Handwerk : Wie einer Kärntner Tischlerei die Digitalisierung gelingt

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Wenn der Maler pinselt, der Maurer eine Wand einzieht oder der Dachdecker Ziegel verlegt, denkt kaum einer an Industrie 4.0. Wohl zu Unrecht riss sich die Industrie das Hoheitsrecht am Thema Digitalisierung unter den Nagel, denn ob Kundenanbahnung via Homepage, Verwaltung, Konfektionierung, Lagerhaltung oder Visualisierung von Kundenwünschen: In vielen Bereichen setzt auch das Handwerk bereits auf digitale Tools. So auch im Drautal in Oberkärnten. Dort zeigt eine kleine Tischlerei, wie es für Klein- und Mittelbetriebe funktionieren kann. Von den Großen inspiriert bastelten sich die beiden Geschäftsführer, Alois und Peter Unterwaditzer über die Jahre ihre ganz eigene Industrie 4.0-Strategie.

Ordnung über Nacht

Funktionstüren sind das Spezialgebiet der Kärntner Traditionstischlerei. Am Firmenstandort in Berg im Drautal planen und fertigen 30 Mitarbeiter Türen für Brand- Rauch- oder Schallschutz, Sicherheitstüren und schusssichere Türelemente. Was eben nach einer typischen, mittelgroßen Tischlerei klingt, ist auf den zweiten Blick ein Unternehmen, das sich aktiv der Herausforderung „Industrie 4.0“ stellt: Seit einigen Jahren steht nämlich die Vernetzung der hauseigenen Prozesse ganz groß auf der Agenda der Kärntner. „Wir haben unsere Abläufe analysiert und festgestellt, dass wir Verbesserungspotenzial bei den Rüstzeiten und bei den Manipulationszeiten beim Plattenhandling haben“, erzählt Peter Unterwaditzer. Um künftig also rationeller fertigen zu können, hat man sich einerseits zur Anschaffung eines vollautomatischen Flächenlagers und andererseits zu einer neuen Plattenaufteilsäge entschlossen. Die Wahl fiel auf ein CSF-Flächenlager des Vorarlberger Anlagenbauers Schelling, welches nun für einen verbesserten Materialfluss und Lagerflächenutzung sorgt. Die Platten werdend dabei teils sortenrein, teils chaotisch eingelagert. Und was ist die digitale Essenz davon? Das intelligente Lagersystem. „Nachts sortiert es die Ware jeweils passend für die Aufträge des Folgetages vor“, erklärt Unterwaditzer. So wird nicht nur Arbeitszeit eingespart: Im Zusammenspiel mit der neuen Plattenaufteilsäge ermöglicht die Anlage einen noch rationelleren Fertigungsablauf. Mit dieser Säge-Lager-Kombination schreitet die Vernetzung aber noch weiter voran: Über die entsprechende Anbindung an die Arbeitsvorbereitung kann künftig auch das Zuschnittprogramm für die Plattensäge gleich einem konkreten Projekt zugeordnet werden. Schritt für Schritt werden so sämtliche Prozesse durchgängig verknüpft und der Workflow optimiert.

RFID mit wertvollen Daten bestücken

Schon lange wissen die beiden Kärntner Tischlermeister um den Wert eines durchgängigen Informationsflusses. RFID heißt deshalb das Stichwort, das im oberkärntnerischen Drautal mittlerweile sehr oft verwendet wird. Mittels Chips, die in die einzelnen Platten eingestanzt werden, soll sich bald jedes Element zu jedem Zeitpunkt im Entstehungsprozess nachverfolgen lassen – bis hin zum Einbau. „Selbst wenn später nach der Inbetriebnahme ein Problem auftritt, lässt sich mittels dieser Technologie jede Tür praktisch auf Knopfdruck identifizieren und intern zuordnen“, so Unterwaditzer. RFID wird von vielen Unternehmen bereits in den Bereichen Produktion und Logistik eingesetzt, um einen geregelten Produktionsablauf sicherzustellen. Mit welchen Daten die Kärntner schließlich ihre Chips „füttern“ werden, stehe zwar noch nicht fest, aber es werden aber voraussichtlich „Daten über verbaute Materialien wie Beschläge oder Formate von Gläsern bis hin zur Oberflächenaufbau“ enthalten sein.

Variantenvielfalt beherrschbar machen

Dabei geht es den Tischlermeistern aber nicht nur um Rückverfolgbarkeit. Wie ein waschechter Industriebetrieb, wollen sie damit vor allem ihre internen Abläufe verbessern. Dafür koppeln sie die RFID-Technologie mit ihrem ERP-System. „So haben wir einen Überblick über den aktuellen Produktionsablauf“, so Unterwaditzer. Das reiche mittlerweile von Informationen für die CNC-Bearbeitung bis hin zu Infos für Oberflächen, Beschläge, Elektronik, Qualitätskontrolle bis hin zum internen Transport. Aber auch außerhalb des Unternehmens gibt es für die Kärntner Einsatzmöglichkeiten: „Die RFID-Technologie stellt auch einen Mehrwert für unsere Partner bei der Montage und Einstellarbeiten – und für den Kunden bei Wartung und Service dar“, so der Geschäftsführer. Auch beim Thema Variantenvielfalt gibt es digitale Ideen aus dem Drautal. Ein Online-Konfigurator soll künftig Kunden die Vorauswahl erleichtern und die eigenen Techniker entlasten: Denn gerade die vielen Varianten bei Spezialprodukten haben bisher lange und intensive Beratungen nötig gemacht.