Herausforderungen der Kunststoffindustrie : Innovation in der Kreislaufwirtschaft
Der verstärkte Einsatz von Rezyklaten sowie Produktinnovationen mit der Vorgabe „Design für Recycle“ werden angestrebt. Ziel ist es, die Kunststoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten. Der Paradigmenwechsel in Richtung Kreislaufwirtschaft ist bereits in vollem Gange. Treiber dieses Wandels ist verstärkt der europäische Aktionsplan Kreislaufwirtschaft, der die Rahmenbedingungen vorgibt. Die Änderungen der Abfallrahmenrichtlinie, der Verpackungsverordnung, des Abfallwirtschaftsgesetzes, der EU-Taxonomie und Ecodesign-Richtlinien werden davon abgeleitet. Unternehmen reagieren, indem sie bestehende Recycling-Pläne vertiefen und neue Strategien entwerfen.
Beim Verpackungshersteller Greiner wurde etwa analysiert und welche neuen Arten von Rezyklaten sich für welche Verpackungen eignen und für welche Branchen sie zugelassen sind. Generell schied das Unternehmen Produkte aus, die nicht wiederverwertbar waren. „Auch im Jahr 2024 setzen wir verstärkt auf die drei R: Reduzieren, was eingespart werden kann (reDUCE); nutzen, was mehrmals eingesetzt werden kann (reUSE) und recyceln, was nicht wieder eingesetzt werden kann (reCYCLE). Ein großes Wachstumspotenzial sehen wir im Neudenken von Business-Modellen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Jedes Produkt, das möglicherweise in einem Teil der Wertschöpfung als Abfall gilt, muss für den Nächsten einen Wertstoff darstellen und so den Kreislauf schließen“, erklärt Beatrix Praeceptor, CEO von Greiner Packaging, die Strategie des Unternehmens.
Die Technologie soll es richten
Auch der Kunststoffproduzent Borealis arbeitet an Recycling-Technologielösungen, die polyolefinbasierten Post-Consumer-Abfällen ein neues Leben geben. Kreislauffähige Polyolefine werden aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Unabhängig von fossilen Rohstoffen bieten sie die gleiche Materialleistung wie neue Polyolefine. Zusätzlich ließ das Unternehmen bereits 2 Standorte durch Operation Clean Sweep® zertifizieren. Die Installation von Rückhaltesystemen wie Sieben, Pelletabscheidern oder Skimmerteichen wurde getätigt, um Pelletverluste zu vermeiden.
Effizienz durch Recycling
Kunststoffabfälle aufzubereiten ist weniger energieaufwendig als die Produktion aus fossilen Quellen, weiß man beim Spritzguss-Lösungsanbieter Engel. Bis zu 30 Prozent Einsparung an CO2 ist bei Kunststoff-Recycling Verfahren wie „skinmelt“ und „co-injection“ bei denen das Rezyklat mit Virgin-Ware ummantelt wird. Im Zwei-Stufen-Prozess-Verfahren wird das Mahlgut hier direkt im Spritzgießverfahren verarbeitet. Der Anteil an Recyclingmaterial am Herstellungsprozess kann daher bis zu 100 Prozent betragen.
Expansionsbremse Energiekosten
Bis zu einem Anteil von 75 Prozent können die Energiekosten an der Produktion haben und sind damit entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Mit 73 Prozent Exportquote trifft die Kunststoffindustrie im internationalen Marktumfeld auf Konkurrenten, die mit niedrigeren Energiekosten kalkulieren können. Politik und Regulatorien sind hier gefragt, um den weiteren Erfolg der Industrie zu sichern.