Kommentar : Was ich auf dem Robotics Festival gelernt habe
Nach 18 Monaten Zwangspause war das Dresden Robotics Festival die erste Industrieveranstaltung, die ich wieder besuchen konnte. Vorbei die Zeiten der Teams-Calls, endlich wieder Themen und Gerüchten nachgehen. Das Festival versammelte Startups, Unternehmen, Hochschulen und Investoren. Das war eine interessante Mischung und produzierte viele Neuigkeiten.
Das große Staunen:
Agile Robots ist das erste deutsche Robotik Unicorn und die Macher ernteten auf dem Festival Applaus. Aber mancher fragte sich auch, was machen die jetzt mit den 220 Mio. US-Dollar Finanzierung? Die Antwort kam am letzten Tag des Festivals: In Kaufbeuren (westlich von München) entsteht ein Werk, das eine Kapazität von 2.500 Cobots pro Jahr haben soll. Weniger als in China, aber immerhin. Angeschlossen an das Werk soll auch eine Erlebniswelt Robotik entstehen und die Macher wollen Roboter unterschiedlicher Hersteller mit Agile Software zusammenarbeiten lassen. Der Produktionsbeginn soll schon der 1. Dezember 2021 sein.
Die neuen Wegen:
Für die Entwicklerinnen und Entwickler von Wandelbots war das Festival ein Heimspiel. Sie präsentierten ihre neue Schweiß-Anwendung. Basis ist der TracePen, der für den neuen Einsatz angepasst wurde. „Das bahnintensive Schweißen macht es Robotik-Anwenderinnen und -Anwendern heute schwer. Das Teach-In der Pfade für die perfekte Schweißnaht ist äußerst zeitintensiv. Mit heutigen Programmierlösungen, egal ob für Cobots oder Industrieroboter braucht es viel Zeit und Geduld, um die perfekte Naht vorzubereiten. Nicht nur Position, sondern auch Orientierung und Geschwindigkeit müssen perfekt miteinander harmonieren.“, erklärte Wandelbots CEO Christian Piechnick. Darüber hinaus sieht Wandelbots seine Zukunft als Plattformbetreiber. Der neue Growth Manager Bernd Heinrichs unterstrich dieses im Podcastgespräch "Robotik in der Industrie" (mehr hier)
Händeschütteln erlaubt:
Olaf Gehrels, CEO von Coboworx, musste auf dem Festival viele Hände schütteln, denn nur wenige Tage vorher konnte er und sein Team sich eine 4,5 Mio.Euro Seed-Finanzierung für die eigene Roboter und Online-Plattform sichern. „Mit dem Investment von Picus, Team Global und Paua Ventures bekräftigen wir unsere Entschlossenheit, mit unserem einzigartigen Roboter-Ökosystem die Produktionsprozesse in KMU für immer zu verändern. Denn wir machen Robotik bezahlbar und easy to use,” freute sich Gehrels.
Alle wollen an die KMUs:
Doch die KMUs sind skeptisch. Die Robotikbauer müssen ihren Vertrieb neu aufstellen, müssen mehr erklären und Elisabeth Schärtl vom Lohnfertiger BAM ging noch einen Schritt weiter: „Die Mittelständler müssen erst digitalisieren und können erst dann automatisieren", meint die Automatisierungsexpertin, denn es mangele vor allem an Prozesse, aber da helfe auch keine Robotik. Gleichzeitig mahnte sie eine einfache Bedienung der Systeme an und wenn es günstiger würde, wäre das auch ein Argument, meinte sie und lachte dabei. Das hat man bei Igus schon lange gewusst: ReBel heißt der neue Roboter, der für unter 3.000 Euro noch im Herbst auf den Markt kommen soll.
Die Startups sind mit aufgefallen:
Auf einem Festival dürfen jungen Unternehmen nicht fehlen. Aufgefallen sind mir zwei Startups, die Sie sich genauer anschauen sollten:
1. NODE - eine Ausgründung vom Fraunhofer IPA. Das Unternehmen bietet Plug&Play Softwarelösungen für die autonome Intralogistik. Im Mittelpunkt dafür stehen fahrerlose Transportfahrzeuge und mobile Roboter, welche durch unsere Softwarelösungen zu herstellerübergreifenden, autonomen und kollaborativ agierenden Flotten werden.
2. Isochronic - ein Unternehmen aus der Schweiz. Während ein Delta auf etwa 4.000 Picks je Stunde kommt, soll der Isochronic dank synchronem Greifen 14.000 Picks/ Stunde schaffen. Das würde viele Anwendungen in der Industrie revolutionieren.