Elisabeth Biedermann : Digitalisierung: Österreich setzt also auf Webseiten-Schmankerl

Elisabeth Biedermann
© Thomas Topf

Forum Alpbach. Eine Diskussion mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik zum Thema „Wie führen Staat und Firmen erfolgreich durch die digitale Transformation?“ Martin Atassi vom Wirtschaftsministerium von Margarete Schramböck (ÖVP) erläuterte die digitalen Schwerpunkte des Ministeriums. Die zehn häufigsten Behördengänge würden digitalisiert, schreibt ein APA-Journalist. "Wir bauen den digitalen Staat." Bürger müssten mitgenommen werden. Next Step: Digitale Transformation in der Verwaltung mittels Plattformen wie help.gv.at und oesterreich.gv.at.

Versteckte Früchte des Ministeriums

Österreich im digitalen Mittelfeld? Für unser Ministerium nicht. Österreich sei nicht so durchschnittlich wie es oft dargestellt werde. "Wir sind gut. Nur sind die Services zum Teil manchmal noch versteckt und zum Teil noch nicht so benutzerfreundlich", verteidigt Atassi. Ja gut und weiter im Programm? Um innerhalb des Ministeriums immer in der Kommunikation im Sinne einer Weiterentwicklung zu bleiben, seien dort übrigens alle per Du "mit der Margarete aus Tirol", also unsere Digitalisierungsministerin Schramböck. Dem APA-Journalisten sei dieser Hauch von Sarkasmus gegönnt. Denn jetzt mal im Ernst, Webseiten als digitale Transformation?

Deutscher Digitalrat vs Webseiten-Schmankerl

Dabei wäre unser Ministerium gut darin beraten, sehr schnell richtige Taten sprechen zu lassen. Soll doch bald ein OECD-Länderbericht erscheinen, der Österreichs viel gelobter KMU-Szene einen kleinen Stich ins digitale Herz verpasst. Im direkten Vergleich hinken wir nämlich sehr wohl hinterher. Während also unser Ministerium Webseiten als digitales Schmankerl präsentiert, gründen unsere Nachbarn eine „Agentur für Innovation in der Cybersicherheit“ und betreiben Grundlagenforschung. Gut, das haben wir auch: Eine staatliche Digitalisierungsagentur (DIA) wurde im Sommer im Bereich der FFG angesiedelt. Der Sinn solcher "Agenturen" bleibt streitbar. Zumindest wird ordentlich Geld in die Hand genommen. 13 Millionen Euro für unsere DIA. Spannender: In Deutschland wurde auch ein Digitalrat gegründet. Er soll der deutschen Kanzlerin helfen mit der gesellschaftlichen Wucht des digitalen Wandels klar zu kommen. Hilfe von außen also. Zehn Experten für Digitalisierung sollen Merkel „antreiben und unbequeme Fragen stellen“. Interessant: Auch drei Österreicher wurden in das Gremium berufen.

Dass unsere Ministerin auf der Suche nach einem digitalen Steckenpferd ist, ist klar. Dass sie es anscheinend noch nicht gefunden hat, wohl auch. Aber es werden fleißig Strategiepapiere von Start-ups gesammelt, Unternehmen mit 3D-Druckern besucht und Reisen zu den Pisa-Siegern nach Singapur unternommen. Man kann also nur hoffen, dass unsere „Margarete aus Tirol“ auch bald findet, wonach sie sucht. (eb)