Nachhaltigkeit : voestalpine: Gasembargo wäre "dramatisch"

A coal fired power plant on the Ohio River just West of Cincinnati
© Robert S. Donovan

Sollte es in Europa zu einem Ausfall der Gaslieferungen kommen, wäre dies "dramatisch" und "nicht oder schwer managebar", sagt voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner: "Ohne Gas keine Stahllieferungen“. Ganz allgemein würden wesentliche industrielle Prozesse zum Stillstand kommen. Spüren werden das alle, weil Lieferketten zusammenbrechen werden und es wohl zu einer hohen Arbeitslosigkeit kommen wird, vor allem, wenn der Ausfall von Erdgas länger anhalten sollte.

Mit der Regulierungsbehörde E-Control sei man laufend im Austausch, mit der Regierung gebe es aber nur "sporadisch" Gespräche zur Gasversorgung, sagte Eibensteiner. Dabei stehe die voestalpine auch ohne ein Gasembargo mitten in einem anspruchsvollen Transformationsprozess zur Reduktion des CO2-Ausstoßes.
Ab 2027 könnte das Unternehmen, welches 15 Prozent des österreichischen CO2-Gesamtausstoßes verantwortet, 30 Prozent seiner Emissionen abbauen. Das würde den heimischen CO2-Ausstoß um 5 Prozent oder rund 4 Mio. Tonnen pro Jahr reduzieren. Bis 2050 gilt sogar eine CO2-neutrale Produktion der voestalpine als möglich. Um dorthin zu kommen, brauche es aber neben Milliardeninvestitionen vor allem grüne Energie - Strom und Wasserstoff - in großen Mengen.

Ein Gesamtkonzept ist notwendig

"Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die langfristige Versorgung mit Strom und Wasserstoff" - und das zu wettbewerbsfähigen Preisen. Das bedeute die Herstellung ausreichender Mengen und den Bau entsprechender Netze zur Verteilung der Energie. Auch müssten die Förderungen die Notwendigkeiten der Stahlindustrie berücksichtigen. Immerhin ist er zuversichtlich, dass 2027 die für den Umbau eines Teils der Voest-Produktion nötigen grünen Energiemengen zur Verfügung stehen werden.

Bis 2030 wird Wasserstoff in Europas Energieversorgung eine relevante Rolle spielen, ist Eibensteiner überzeugt. Was Österreichs Strategie dazu betrifft, ist er hingegen zurückhaltend. Aber relevant sei letztlich ohnehin, was konkret getan wird: "In Wirklichkeit muss man in Umsetzungen denken", also wie tatsächlich die Energieträger zu den Betrieben kommen sollen und nicht, was theoretisch möglich wäre.

Betriebe wollen starten

Eibensteiner lässt sich nicht darauf ein, dem einen oder dem anderen Koalitionspartner die Schuld an fehlenden Entscheidungen zuzuschieben. "Wenn es den politischen Willen wirklich gäbe, könnte man schnell sein." Denn nicht nur sein Unternehmen, auch viele mittelständische Betriebe hätten fertige Konzepte in der Schublade. "Wir möchten starten." Wenn sich die politischen Entscheidungen verzögerten, dann werde es eben erst später eine CO2-Reduktion geben.

Mehrere Engpässe

Energieversorgung ist nicht der einzige Engpass für die voestalpine. Dazu kommen Lieferkettenprobleme, einerseits durch den Krieg in der Ukraine, andererseits durch Engpässe in China und Handelsembargos. Und dann gibt es auch noch Personalengpässe, auch wenn das Unternehmen hofft, heuer wie geplant 500 Lehrlinge aufnehmen zu können. Mit viel Werbung und dem Bau eines 24-Stunden Kindergartens wird auch versucht, Frauen für einen technischen Job zu interessieren.

Dabei läuft das Geschäft noch gut. Die Auftragsbücher sind voll und Energiepreiserhöhungen können angesichts großer Nachfrage vorerst an die KundInnen weitergegeben werden. Auch der neue, CO2-reduzierte Stahl findet trotz höherer Preise KundInnen, wenn auch noch im Verhältnis zur Gesamtproduktion wenige. Das neue Stahlwerk in Kapfenberg (Steiermark) soll wie zuletzt angekündigt im Sommer in Betrieb gehen.

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