Werkzeugservice : Wiener Wedco puscht Service für Werkzeugschleifen
Herr Payr, Sie setzen bei Wedco voll auf Sonderwerkzeuge, warum eigentlich?
Horst Payr: Für Standardwerkzeuge gibt es viele Anbieter, national wie auch international, vor allem aus Übersee, wird der Preisdruck immer größer. Wir setzen daher konsequent auf Sonderwerkzeuge. Etwa 60% unseres Produktionsumsatzes stammen heute aus diesem Segment. Unsere Vision: die interne Infrastruktur und den Materialfluss weiter dafür zu optimieren, dass wir den Sonderwerkzeug-Anteil noch deutlich auszubauen können.
Wie schaffen Sie den komplexen Anforderungsdruck bei der Sonderwerkzeugfertigung?
Neben starkem Kostendruck, kurzer Lieferzeit und höchster Genauigkeit gilt es, immer niedrigere Losgrößen zu liefern. Bei uns beginnt die Losgröße bei 2, denn ein Stück ist kein Stück. Außerdem sorgen eine perfekte Dokumentation und ein durchgeplanter Ablauf vom Erstkontakt mit dem Kunden bis zur Lieferung für ein perfektes Timing ohne Informationsverluste bei allen Sonderlösungen.
Wie finden Sie für Ihre Kunden die optimale Sonderlösung?
Wir arbeiten meist gemeinsam mit dem Kunden eine wirtschaftliche Lösung aus, etwa durch Entwicklung eines Kombi-Werkzeugs, das z.B. nach dem Motto „aus 4 wird 1“ Anwendungsbereiche abdeckt, für die bisher unterschiedliche Werkzeuge erforderlich waren. Das spart im Einsatz Energie, Maschinen und Mannstunden. Besonders wichtig ist das für unsere Zielgruppen Automotive und Aerospace und auch bei Lohnfertigern, bei denen hohe Stückzahlen im Umlauf sind.
Wie erfolgt die Produktion eines Sonderwerkzeugs von der ersten Idee bis zur Lieferung?
Der Kunde kommt oft nur mit der Anforderung für die gewünschte Bearbeitung zu uns. Wir erfassen dann über unser ERP-System mit bestehenden Formularen alle Informationen für diese Bearbeitung. Danach können weitere Schritte zum gewünschten Sonderwerkzeug durchgeführt werden - z.B. Rohstoff-Auswahl, Geometrie und Beschichtung. Die Daten werden in unserem ERP-System gespeichert, und nach einheitlichem Layout wird ein Entwurf für die Umsetzung produziert. Für die genaue Geometrieabstimmung werden die konstruierten Zerspanungswerkzeuge in einer 3D-Simulation geprüft. Gleichzeitig werden Produktionskosten kalkuliert und fließen in ein konkretes Angebot ein, das der Kunde umgehend erhält. Unsere Reaktionszeit von der Kundenanfrage bis zum Anbot liegen in der Praxis bei 5 bis 6 Stunden, also deutlich unter unseren ISO-Vorgaben mit dem selbst gesteckten Limit von 12 Stunden.
Wie profitieren Sie von diesem Zeitmanagement?
Wir haben bei Sonderwerkzeugen Standard-Lieferzeiten von ca.10 Arbeitstagen unbeschichtet und 15 bis 20 Arbeitstagen für beschichtete Werkzeuge, weil wir alle Fakten aus der Kundenanfrage, die standardisiert erfasst wurden, sofort nach Auftragserteilung in die Produktion des Sonderwerkzeugs einfließen lassen – das verkürzt die Produktionsplanung. Der Erfolg zeigt sich in unserer hohen Auftragsquote, weil wir schnell und konkret anbieten und produzieren können. Die Daten bleiben im System, das Nachproduzieren eines wiederkehrenden Sonderwerkzeugs ist damit auch prozesssicher reproduzierbar.
Ihre Spezialität ist aber auch das Nachschleifen, warum eigentlich?
Wir arbeiten hier nach dem Prinzip „3 x 1“, das heißt: 1 Auftrag wird von 1 Person an 1 Maschine durchgeführt - das verhindert das Vertauschen von Werkzeugen und bringt ein Plus an durchgängiger Qualität. Nachschleifen erfordert einen viel höheren Anteil an Logistik- und Handlingaufwand als die Produktion eines neuen Werkzeugs. Die Vorgaben unserer Kunden liegen zum Teil bei Standzeiten von 90% im Vergleich zu einem Neuwerkzeug – damit wir diese Erwartung erfüllen können, müssen Genauigkeit und Geometrieausführung im Einklang sein. Für diese Anforderungen arbeiten wir mit Schleifanweisungen, bei denen alle relevanten Schleifdaten in einer Schleifanweisung elektronisch und kundenspezifisch hinterlegt werden. Durch diesen Prozess ist gewährleistet, dass unsere Kunden wiederkehrende Werkzeuge immer in derselben Qualität und Ausführung zurückbekommen.
Wie läuft das Nachschleifservice dann ab?
Die Werkzeuge - übrigens auch von Mitbewerbern - werden bei Wedco über unser Online-Grinding-System per EDV erfasst. Sofort bei Eintreffen der Werkzeuge im Wedco Tool Competence Center wird der Schleifauftrag mit allen Informationen zu Stückzahl, Form, Beschichtungen und Zusatzarbeiten mit einem Barcode erfasst und der Kunde erhält eine Auftragsbestätigung per E-Mail. Durch den zugewiesenen Barcode ist während des gesamten Bearbeitungsprozesses lückenlose Transparenz gegeben, mit dieser Codierung durchlaufen die Werkzeuge jede Station bis zur Auslieferung. Zum Schluss kann der Kunde auch die Lieferung über das Online-Grinding-System verfolgen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kurzinfo zu Wedco
Fest verankert in Wien ist die Wedco Handelsgesellschaft m.b.H seit 25 Jahren. Gegründet im Jahr 1991 ist der Wiener Experte für Präzisionswerkzeuge mittlerweile international höchst erfolgreich. Von Wien-Donaustadt aus fertigt und vertreibt das Unternehmen Metallbearbeitungswerkzeuge zum Fräsen und Bohren für die Automobil-, Elektronik- und Maschinenindustrie in ganz Europa. Neben dem Headquarter in Wien betreibt WEDCO auch Standorte in der Türkei, Polen und Rumänien.
Wedco Tool Competence Center
Das Wedco Tool Competence Center produziert Standard-, Semistandard- und Sonderwerkzeuge. Höchste Flexibilität erreicht man durch paralleles Fertigen und Nachschleifen. Alle Präzisionswerkzeuge werden auf modernsten 5-Achs CNC-Schleifzentren produziert und anschließend geprüft. Der gesamte Produktionsprozess wurde in das Wedco Netzwerk integriert, um Daten wie Prüfprotokolle schnell und fehlerfrei an den Kunden zu übertragen. Das Wedco Tool Competence Center ist, ebenso wie das Wedco Tool Service, ISO 9001:2008 zertifiziert.
Wedco Tool Service – Werkzeugschleifen
Im Wedco Tool Service werden Werkzeuge im 3-Schichtbetrieb nachgeschärft. Jeder Auftrag wird sofort nach Anlieferung der Tools im System erfasst und kann vom Kunden jederzeit über das Online-Grinding-System eingesehen werden.