Intelligente Fertigung für E-Mobilität : Die EMO Hannover 2025 zeigt, was in der Automobilindustrie von morgen zählt

Viele EMO-Aussteller möchten ein maßgeschneidertes Programm für die Automobil- und die Automobilzulieferindustrie anbieten.
- © EMO2023/VDWWie können Prozessdaten aus der automobilen Fertigung erfasst und genutzt werden, um Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion zu erhöhen? Welchen Einfluss hat die Bauteilqualität von Verzahnungselementen wie Antriebswelle und Achsantrieb auf die Geräuschentwicklung im E-Auto? Mit welchen Schleifwerkzeugen lassen sich schwer zerspanbare neue Materialien und Stähle bearbeiten?
Fragen wie diese stellt sich die EMO Hannover – "Weltleitmesse der Produktionstechnologie" – von 22. bis 26. September 2025. Die Messe konzentriert sich seit 50 Jahren auf Maschinen, Werkzeuge sowie Anlagen und richtet sich unter anderem an Fahrzeughersteller und Zuliefererbetriebe. Die Transformation der Automobilindustrie hat die Schwerpunkte der EMO verändert: Themen wie Automatisierung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz stehen nun im Fokus.
Neue Antriebskonzepte werfen Fragen auf, ob es nun um die Fertigung mechanischer Komponenten für E-Autos oder Verdichter- und Motorwellen für Brennstoffzellen geht. Branchenlösungen für Kreislaufwirtschaft oder Batterierecycling rücken in den Mittelpunkt, weil sich die regulatorischen Rahmenbedingungen drastisch ändern. Und über allem steht die Herausforderung, möglichst effizient und flexibel zu sein, um schnell auf Kundenwünsche regieren zu können.
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So werden Automobilfabriken leistungsfähig
„Für den Aufbau leistungsfähiger, flexibler und resilienter Fabriken sind moderne Werkzeugmaschinen und innovative Produktionssysteme essenziell“, betont Markus Heering, Geschäftsführer beim EMO-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). Auf der EMO World Tour wird gegenwärtig das Messekonzept auf internationaler Bühne präsentiert. Das Motto der EMO „Innovate Manufacturing“ soll Innovation, Internationalität, Inspiration und die Zukunft der Metallverarbeitung unterstreichen.
Im internationalen Wettbewerb, vor allem mit chinesischen Autobauern, sind Design, Ausstattung, Qualität und Kosten entscheidend. Um sich hier behaupten zu können, ist die Modernisierung der Fabriken sowohl für OEMs als auch für mittelständisch geprägte Zulieferunternehmen von Bedeutung. Die moderne Fabrik wartet mit durchgängiger Prozessautomatisierung, präzise abgestimmten Schnittstellen und integrierten Digitalisierungslösungen auf.
Digitalisierung als "wichtiger Befähiger"
Hersteller von Werkzeugmaschinen statten Maschinen dafür bereits ab Werk mit umfangreicher Sensorik und Monitoringsystemen aus. Sie bieten die Grundlagen für Datenerfassung und -analyse. Abnehmerinnen und Abnehmern soll der Einstieg in datengesteuerte Produktionstechnologien erleichtert werden, in denen sich Prozesse visualisieren und optimieren lassen.
Digitalisierung sei kein Selbstzweck, betonte jüngst Milan Nedeljković, Produktionsvorstand der BMW AG in einem Interview. Sie sei vielmehr ein wichtiger Befähiger. Der Trend geht zu ganzheitlichen Maschinensystemen, mit denen sich vergleichsweise kleine Stückzahlen im Bereich des Antriebsstrangs von Elektroautos ebenso wirtschaftlich, effizient und prozesssicher fertigen lassen wie Massenprodukte. Auch vielfältige Ausstattungsvarianten und Designmerkmale, mit denen Fahrzeughersteller Kaufanreize setzen wollen, erfordern flexible Fertigungslösungen.
Das gibt es auf der EMO Hannover zu sehen
Die EMO Hannover 2025 greift derartige Trends auf, etwa durch Automatisierungslösungen, die sich sukzessive und auch in Verbindung mit Bestandsmaschinen umsetzen lassen. Das Spektrum reicht von einfachen Palettenwechslern und Handlingsystemen bis zu Robotereinsatz und autonomen Fabriken mit selbstfahrenden Systemen. Dabei lassen sich Nebenprozesse wie Reinigen, Beschriften und Messen integrieren. Auf dem Gemeinschaftsstand Cobot Area beispielsweise geht es um kollaborative Roboter und ihre Einsatzmöglichkeiten.
Um Maschinenbedienerinnen und -bediener zu unterstützen und zu entlasten, werden Assistenzsysteme vorgestellt, bei denen auch künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen kann. KI-Lösungen lassen sich zudem für Predictive Maintenance und adaptive Prozessführung einsetzen. Der Gemeinschaftsstand AI + Digitalization Area bietet Besucherinnen und Besuchern aus der Fahrzeugindustrie die Möglichkeit, sich anhand von Best-Practice-Beispielen darüber zu informieren.
Alles rund ums Recycling in der Sustainability Area
Die Automobilindustrie diskutiert intensiv, wie sich Energie und Materialverbrauch in der Produktion reduzieren lassen. Das zeigte dieser Tage auch der Mobility Innovation Summit des VDA (Verband der Automobilindustrie) in Berlin. Investitionen in neue Maschinen zahlen sich nach Einschätzung des EMO-Veranstalters VDW bereits mit einer Energieeinsparung um 25 Prozent aus. Doch lassen sich auch weitere Stellschrauben identifizieren, um Produktionsprozesse effizienter zu gestalten und CO2-Emissionen zu reduzieren.
Die Sustainability Area auf der EMO 2025 möchte moderne Lösungen für die nachhaltige Produktion entdecken. Materialeffizienz spielt dabei eine große Rolle. Mit neuen Simulationsmethoden in der Komponentenentwicklung und innovativen Produktionsverfahren etwa können Bauteile noch belastbarer und langlebiger ausgelegt werden.
Die Recyclingfähigkeit von Fahrzeugen ist sicherzustellen, indem Recycling bereits bei der Entwicklung neuer Fahrzeugkomponenten mitgedacht wird. Derzeit sind etwa 85 Prozent eines Fahrzeugs recycelbar, so der VDA. Etwa ein Drittel eines neuen Fahrzeugs bestehe aus Sekundärmaterial. Um diese Quoten weiter zu erhöhen, muss eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zum Laufen gebracht werden, in der alle Beteiligten eng zusammenarbeiten und ihre Daten austauschen. Dabei geht es um Produktions- und Materiallieferketten für mehrere Tausend Komponenten und Teile, die in jedem Fahrzeug verbaut werden. Gerade im Hinblick auf die Elektromobilität ist es wichtig, Batterien wiederzuverwenden und etwa Lithium, Nickel und Kobalt für neue Batterien zurückzugewinnen.