Industrietechniker : Karriere hoch drei

KBA Mödling Christopher Schneeberger Industrietechniker
© Maschinenfabrik KBA Mödling

Wer nach der Pflichtschule die Lehre zu seinem Traumberuf machen möchte, oder einfach keinen Bock mehr auf Klassenzimmer hat und sein eigenes Geld verdienen möchte hat in Niederösterreich, Salzburg und Steiermark dank der Initiative der Industriellenvereinigung und engagierter Industriebetriebe die Möglichkeit, mehr als nur den Lehrabschluss zu machen. Die Ausbildung zum Industrietechniker beinhaltet zusätzlich die Werkmeisterprüfung und die Matura. Falls also doch noch einmal die Uni ruft, ist der Grundstein schon gelegt.

Christopher Schneeberger lernte bei der Maschinenfabrik KBA Mödling den Lehrberuf Zerspanungstechniker. Seinen Vorgesetzten fiel sein besonderer Einsatz und Talent auf. „Eines Tages kamen sie auf mich zu, und haben mich gefragt, ob ich nicht die Ausbildung zum Industrietechniker machen möchte“, erzählt Schneeberger. Den Werkmeister hatte er da schon in der Tasche, allerdings selbst bezahlt. „Erst musste ich noch überlegen, denn zur Matura waren es noch zwei Jahre Abendschule.“ Aber was man hat, das hat man, also büffelte Christopher Schneeberger die nächsten zwei Jahre abends für die Matura und ging tagsüber arbeiten. Aber weil bei der Ausbildung zum Industrietechniker die Unternehmen alle nötigen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen bezahlen, bekam Schneeberger von der KBA Mödling sogar die Kosten zu seiner damals eigeninitiativen Werkmeisterfortbildung zurückerstattet.

Nur für die Besten der Besten

Die Ausbildung zum Industrietechniker kann nicht jeder Lehrling machen. In der Berufsschule muss zumindest ein „guter Erfolg“ erreicht werden. Wer von den besonders guten Lehrlingen dann die Ausbildung machen darf, bleibt allerdings jedem Unternehmen selbst überlassen. Deshalb rät Christopher Schneeberger all seinen Nachfolgern: „Strengt euch schon in der Lehrzeit an, in der Berufsschule und auch im Betrieb.“ Denn nach der Ausbildung zum Industrietechniker winken nicht nur mehr monetärer Lohn, die Aufstiegschancen sehen dadurch auch gleich viel rosiger aus. Josef Hackl, Lehrlingsausbilder bei Eaton Industries, erklärt warum Unternehmen die zusätzlichen Ausbildungskosten gerne auf sich nehmen: „Die Qualifikation wird nicht gemacht, um eine aktuelle höhere Position bekleiden zu können, sondern um bereit zu sein wenn sich die Gelegenheit ergibt.“ So bleibt das Wissen im Unternehmen, und die Mitarbeiter sind bereits bestens auf höhere Aufgaben vorbereitet, können aber bis dahin auch schon viel mehr Verantwortung übernehmen. Bei Eaton geht man sogar noch weiter, als für das Industrietechnikermodell vorgeschrieben ist. „Die globale Kommunikation ist uns besonders wichtig“, sagt Hackl. „Deshalb bekommen unsere Lehrlinge bereits einen technisch orientierten Englischkurs neben der Berufsschule bezahlt. Denn falls sie einmal ein Werk in China oder den USA besuchen, müssen sie mehr als Schulenglisch intus haben.“

Langer aber lohnender Weg

Die Ausbildung zum Industrietechniker setzt viel Einsatz und Ehrgeiz voraus. Denn die zusätzlichen Qualifikationen zur Lehre müssen in der Regel außerhalb der Arbeitszeiten absolviert werden. Christian Poiss, Werkzeugbautechniker bei Eaton Industries, kennt das nur zu gut. Für die Werkzeugmeisterprüfung musste über zwei Jahre sogar das Wochenende geopfert werden. „Freitags wurde ich eine Stunde vor Arbeitsende freigestellt und war dann bis halb 10 Uhr abends beim WIFI. Am Samstag ging es weiter, von halb acht morgens bis fünf am Nachmittag.“ Dazu kamen auch noch die Stunden in denen er zu Hause büffeln musste.

Alles in Allem dauert die Ausbildung zum Industrietechniker siebeneinhalb Jahre. Es spricht aber einiges dafür, diese scheinbar lange Ausbildungszeit auf sich zu nehmen. Man steht von Anfang an mit beiden Beinen im Leben, erlernt einen Fachberuf und hat zusätzlich sogar die Möglichkeit weiter zu studieren. Der reinen schulischen Matura hat man mit dem Industrietechniker einiges Voraus. Denn HTL-Schüler brauchen im Vergleich zwar zwei Jahre weniger zur Matura, verfügen aber nicht ansatzweise über eine vergleichbare Qualifikation, haben wenig Praxis und in ihren fünf Jahren Schule auch kein Einkommen.

Noch mehr Informationen über teilnehmende Unternehmen und Tipps zur Industrietechniker-Ausbildung findest du unter www.karrierekick.at