technik reportage : Wie Iscar bei Bosch Rexroth das Fräsen verbesserte

Iscar Bosch Rexroth
© Iscar

Werkzeughersteller, müssen uns helfen, schneller und wirtschaftlicher zu werden.“ Geht es um das Fräsen seiner Hydraulikventile, setzt sich Jakob Hauenstein strikte Vorgaben. Und das muss er auch, denn für den Gruppenleiter für Hydraulikventile zählt Produktivität. Im Lohrer Werk 1 von Bosch Rexroth entstehen unter anderem Hydraulikkomponenten für die Konzernsparte Industrial Applications. Diese kommen beispielsweise in Pressen und Walzwerken, dem Maschinenbau, im Bereich Druck und Papier oder dem Bergbau zum Einsatz. Gehäuse für die Ventile müssen dabei aus Kugelgraphitguss zerspant werden. Und genau das stellte Hauenstein vor eine Herausforderung. „Die Standzeiten des alten Frässystems waren zu kurz, die Bearbeitungskosten zu hoch“, resümiert der Profi . Um also konkurrenzfähig zu bleiben, „brauchten wir eine schnellere und preiswertere Lösung “, so Miroslav Terek, Programmierungsspezialist bei Bosch Rexroth. Ein harter Angebotswettbewerb für Werkzeughersteller folgte. Einen, den Iscar klar für sich entscheiden konnte.

Herausragende Testergebnisse

Marco Hoffmeister erinnert sich noch gut. Der Iscar-Verkäufer stellte damals vor Ort verschiedene Systeme vor, fuhr Werkzeuge ein und startete Fräs-Versuche. Die Ergebnisse überzeugten. Streng nach Kriterien wie Kennzahlen und Ersatzteilgeschäft abgewogen entschieden sich Hauenstein und Terek dann für das Gesamtpaket rund um das Planfrässystem SOF45 und das hat es in sich. Iscar hat nämlich das 45-Grad-Planfrässystem breit ausgelegt. Auf den Fräskörper können acht- und 16-schneidige Platten montiert werden. Das System ermöglicht leichte Bearbeitungen ebenso wie Schwerzerspanungen. Es stehen Wendeschneidplatten in der Version SN mit 13, 18 und 26 Millimeter Durchmesser sowie in der Variante ON mit fünf, sieben und zehn Millimeter zur Verfügung. Für die universelle Bearbeitung gibt es die Fräskörper in weiter und mittlerer Teilung mit Schraubenklemmung. Speziell für die Bearbeitung von Gussteilen sind Körper in enger Teilung mit Pratzenklemmung verfügbar.

Eine große Auswahl an Spanformern und widerstandsfähigen Hartmetallsorten deckt die Bearbeitung aller gängigen Materialien ab. Fräskörper sind in Durchmessern von 25 bis 315 Millimeter erhältlich. Für die Schlichtbearbeitung bei hohen Anforderungen an die Oberflächenqualität entwickelte Iscar sogar spezielle Wiper-Wendeschneidplatten. Bei Bosch Rexroth kommen Fräskörper mit Pratzenklemmung in der Variante SOF45CL 8/16 mit einem Durchmesser von 160 Millimeter und 24 Zähnen zum Einsatz. Sie verfügen über eine sehr enge Teilung. „Dies erlaubt hohe Vorschübe und schnelle Bearbeitungen“, so Hoffmeister. Die Schnitttiefe der achtschneidigen Wendeschneidplatten liegt bei sechs Millimeter. Gegen Kantenausbrüche am Gussbauteil hat der Werkzeugprofi spezielle Spanformer entwickelt. „Das System mit vielen Wendeschneidplatten sorgt für einen günstigen Preis pro Schneide und erhöht gleichzeitig die Produktivität“, beschreibt es Bernd Pfeuffer, zuständig für Iscar-Produkte rund ums Fräsen.

Höhere Zerspanungsleistung

Vor allem die Werkzeug-Auslegung hat die Bosch-Rexroth-Mitarbeiter überzeugt. „Durch die Pratzenklemmung in Verbindung mit einem speziellen Schliff ist das Werkzeug absolut formschlüssig im Plattensitz fixiert, ein Vorteil gegenüber der früheren Schraubenklemmung“, so Terek. Werkzeugwechsel sind damit schnell ausgeführt, die Maschinen-Stillstände sehr kurz. „Außerdem können wir auf demselben System zwei verschiedene Wendeschneidplatten einsetzen“, so Terek. Bei Maschinen mit mehr Leistung arbeitet so die achtschneidige, bei leistungsschwächeren die Wendeschneidplatte mit 16 Schneiden. Das erhöht die Flexibilität. Auch interessant: Im Vergleich zu Wettbewerbsprodukten passen auf das Iscar-Werkzeug bis zu vier Schneiden mehr, was folglich zu einer höheren Zerspanungsleistung führt.

Standzeit um ein Drittel höher

Und das kann Hauensteiner auch faktisch beweisen, denn die Gesamt-Produktivität hat sich beim Fräsen von Gussbauteilen um gut 30 Prozent erhöht. Im Durchschnitt fahren also die Frässpezialisten mit um 27 Prozent höheren Vorschüben. Die Standzeit der Fräser ist im Vergleich zum alten System um 33 Prozent länger. Die Schnittgeschwindigkeiten haben sich mehr als verdoppelt. „Neben besseren Prozessen sparen wir auch durch die Verwendung einer größeren Schneidenzahl deutlich Kosten“, so Hauenstein. Mittlerweile herrscht ein reger Fachaustausch zwischen den Bosch-Rexroth-Fräsexperten und den Iscar-Beratern. Ein Austausch, der nicht ohne Folgen bleibt: Denn der Erfolg des Planfrässystems hat sich rumgesprochen. „Wir haben uns von der Flexibilität der Werkzeuge überzeugt und setzen sie nun auch erfolgreich für die Bearbeitungen wie Bohren oder schräg Eintauchen ein“, so Hauenstein. Grundlage für diese erfolgreiche Zusammenarbeit ist das gegenseitige Vertrauen, denn nur so – und das ist allen klar – „kann man produktiv arbeiten“.

Zum Auftraggeber: Bosch Rexroth

Mit mehr als 33.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 5,5 Milliarden Euro ist Bosch Rexroth einer der weltweit führenden Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnologien. Bosch Rexroth, eine hundertprozentige Tochter der Robert Bosch GmbH, entwickelt, produziert und vertreibt seine Komponenten und Systemlösungen heute in über 80 Ländern weltweit.

Zum Auftragnehmer: Iscar

Iscar ist das größte der 15 zur IMC (International Metalworking Companies) gehörenden Unternehmen. Sie produzieren ein breites Spektrum an Präzisionswerkzeugen für (Hart-) Metallbearbeitung und Schneidwerkzeugen und decken so nahezu alle zerspanenden Anwendungen ab. Iscar-Ingenieure helfen dem Kunden auch bei der Entwicklung von einmaligen, maßgeschneiderten Sonderwerkzeugen, um ihre bestimmten Anforderungen in der rationellsten und sparsamsten Weise zu vollbringen.