Investition : Wiener Startup Prewave erhält Millioneninvestment für Lieferketten-Software

Lisa Smith und Harald Nitschinger die Gründer von Prewave
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Die auf künstlicher Intelligenz basierende Software von Prewave hilft Industrieunternehmen, Ausfallrisiken in deren Lieferketten anhand von öffentlichen Informationen automatisch und frühzeitig zu erkennen. Mit diesem Informationsvorsprung kann etwaigen Lieferengpässen und Produktionsstopps rechtzeitig entgegengewirkt werden. Seit den letzten Monaten wird die Technologie nun auch verstärkt im Zusammenhang mit den weltweiten Auswirkungen des Coronavirus eingesetzt. Bereits im Jänner hat die Plattform ein erhöhtes Risiko für Lieferschwierigkeiten in China identifiziert und diese Risikokategorie ins System integriert. Aufgrund des aktuell hohen Bedarfs an zuverlässigen Informationen stellt Prewave die „Coronavirus Disruption Map“ nun öffentlich und kostenlos zur Verfügung. Hierauf werden Risiken aufgrund von Infektionen bei Mitarbeitern, Quarantänemaßnahmen, Kurzarbeit, Werkschließungen oder Engpässen angezeigt. Produzierende Unternehmen aus der Automobil-, Chemie-, Metall- und Elektronikindustrie sowie große Transport- und Logistikunternehmen nutzen diesen Informationsvorsprung bereits zum Abfedern der drastischen und kostspieligen Konsequenzen von Unterbrechungen in deren Lieferketten.

Lisa Smith, Gründerin Prewave: „Die derzeitige Krise zeigt, wie wichtig es für Industrieunternehmen ist, ständig am Laufenden darüber zu sein, was in der Lieferkette passiert. Die hohe Anzahl an Informationsquellen sowie die vielen Sprachen, die in weltweiten Lieferketten zum Einsatz kommen, machen es für einzelne Menschen unmöglich, den Überblick zu bewahren. Genau dieses Problem lösen unsere Algorithmen.“

Lieferketten von morgen transparenter, nachhaltiger und resilienter machen

Zum Einsatz kommen hierbei maschinelles Lernen und automatische Spracherkennung. Das Grundprinzip lautet, den Algorithmus laufend darauf zu trainieren, Signale aus mehrsprachigen Textdaten als Risiko zu identifizieren. Prewave hat dafür eine Methode entwickelt, öffentlich zugängliche Informationen aus Social-Media-Kanälen wie Twitter, YouTube und lokalen Nachrichtenmedien als Datenquellen zu nutzen und qualitative Einflussfaktoren in Echtzeit messbar zu machen. Diese Daten haben sich insbesondere im Bereich Lieferkettenmanagement (Supply Chain Management) als wertvoll erwiesen. Ziel ist, jedem Unternehmer künftig Klarheit über die Herkunft seiner Produkte und über die Umstände, unter denen sie hergestellt wurden, zu verschaffen. Diese Transparenz bietet den Produzenten eine optimale Entscheidungsgrundlage.

Harald Nitschinger, Mitgründer Prewave: „Die aktuelle Krise veranschaulicht, wie fragil globale Lieferketten sein können, was nicht nur bei Industrieunternehmen sondern auch in der breiten Bevölkerung ein starkes Bewusstsein für die Bedeutung von funktionierenden Lieferketten geschaffen hat. Vor diesem Hintergrund nehmen wir unsere Verantwortung durch den Einsatz von Technologie wahr, Lieferketten insgesamt resilienter, transparenter und nachhaltiger zu machen.“

Plattform wird ausgebaut

Das zehnköpfige Team von Prewave arbeitet laufend an der Verbesserung der Vorhersagekraft der Plattform. Unzählige Daten aus dem Internet werden zeitgleich verarbeitet und gegebenenfalls als risikorelevant eingestuft. Aus mehr als 50 Sprachen identifiziert der Algorithmus mehr als 60 verschiedene Risikokategorien wie z.B. Naturkatastrophen, Streiks, Feuer oder Grenzschließungen. Künftig sollen noch weitere Datenquellen wie z.B. Wetterdaten herangezogen und entsprechend als Ereignistypen bzw. Risikofelder abgedeckt werden. Dafür soll die Kapazität der Plattform noch weiter ausgebaut werden; das verarbeitete Datenvolumen und die Geschwindigkeit der Datenverarbeitung werden dafür exponentiell gesteigert. Um das Produkt auf internationalen Märkten auszurollen und weitere Industrien wie z.B. Banken, Versicherungen und NGOs anzusprechen, werden für die Entwicklung sowie für Marketing und Vertrieb weitere Mitarbeiter aufgenommen.

„Gerade die Entwicklungen der vergangenen Monate beschleunigen die Digitalisierungserfordernisse aller Industrien und Branchen. Besonders internationale Kunden- und Lieferantenbeziehungen bergen für viele traditionelle Geschäftsmodelle große Risiken, die oft nur verzögert feststellbar und nur schwer quantifizierbar sind. Prewave macht insbesondere Legacy Industries ein Angebot, mit seinem Frühwarnsystem Transparenz in Lieferketten zu bringen und mögliche Risiken zu visualisieren. Uns ist es wichtig, das erstklassige Prewave-Team mit einem starken Investorenkonsortium bei der internationalen Skalierung zu unterstützen“, so Ralf Kunzmann, Geschäftsführer Aws Gründerfonds.