Nachdem die Instandhaltung eine zentral verbindende Organisation wurde, hat Swarovski sich an etwas gewagt, wovor viele noch zurückschrecken: SAP als Maschinendatenbank und Abwicklung für Wartungsaufträge.
Unterlechner: SAP mag zwar auf den ersten Blick kompliziert sein, aber wir haben sehr schnell erkannt, dass an der Instandhaltung wesentlich mehr dranhängt als ursprünglich gedacht. Schnell hat sich herausgestellt, dass auch Stammdaten, Materialwirtschaft und Einkauf zentrale Themen bei uns sind. Wir wollten manuelle Schnittstellen vermeiden und ein System haben, das Controlling und Bestandsführung automatisch integriert.
Apropos Bestandsführung: Sie beherbergen Ersatzteile im Millionenbereich. Eine saftige Summe, die Sie reduzieren wollen?
Unterlechner: Nicht nur reduzieren, wir wollen sie optimieren. Circa ein Drittel haben wir schon elektronisch erfasst. Ziel ist ein zentrales Ersatzteilmanagement, wo wir Prozesse optimieren, Mehrfachlagerungen verhindern, Bestellungen automatisieren und Bestände reduzieren können.
Zurück zur Einführung eines durchgängigen IT-Systems: Wenn Schmierölmagnaten auf IT-Götter treffen, gab es keine Reibereien?
Unterlechner: Oh, die gab es – vor allem bei der Verständigung. Denn die IT und die Instandhaltung haben ein sehr unterschiedliches Glossar. SAP hat viele Vorgaben, was Bezeichnungen angeht. Genauso hat die Instandhaltung unterschiedlichste Auftragsarten wie Störungsbehebung, Wartung und Aufarbeitungsaufträge. Das war zu Anfang recht schwierig in die Köpfe zu bringen.
Und wie haben Sie es geschafft, die beiden Welten zu verbinden?
Unterlechner: (lacht) Für einen gemeinsamen Nenner braucht es einfach manchmal einen Diktator. Nein, natürlich nicht. Der Schlüssel zum Erfolg waren eigentlich motivierte Leute, die offen gegenüber dem neuen System waren.
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Sie sprachen einmal von „unbefleckten Leuten“ als Geheimwaffe?
Unterlechner: Ja, damit waren jene gemeint, die noch nie mit SAP gearbeitet haben und das von Grund auf lernten. Weil wir einen durchgehenden Standard wollten, haben wir – und das mag vielleicht für manche ungewöhnlich klingen – unsere Prozesse an SAP angepasst und nicht umgekehrt. Und da waren diese „unbefleckten Mitarbeiter“ jene, die klargestellt haben, dass SAP im technischen Bereich absolut einsetzbar ist.
Mit richtigen Blockierern hatten Sie also nie zu kämpfen?
Unterlechner: Doch, aber weniger wegen des neuen Systems, eher wegen der organisatorischen Umstellung.
Wollten also die verschiedenen Abteilungen nicht zusammenarbeiten?
Unterlechner: So ungefähr. Aber das war einfach aus der Historie heraus. Früher organisierte sich jede Abteilung für sich selber. Elektroniker, Maschinenbautechniker, Schmierdienst, Fluidtechnik – alle haben hintereinander an der Maschine gearbeitet. Heute passiert das parallel und abteilungsübergreifend und das bringt enorme Vorteile mit sich.
Wie zum Beispiel?
Unterlechner: Probleme werden heute gemeinsam behoben und Stillstandzeiten damit enorm verkürzt. Generell ist die Instandhaltung dank zentraler Organisation und der Einführung von SAP viel transparenter geworden. Und damit hat sich deren Wert bei den anderen Abteilungen enorm gesteigert. Eben weil es keine intransparenten Monatsabrechnungen mehr gibt, sondern unsere Produktion genau sieht, welche Leistungen die Instandhaltung für uns erbringt. Diese vollständigen Reports sind ein absolutes Highlight.