Backup : Drum prüfe, wer ewig speichert

Storage
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An Anton Oks Nerven nagt die Angst. „Wenn unsere IT-Infrastruktur ausfällt, kommt unser ganzes Unternehmen zum Stillstand.“ Der Senior Staff Engineer Storage Services bei Infineon, weiß was dem Chiphersteller blüht, sollte der schlimmste Fall eintreten. Über 2.800 Mitarbeiter beschäftigt Infineon allein in Österreich. Fällt die IT aus, steht das Werk. Ein Supergau. Wer denkt, dass passiert nur alle 100 Jahre, kennt die Arbeit von Nicolas Ehrschwendner nicht. Allein 2012 sind laut Ehrschwendners Unternehmen Attingo Datenrettung die Einsätze in Unternehmen um 21 Prozent gestiegen. „Die Verfügbarkeit ist für viele Unternehmen ein geschäftskritischer Faktor – tolerierbare Ausfallzeiten betragen oft nur wenige Stunden, zunehmend auch im KMU-Bereich“, so Ehrschwendner. Der Supergau könnte oft verhindert werden, wenn entsprechende Backups da wären. „Datensicherung wird gemacht, aber nicht verifiziert“, warnt der Attingo-Chef. Zu aufwendig, zu mühsam gestaltet sich die Überprüfung von Backups. Unternehmen wollen höchste Verfügbarkeit, werfen aber einen Rettungsanker ohne Seil aus.

Missverständnis Backup.

„Eine USB-Festplatte ist kein Backup.“ Ehrschwendner kennt das Unwissen vieler Unternehmen, wenn es um die eignen Datensicherung geht. „Wer seine Daten auf ein anderes Medium auslagert, hat damit kein Backup geschaffen.“ Nur mehrfach abgespeichert auf unabhängigen Medien akzeptiert der Attingo-Mann als echtes Backup. Ein weiteres Problem: Wer überprüft, ob die Datensicherung auch fuktioniert. Eine Studie aus dem Hause Veeam, ein Unternehmen das sich auf Backup und Datenschutz spezialisiert hat, besagt, dass nur zwei Prozent aller befragten Unternehmen ihre Backups verifizieren. „Oft ahnen Unternehmen das etwas nicht stimmt, allerdings ignorieren sie dieses Bauchgefühl“, so Ehrschwendner. Der Attingo-Mann kennt das Problem bei der Verifizierung: „Es ist extrem aufwendig“. Laut der veeam-Studie kann eine Überprüfung der Backups bis zu 13 Stunden dauern und das in regelmäßigen Abständen. Ein Zeitaufwand den sich kein Unternehmen leisten will.

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„Absolute Backup-Sicherheit gibt es nur mit teuren Tests.“ Auch Mario Zimmermann kennt das Problem seiner Endkunden. „Mit SureBackup können wir helfen“, verspricht der Channel Manager Austria von veeam. Mit SureBackup hat veeam eine Technologie entwickelt, mit der die Überprüfung der Wiederherstellbarkeit jedes einzelnen Backups binnen weniger Minuten möglich wird. „Sozusagen eine automatisierte Verifikation in einer virtuellen Testumgebung“, erklärt Zimmerman. Die Test- und Verifikationsfunktionen von SureBackup beruhen auf einer patentierten Technologie, mit deren Hilfe eine virtuelle Maschine direkt aus einem komprimierten Backup heraus gestartet werden kann. „Die bislang verfügbaren Verfahren zur Validierung von Backup-Archiven haben immer nur eine Bestätigung für die Integrität der Backup-Datei selbst gebracht, nicht aber für die Anwendungen und Daten im Archiv selbst“, so Zimmermann. Eine ideale Lösung für jedes Unternehmen, der einzige Haken. Im Moment ist veeam zwar Hardwareunabhängig aber die Lösung ist gebunden an virtuelle Maschinen von Microsoft, Hyper-V, und VMware.

Just in Time Storage.

In Kärnten hat man eine andere Lösung gefunden. Infineon stellt sehr hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit seiner IT-Infrastruktur und somit auch an die Speicherumgebung, die die Daten zur Verfügung stellt. Nachdem im Rahmen eines großen Konsolidierungsprojektes alle SAP-Instanzen zusammengeführt wurden, wollte der Chiphersteller seine Kosten dafür deutlich senken. Um beste Verfügbarkeit zu garantieren, kamen für Anton Oks nur die MetroCluster-Systeme von Netapp in Frage. „Kein anderer Hersteller konnte uns ein adäquates Angebot, bezogen auf den einheitlichen und einfachen Betrieb sowie die Integration in verschiedenste Tools und Frameworks, machen.“

Backups erstellt der Mikrochiphersteller über die Snap-Shot-Funktion von NetApp. Damit können funktionale zeitpunktbezogene Datenkopien ohne Performance-Verluste erstellt werden. Die Erzeugung von Snap-Shots ist in weniger als einer Sekunde möglich, unabhängig von dem Datenvolumen. Via SnapCreator und Snap- Drive repliziert Infineon seine Daten aus dem Produktivsystem in München inkrementell nach Klagenfurt. Bei Bedarf werden dann innerhalb kürzester Zeit aus den Backups „auf Knopfdruck“ neue SAP Instanzen geklont und aufgebaut. Das Tool das sich dahinter verbirgt, nennt sich FlexClone. „FlexClone ermöglicht ein verzögerungsfreies Klonen von Dateien, ohne dafür Speicherplatz zu verbrauchen“, erklärt Netapp Austria Chef, Ewald Glöckl. „Jeder Klon einer Datei ist eine virtuelle Kopie, die sich für Test- und Entwicklungszwecke oder zur Fehlersuche eignet. Die Kopie ist beschreibbar und ermöglicht damit Änderungen zu integrieren.“

Der Pool der Netapp.

Storage Virtualisierung ist das Thema das Netapp in seiner Firmenphilosphie vorantreibt. „Unsere Virtualisierungs-Tools fassen den gesamten verfügbaren physischen Speicher im Netzwerk zu einem Speicherpool zusammen“, erklärt Glöckl. „Das vereinfacht nicht nur die Administration, sondern bringt eine optimale Auslastung der Speicherressourcen.“ Für den Netapp-Chef ist klar, wer auf virtuell setzt spart nicht nur Betriebskosten und Energie, sondern erreicht auch höchste Verfügbarkeit. Auch bei Attingo kennt man diesen Trend zur Virtualisierung. „Eigentlich ist das gar kein Trend mehr, wir sind mitten drin“, so Ehrschwendner. Die Vorteile liegen klar auf der Hand und Unternehmen bleibt gar keine andere Wahl als in das virtuelle Boot einzusteigen. Es gibt auch bereits cloudbasierende Lösungen zu Backups: Cloud-Disaster Recovery. Eine ideale Option für Notfälle. Bei einer Störung der lokalen physischen Server, lassen sich virtuelle Server in der Cloud starten und der Zugriff auf die Daten bleibt erhalten. Doch Unternehmen zögern noch hinsichtlich einer Lösung aus der Rechnerwolke.

Attraktive Angebote warten in den Startlöchern der Virtualisierer. Angst um sein Geschäft hat Nicolas Ehrschwendner trotzdem nicht. „Virtualisierung heißt nur eine Reduktion von Rechenmaschinen und damit weniger Hardware. War man vorher von mehreren Servern abhängig, ist man es jetzt halt von einem.“ Fällt aber der eine aus, laufen die Telefone bei Attingo heiß.