Rohstoffe : „So schnell geht das Kupfer nicht zu Ende“
Nach Ansicht eines Branchenexperten wird der Krieg in der Ukraine Rohstoffe dauerhaft verteuern. "Angesichts aller Unsicherheiten, die der Beginn des laufenden Jahrzehnts mit sich bringt, ist eines klar: Wir erleben das Ende einer Ära billiger Rohstoffe", sagte der Chef des luxemburgischen Rohstoffkonzerns Eurasian Resources Group (ERG), Benedikt Sobotka. Bereits vor Kriegsbeginn hätten Experten Sobotka zufolge bei Kupfer ein Defizit prognostiziert. Die höhere Nachfrage durch die Umstellung auf erneuerbare Energien und E-Mobilität werde die Preise für Kupfer weiter antreiben, meint er. Australische ForscherInnen erstellten zudem Prognosen, wonach die Förderung des gefragten Rohstoffes bereits 2040 seinen Höhepunkt erreicht habe.
Angebot soll wieder steigen
Doch aus einem Tiroler Dorf vernimmt man ruhigere Töne. Uwe Schmidt ist CCO der Montanwerke Brixlegg, wo Kupfer aus Schrotten produziert wird. Er erzählt: „Ein Zulieferer aus der Automobilindustrie wollte unbedingt von mir wissen, ob es in zehn Jahren noch Kupfer gibt. Und ich habe gesagt: ‚Kein Problem, das gibt es‘“. Momentan sei zwar Schrott knapp, aus dem die Montanwerke Brixlegg ihr recyceltes Kupfer herstellen. Doch das rührt laut Schmidt daher, dass asiatische AkteurInnen zurzeit „sehr aggressiv“ in Europa einkaufen. Zudem seien aufgrund der unsicheren Lage die Lieferketten im letzten Jahr geleert worden, was den jetzigen Bestand schmäler aussehen ließe, als er sei. „Letztes Jahr gab es zu viel Schrott, dieses Jahr gibt es zu wenig Schrott. Und in der zweiten Jahreshälfte ist es wieder normal“, beruhigt Schmidt.
Kupfer als Wegweiser der Kreislaufwirtschaft
„Wer sich mit Kreislaufwirtschaft beschäftigt, wird erkennen; im Kupferbereich lebt das alles schon. Es wird nichts weggeschmissen“, erklärt Schmidt. Beispielhaft dafür ist die Produktion der Montanwerke Brixlegg, die gerne wissen lassen, dass bei ihnen „100 Prozent Upcycling“ betrieben wird. Schrott ist ein sogenannter End-of-Life-Abfall, der am Ende des Lebenszyklus eines Elektrogeräts entsteht. Man unterscheidet zwischen Schrotten, die sehr lange in der Wertschöpfungskette waren, sowie mittelfristigen und kurzfristigen Schrotten. Kurzfristig sind etwa E-Schrotte, wie Handys, die zuvor eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren haben. Bis zu vierzig Jahren war der mittelfristige Schrott in Verwendung. Dazu zählen etwa Autos oder Kühlschränke. Alles, was über vierzig Jahre lang seine Funktion hat – große Maschinen, Anlagen und Gebäude – ist langfristig. „Brixlegg hatte bislang den Fokus auf langfristigen Schrott. In der Zukunft wird es jedoch so sein, dass die kurz- und mittelfristigen Schrotte zunehmen und die langfristigen etwa gleichbleiben. Weil es immer mehr Konsum und immer mehr Elektrogeräte gibt“, erklärt Schmidt.
Der Preis der Klimafreundlichkeit
Dass bei aller Beruhigung ob der Kupferbestände die Preise dennoch steigen, bestreitet Schmidt freilich nicht. Besonders das Kupfer der Montanwerke Brixlegg ist aufgrund seines Herstellungsprozesses im Gegensatz zu Minenprodukten nicht gerade ein Schnäppchen. Schmidt, der gleichzeitig Nachhaltigkeitsbeauftragter in seinem Unternehmen ist, argumentiert den höheren Preis auch mit dem weltweit niedrigsten CO2-Fußabdruck „seines“ Kupfers. Und meint dazu: „Wir haben einen etwas edleren Charakter“.
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