Interview : "Wenn eine Erntemaschine ausfällt, fehlt eine ganze Kette"

Sven Olof Schacht

Sven Olof Schacht ist After-Sales-Manager beim Landmaschinenhersteller Claas.

- © FOTO HENK 2000 STOCKERAU


FACTORY: Herr Schacht, Sie sind mit Claas zum ersten Mal bei der Tagung dabei. Was dürfen BesucherInnen von Ihrem Vortrag erwarten?

Sven Olof Schacht: Ich werde erklären, wie unser Remote Service funktioniert und es anhand von Beispielen veranschaulichen.

Was genau kann man unter diesem Service verstehen?

Remote Service ist eine Applikation, die wir den VertriebspartnerInnen zur Verfügung stellen, um sich in Echtzeit vom Computer aus auf die Maschine zu schalten. Der Vorteil davon ist, dass der Techniker schon erste Hinweise bekommt, wo das Problem besteht und dadurch eventuell benötigte Ersatzteile bereits mitnehmen kann, um die Reparatur schnellstmöglich durchzuführen.

Wie ist es zur Entwicklung dieses Angebots gekommen?

Das geht schon weiter zurück. Wir haben gezielt nach einer Möglichkeit gesucht, um Ausfälle zu reduzieren und Reparaturzeiten so kurz wie möglich zu halten. 2017 begannen wir dann mit Remote Service 1.0. Damals waren wir aufgrund der Hardware in unseren Funktionalitäten allerdings noch relativ limitiert. Seit 2020 bieten wir Remote Service 2.0. Heute ist die Datenübertragung viel schneller geworden, womit eine bessere Übertragung möglich wurde.

In unserer Branche zählt jede Minute.
Sven Olof Schacht

Welche besonderen Anforderungen stellt Ihre Branche?

Wir sind in einer Branche, wo jede Minute zählt. Mähdrescher etwa laufen zwischen 30 und 40 Tage pro Jahr. Wenn eine Erntemaschine ausfällt, fehlt eine ganze Kette oder es geht nicht weiter. Daher waren wir sehr daran interessiert, Funktechnik zu nutzen, um Betriebszustände ermitteln zu können. Damit Techniker gleich das richtige Teil dabei hat, wenn er zur Maschine hinfährt und sich dadurch einen Weg erspart.

Wie nehmen die KundInnen das Angebot an?

KundInnen müssen den VertriebspartnerInnen die Einwilligung geben, dass diese sich auf die Maschine schalten dürfen und somit Zugriff auf ihre Daten bekommen. Ungefähr 80 Prozent tun das auch. In den westlichen Ländern wird das Remote Service eher angenommen. Und auch bei größeren Betrieben ist das Interesse daran größer als bei kleinen. Dazu spielt die Entfernung eine Rolle. In Australien fährt so ein Techniker schon einmal mehrere 100 Kilometer zur Maschine. Ein Weg, den man ungern umsonst fährt.

Wie sorgt man bei Claas für Datensicherheit?

Die Daten sind natürlich verschlüsselt. Es werden nur diejenigen Daten abgefragt, die für die Reparatur relevant sind. Dieselverbrauch oder Hektar fragen wir nicht ab, auch wenn es technisch möglich wäre.

Gibt es eine Aussicht, was Ihr Service-Angebot in Zukunft bieten soll?

Großes Potenzial sehe ich in der Remote Diagnose. Das heißt, dass wir Maschinen updaten, ohne dass ein Techniker vor Ort sein muss.


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