Gegenüberstellung : Werkzeugindustrie: Standzeit versus Output

Werkzeugindustrie
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"Produktivität erhöhen, Kosten senken“ ist die Maxime der Werkzeugindustrie. Aber Unternehmen sehen sich einer neuen Herausforderung gegenübergestellt. Während die Kosten stetig steigen, sinken die erzielten Preise. Eine schere, die sich nur über eine Produktivitätssteigerung schließen lässt. Doch genau bei diesem Thema scheiden sich die Geister. stimmen werden laut, die eine lange Standzeit und Output-Maximierung trennen möchten. Beides lässt sich nur schwer verfolgen, heißt es von Experten. Die Produktivität steigern bedeutet für die einen mehr Output, für die anderen längere Standzeiten. Manche jedoch trennen die beiden nur ungern und verlagern die Thematik auf den Endkunden.

Keine einfache Frage.

Auf die Frage „schneller produzieren oder längere Standzeiten – wohin geht der Entwicklungstrend?“ gibt es verschiedene Standpunkte. „Schneller produzieren heißt, die standzeit wird kürzer“, davon ist Marcel Bellorini, Geschäftsführer coromant Österreich, überzeugt. Er betrachtet das Thema von der Anwenderseite her, das heißt vom Endkunden. Die allgemeine Standzeit dient als Messgröße in der Entwicklungsphase von Werkzeugen, steht aber in Kontroverse mit der „wirtschaftlichen Standzeit“.

Bei der wirtschaftlichen Standzeit zählt der Output. Die zwei Faktoren trennen will Dietmar Müller, Geschäftsführer von seco Tools, nicht. Für ihn kann die Frage nicht pauschal be- antwortet werden. Es gibt viele Einflussfaktoren am Markt, die eine Entscheidung beeinflussen. Dazu zählen sowohl Art und Größe der Bauteile, Werkstoffe und deren Zerspanbarkeit, Einzel- oder Serienfertigung als auch Dynamik und Steifigkeit der Maschine. Bei seco Tools ist die Voraussetzung für die Entwicklung erfolgreicher Zerspanungslösungen ein enger, partnerschaftlicher Kontakt zu den Kunden. „Gemeinsam mit den Kunden entscheiden wir dann von Bauteil zu Bauteil, ob in Richtung Standzeit oder schnellere Bearbeitung eine lösung angestrebt wird“, so Müller. „Wenn diese Frage einfach zu beantworten wäre, dann würden wir bei seco Tools nicht so viele Zerspanungstechniker im Außendienst benötigen“, erklärt er weiter.

In Österreich zählt der Output.

Großmaschinenhersteller wie MCE (Stahl- und Maschinenbau) brauchen hohe Standzeiten. „Dort macht es keinen Sinn, eine Wendeschneidplatte nach 15 Minuten auszutauschen“, äußert sich Bellorini im Interview. „Hingegen bei Unternehmen wie Opel oder BMW muss der Output maximiert werden, ansonsten sind sie für ein Land wie Österreich nicht wirtschaftlich genug.“

Im Auge des Kunden.

Schnelleres Produzieren wirkt sich deutlich preiswerter auf die Herstellkosten eines Werkstückes aus als längere Standzeiten, darüber ist man sich auch bei der Walter AG sicher. „Es lässt sich jedoch nicht immer realisieren, dass die Arbeitswerte erhöht werden können“, erklärt Michael Fink, Product Manager bei Walter. Die Gründe dafür sind einerseits die Stabilität des Werkstückes an sich oder das verwendete Material, auch die Leistungsgrenze der Maschine ist von Bedeutung. Wenn diese Fälle zutreffen, ist es die längere Standzeit, welche die Produktivität nachhaltig steigert. „Nicht zu verachten sind Werkzeugvorbereitung, Verbrauch und Bevorratung“, erklärt Fink eine weitere Möglichkeit, Kosten zu sparen. Für ihn geht der Entwicklungstrend in beide Richtungen und es liegt im Auge des Betrachters – in diesem Fall im Auge des Kunden –, was die wirtschaftlichste Lösung ist.