Zulieferindustrie : Nächste Übernahme: Wird Grammer bald chinesisch?

Grammer AG
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Der Autozulieferer Grammer steht womöglich kurz vor einer Übernahme durch den chinesischen Großaktionär Ningbo Jifeng. Das Unternehmen bestätigte am Dienstagmorgen in Amberg fortgeschrittene Verhandlungen mit verbundenen Unternehmen von Ningbo Jifeng, die zu einem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot an die Aktionäre der Grammer AG führen könnten.

Der chinesische Konzern habe dabei einen Preis von 60 Euro plus der vorgeschlagenen Dividende von 1,25 Euro in Aussicht gestellt. Grammer würde damit mit knapp 772 Millionen Euro bewertet.

Droht der technologische Ausverkauf?

Dieses Übernahmeangebot kommt zu einer Zeit, in der bereits heftig darüber debattiert wird, ob sich Deutschland von China zu abhängig gemacht hat. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung warnt gar vor einem technologischen Ausverkauf Europas. Während chinesischen Investoren hierzulande freier Marktzugang geboten wird, schützt die chinesische Regierung strategische Industrien bewusst vor ausländischem Zugriff. "Das seien keine Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe", heißt es darin weiter.

Bei Grammer heißt es indessen: "Es ist derzeit noch nicht abzusehen, ob die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können und ein Übernahmeangebot erfolgen wird." Die Grammer AG prüfe im besten Unternehmensinteresse strategische Handlungsoptionen und wird den Kapitalmarkt und die Öffentlichkeit über den Fortgang der Verhandlungen entsprechend den rechtlichen Anforderungen informieren.

Ningbo Jifeng hält aktuell etwas mehr als ein Viertel der Grammer-Aktien und müsste also jetzt noch mal rund 578 Millionen Euro auf den Tisch legen, um das Unternehmen komplett zu übernehmen. Das bayerische Unternehmen hatte die Chinesen Anfang 2017 im Kampf gegen eine mögliche Übernahme durch die umstrittene bosnische Investorenfamilie Hastor an Bord geholt. Diese hält derzeit etwas mehr als 9 Prozent. (red/APA/dpa)