Anlagenbau Ranking 2015 : Platz 8: Kremsmüller, der Realist

Kremsmüller Georg
© Kremsmüller Gruppe

Eine Insolvenz war seine große Chance. Ende August eröffnete das Hamburger Handelsgericht das Insolvenzverfahren über die sächsische Imtech-Tochter Max Straube. Über fünf Wochen verhandelten sechs hartnäckige Interessenten, um den Verkauf des deutschen Rohrleitungsbauers. Durchgesetzt hat sich die oberösterreichische Kremsmüller Industrieanlagen KG und übernimmt per 1. Oktober den 58-Mann-starken Betrieb. Eigentlich lässt die schwache Konjunktur und Investitionszurückhaltungen viele Industrieanlagenbauer derzeit straucheln. Nicht so die Steinhauser Behälter- und Rohrleitungsbauspezialisten. Sie stemmen sich gegen den negativen Branchentrend und übernehmen Unternehmen wie die Max Straube GmbH.

Vor-Ort-Struktur als Erfolgspuscher.

Dahinter verbirgt sich aber eine einfache strukturelle Denkweise. „Wir haben in den letzten Jahren den deutschen Markt viel zu wenig bearbeitet“, verrät Geschäftsführer Gregor Kremsmüller im Interview mit Factory. „Mit einem kleinen schlagkräftigen Team aus Technikern -, Projekt- und Bauleitern mitten in Deutschland haben wir jetzt die besten Chancen uns hier eine gute Vor-Ort-Struktur aufzubauen.“ Seine Augen richtet der Geschäftsführer damit bewusst zurück nach Zentraleuropa. „Vor der Haustür kann man immer noch mit der Kombination unserer Anlagenbau-Kompetenzen und der hochautomatisierten Apparatefertigung punkten“, so Kremsmüller.

Manche Konkurrenten hätten sich die letzten Jahre viel zu sehr in fernen Märkten verloren und mussten dabei schmerzhafte Verluste verbuchen. „Das Geschäft ist herausfordernder geworden und länderspezifische Risiken nicht zu unterschätzen“, warnt Kremsmüller. In Thailand mit zwei eigenen Mitarbeitern und 200 vor Ort rekrutierten Arbeitern ein Anlagenprojekt durchzuziehen kann gut gehen. Das Risiko, dass etwas daneben geht ist aber enorm. „Bei Projekten mit einem hohen Vor-Ort-Anteil braucht es eine gewisse dauerhafte Mindeststruktur“, gibt der Oberösterreicher einen Tipp. Nur so ließen sich länderspezifische Risiken unter Kontrolle bringen. Kremsmüller kennt noch einen weiteren Fall des Scheiterns aus seinem Branchenkreis. Dabei habe sich ein Mitbewerber in den unternehmerischen Selbstmord begeben, indem er sich auf eine Projekt eingelassen hat, das weit über den typischen Jahresumsatz reichte „und das praktisch ohne eigene Mitarbeiter“, so Kremsmüller.

Unabhängig in die Projekt-Vorfinanzierung.

Mit Max Straube soll genau so etwas nicht passieren. Es sind diese Vor-Ort-Strukturen, die die Kremsmüller Gruppe so erfolgreich machen. Aber auch die besonders flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswege sind die Erfolgswerkzeuge des oberösterreichischen Familienbetriebs. „Raus aus den Fängen eines Konzerns hin zu einem flexiblen bodenständigen Familienunternehmen“, nannten es die Max-Straube-Mitarbeiter. Gerade die Liquidität ist in einer personalintensiven Branche wie dem Anlagenbau ein besonders sensibles Thema. Die Zahlungsziele der Kunden werden immer länger, Banken immer strenger. Löhne sind immer zum Zeitpunkt der Leistung fällig. Diese Konditionen auf Materiallieferanten abwälzen, „wäre auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Kremsmüller. Gerade das Thema Bank will der Geschäftsführer größtmöglich umgehen. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 84 Prozent bilden die Oberösterreicher wohl die große Ausnahme. Bei Projekt-Vorfinanzierungen können sie aber gerade dadurch in ihren Entscheidungen viel freier agieren. Ein riesen Plus in einer Branche, wo Projektverzögerungen an der Tagesordnung stehen. „Unternehmen, die hier zu stark vom Bankensektor abhängig sind, gelangen sehr schnell an die Grenzen ihrer Existenz“, so Kremsmüller.

Mit ihrem gesunden Umsatzvolumen von derzeit rund 234 Millionen Euro sehen sich die Steinhauser für die Zukunft gut gerüstet. 2016 sollen drei weitere Großprojekte umsatzwirksam werden. Frei von komplexen Konzernstrukturen will Gregor Kremsmüller die nächsten Jahre in seinem Unternehmen nicht an Expansion sondern viel mehr an Effizienz und internen Synergien arbeiten.

Eine andere Strategie, lesen Sie hier: Lisec, der Optimist.