurde. Mit der Beteiligung an DS Automotion bauen wir nun unsere FTS-Kompetenz noch umfassender aus. Wir ergänzen unser Leistungsspektrum um Systemrealisierungen, die auf individuellen Kundenanforderungen basieren, sowie um Lösungen für spezielle Anwendungsbereiche wie z.B. die Produktionslogistik. Anwender profitieren folglich von einem umfassenden Portfolio für Klein- und Großladungsträger, integriert in ganzheitliche Logistiklösungen.

Herr Hillinger, wie sieht der zukünftige Markt für FTS aus? Und welche Folgen hat das für die Intralogistik?

W. Hillinger: Fahrerlose Transportsysteme stellen vor allem im Rahmen von Industrie 4.0 Applikationen, der weiterführenden Vernetzung von Systemen und der Digitalisierung wesentliche Bausteine einer modernen Intralogistik dar. Ausgehend von den rasanten Entwicklungen in den Bereichen Navigationstechnologie und -software ergeben sich steigende Anforderungen an die Lösungen. Parallel dazu ist es wichtig, eine Vielfalt an Fahrzeugtypen anzubieten. Dies setzen wir bereits um bzw. entwickeln unser Portfolio ständig weiter.

R. Schmit: Gleichzeitig ist die Spezifikation der Fahrzeuge sehr stark vom jeweiligen Anwendungsfall abhängig. Aus diesem Grund werden einerseits standardisierte Fahrzeuge und andererseits kundenindividuell konzipierte Fahrzeuge nachgefragt. Daraus ergeben sich spezielle Herausforderungen an die Intralogistik, passgenaue Fahrzeuge und Konzepte anzubieten, welche die individuellen Anforderungen der durchzuführenden Transportaufgaben erfüllen. Mit unserer neuen Kooperation erhöhen wir die Marktabdeckung im Bereich der kundenindividuellen Gerätekonfiguration und tragen somit dieser Entwicklung Rechnung.

Durch welche Kompetenzen kann DS Automotion das bestehende Leistungsportfolio von SSI Schäfer ergänzen und wie sieht es andersherum aus? Nicht zuletzt, was heißt das für Ihre Kunden?

R. Schmit: Mit der neuen Partnerschaft erhalten wir zahlreiche positive Impulse: Erhöhte Varianz an Fahrzeugtypen, verstärkte Expertise in Navigationstechnologie, übergreifende Projektabwicklung. DS Automotion ist zudem sehr stark in den Bereichen Produktionslogistik, Automotive, Hospital & Healthcare, Agriculture und Industry aufgestellt und automatisiert Serienfahrzeuge zur Ergänzung der Produktpalette – davon profitieren wir wiederum, denn die Partnerschaft ermöglicht uns neue Marktzugänge. Durch die Zusammenführung der FTS-Kompetenz unserer beiden Unternehmen sind wir auf Basis der weltweiten Leistungsstärke, des breiten Lösungsportfolios und unserer umfassenden IT-Kompetenz in diesem Zukunftsfeld nachhaltig gerüstet.

M. Hummenberger: Wir verfügen über langjährige Erfahrung, mit unterschiedlichen Technologien flexible und zuverlässige FTS-Anlagen zu realisieren, insbesondere im großvolumigen Bereich und bieten ein extrem breites FTS-Portfolio für jegliche Anwendungsfelder. Gemeinsam mit SSI Schäfer werden wir der steigenden Nachfrage nach agilen Systemen mehr als gerecht.

Vielen Dank für das Gespräch!