Die Kritik am Ausbildungssystem ist berechtigt: Schüler, Auszubildende und Studenten würden nicht für auf die Zukunft vorbereitet, sondern immer noch auf eine Wirtschaft, die es bald nicht mehr geben wird. Das Problem: Die Wirtschaft von morgen kennt keiner. Und was man nicht kennt, kann auch nicht gelehrt werden.
Schon mal gefragt, warum das Assistenzsystem Alexa weiblich ist und eine KI präventiv dunkelhäutige Menschen als Verbrecher vorverurteilt? Wenn eine KI das Denken von Menschen ergänzt, will der Code dahinter mit Bedacht gewählt sein.
Warum können Unternehmen nicht einfach in Würde sterben, wenn ihre Zeit gekommen ist? Und die kommt früher, als gedacht. Denn spätestens mit dem ersten Folgeprodukt nach Gründung ist das Unternehmen nicht mehr für den Kunden da, sondern der Kunde ist da, um die einmal aufgebaute Infrastruktur zu finanzieren.
Der Taktgeber unserer Art des Wirtschaftens ist der Skaleneffekt. Er zwingt uns in großen Mengen zentral zu produzieren. Dabei hätten wir wesentlich mehr Lebensqualität durch dezentrale, digitale Wertschöpfung. Ein reines Gedankenexperiment? Wohl kaum.
Die Digitalisierung beendet die räumliche und zeitliche Begrenzung von Arbeit und verwischt den Unterschied zwischen intern und extern. Der Betrieb im klassischen Sinn wird dem Netzwerk weichen. Human Resource (HR) als stabilisierendes Element starrer Organisationen kann damit nicht umgehen und wird seine Existenzgrundlage verlieren. Und andere werden folgen.
Solange sich Unternehmer weigern, die Früchte des Produktivitätsgewinns mit ihren Mitarbeitern zu teilen, werden Schreckgespenster, wie Bedingungsloses Grundeinkommen oder gar Vergesellschaftung von Unternehmen vom muffigen Dachboden herabsteigen, um die Kaufkraft zu bewahren. Dabei gäbe es eigentlich viel bessere Ideen.
Digitalisierung soll bitte keine zusätzliche Arbeit schaffen - das Gegenteil. Nur wer dies ausspricht, erntet in der Regel heftigen Widerspruch, der leider nur auf Ideologie und Angst basiert.
Der Öffentlichkeit werden mit Steuergeldern subventionierte, medial spektakulär inszenierte Leuchtturmprojekte präsentiert, deren Strahlkraft nicht über die Grenzen der Werkshalle hinaus geht. Industrie 4.0 als Ticket für die Reise in das Land des rasenden Stillstands.
Wir müssen mit Kulturen brechen und andere Wege gehen, müssen flexibler und schneller werden. Mitarbeiter müssen motiviert werden, über den Tellerrand zu blicken. Dies sind Aussagen jüngeren Datums, getätigt von selbsternannten Treibern der Digitalisierung. Warum smarte Technologie ein Problem sucht, welches oft gar nicht da ist.
Unter Industrie 4.0 bekommen wir seit Jahren ein Illusionstheater der übertriebenen Erwartungen geboten. Eigentlich sollte die Digitalisierung Wegbereiter für die Bildung einer Gesellschaft sein, die wir uns immer erträumt haben. Wir bekommen aber nur Vorschläge, die die bisherige Art des Wirtschaftens beschleunigen sollen.