Metallbearbeitung : Wie die EMO Hannover die Digitalisierung im Maschinenbau puschen will

EMO Metallbearbeitung
© Deutsche Messe/EMO Hannover

2017 ist EMO-Jahr. Nach vierjähriger Pause findet die Weltleitmesse für die Metallbearbeitung vom 18. bis 23. September 2017 wieder in Hannover statt. „Unter dem Motto „Connecting systems for intelligent production“ zeigen Hersteller von Produktionstechnik aus aller Welt, welche Lösungen existieren, um den größtmöglichen Kundennutzen aus der Digitalisierung und Vernetzung der Produktion zu generieren.“ Das hebt Wilfried Schäfer, Geschäftsführer beim EMO-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) anlässlich der EMO-Pressekonferenz in Wien hervor. Gleichzeitig gehe es natürlich auch darum, die Wettbewerbsfähigkeit der Werkzeugmaschinenanbieter mit diesen neuen Lösungen zu verbessern.

Fast die Hälfte kommt mit einer Produktpremiere

Die EMO Hannover zeichnet sich nicht nur durch ihre Größe, die Internationalität aus sondern vor allem durch die Zahl der Innovationen aus, die hier vorgestellt werden.2013 gaben 45 Prozent der Aussteller an, mit Neuentwicklungen zur Messe gekommen zu sein. Ende April 2017 hatten sich über 2.000 Firmen aus 44 Ländern mit mehr als 175.000 Quadratmetern Nettoausstellungsfläche angemeldet. Allein aus Europa sind es über 1.400 Aussteller.

"Kennen Sie den EMO-Effekt?", Schäfer weiß um den wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen der Messe und der Konjunktur, schließlich trifft der Aussteller dort auf den Fachbesucher und damit auf geballte Entscheidungskompetenz. So gaben 80 Prozent in der letzten Besucherbefragung an, Einfluss auf Beschaffungsentscheidungen in ihrem Unternehmen zu haben. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der Aussteller an das Nachmessegeschäft. Tatsächlich brachte das vierte Quartal 2013 die Wende. Nach einem Rückgang des internationalen Auftragseingangs über sieben Quartale drehten die Bestellungen mit 6 Prozent Zuwachs erstmals wieder ins Plus. „Das werten wir als den EMO-Effekt“, resümiert Schäfer.

Zentrale Themen sind die Digitalisierung und Vernetzung, wie es das EMO-Motto beschreibt. Es bleiben zwar die ganz klassischen Anforderungen an Werkzeugmaschinen und Fertigungssysteme von Bedeutung, aber Prozesse bei den Kunden zu optimieren und Verfügbarkeit oder Ausbringung zu erhöhen, steht mittlerweile ganz oben auf der Agenda.

Weg mit den Datengräbern

Hier setzt beispielsweise Big Data ein. Für die konkrete Anwendung im Fertigungsumfeld müssen die zahlreichen erfassten Mess- und Sensordaten über den Maschinenzustand aus ihren „Datengräbern“ befreit werden. Detaillierte Analysen über große Datenmengen hinweg tragen dazu bei, sich anbahnende Ausfälle, etwa von Hauptspindeln oder Vorschubachsen, frühzeitig zu erkennen und den Moment der fälligen Instandhaltung präziser vorherzusagen, als dies bisher möglich war. Diese neuen Ansätze von Predictive Maintenance auf Basis lernfähiger Algorithmen gehen weit über klassisches Condition Monitoring an einzelnen Maschinen hinaus. Die Zustände aller Maschinen eines Fertigungssystems werden erfasst, kontinuierlich zentral überwacht und notwendige Maßnahmen auf Basis realer Zustandsdaten veranlasst.

Instandhaltung mit Augmented Reality

Ganz neue Möglichkeiten ergeben sich damit auch für die Durchführung von Wartungs- oder Serviceeinsätzen. Die so genannte Augmented Reality löst das klassische Wartungshandbuch ab. Ein Servicetechniker orientiert sich mithilfe von Smartphone oder Tablet. Dabei erkennt ein Softwaresystem, in welchem Bereich der Maschine sich der Techniker gerade befindet. Durch Online-Kommunikation mit der Maschinensteuerung kann so einfacher ein Fehler gefunden werden. Eingeblendete Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Instandsetzung ersetzen aufwändige Produktschulungen beim Kunden. Sogar nicht speziell ausgebildetes Personal kann damit erste Maßnahmen zur Beseitigung einer Störung ergreifen.

Die EMO-Macher gehen davon aus, dass die EMO Hannover 2017 wichtige Impulse für die Realisierung des vielbesprochenen Konzepts Industrie 4.0 oder Internet of Things (IoT) geben wird. Immerhin sei in der Werkzeugmaschine die Digitalisierung "schon lange realisiert“, behauptet Schäfer. Ob der VDW-Präsident damit Recht behält, wird sich im Herbst zeigen, wenn die Weltleitmesse zeigt, was Industrie 4.0 in der Produktionstechnik wirklich heißt. (eb)