IV-Wahlen : Wer wird der neue Industriellenvereinigungs-Boss? Das Trio Infernale

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Bisher kümmerte sich um die Kandidaten- und Nachfolgerfindung eine betraute Kommission, die nach Evaluierungen und Gesprächen schlussendlich eine Person nennt. Diese wird vom 120-köpfigen IV-Bundesvorstand gewählt. Heuer ist alles anders: Das erste Mal seit einem Vierteljahrhundert findet eine Kampfabstimmung statt und zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der Industriellenvereinigung stehen drei Kandidaten zur Auswahl. Bereits letzten Sommer begab sich eine Kommission auf die Suche nach Georg Kapschs Nachfolger – jedoch ohne Erfolg. Der scheidende Präsident Kapsch kann nach zwei Funktionsperioden à vier Jahre nicht mehr kandidieren. Ihm wurde vorgeworfen, er habe die Neubesetzung nicht auf die Reihe gekriegt. Doch nicht nur deshalb hat Kapsch in den vergangenen Wochen für Furore gesorgt. Seit Monaten wird intern um die Nachfolge an der IV-Spitze gestritten. Als Kapsch die gesamte Situation entglitten war und sich alle Kandidaten gegenseitig mit Beschwerdebriefen an den gesamten Bundesvorstand zu bombardierten, beteiligte er sich selbst auch an dem Briefabtausch und sprach sich gleichzeitig für seinen Wunschkandidaten aus. „Angesichts der derzeit doch etwas verfahrenen Situation und der gebotenen Dringlichkeit erlaube ich mir nun unabhängig davon, ob es mir zusteht oder nicht, offiziell Georg Knill als den aus meiner Sicht geeignetsten Nachfolger zu unterstützen", schrieb Kapsch laut "Standard" an rund 130 Mitglieder des IV-Bundesvorstands. Der amtierende Präsident bezeichnet demnach seine eigene Vorgangsweise an die Vorstandsmitglieder als "unorthodox", was er mit der schwierigen Lage begründet. Es tue ihm leid, sollten dadurch Funktionäre verärgert werden, so Kapsch.

Wer sind die Bewerber? Eines ist vorweg klar: Eine Nachfolgerin wird es nicht, denn eine Frau gab es in der 150-jährigen Geschichte der Industriellenvereinigung jedenfalls noch nie eine als Präsidentin oder Generalsekretärin. Kapsch merkte im ZIB2-Interview mit Armin Wolf an, dass es möglicherweise bei der nächsten Wahl so weit sein könnte. Nun stehen drei männliche Kandidaten zur Wahl: ein Oberösterreich, ein Steirer und ein Vorarlberger. Wer um den IV-Thron kämpft.

Der Prominente: Wolfgang Eder

Der bekannteste und gleichzeitig älteste unter dem Dreiergespann: Ex-Voest-Chef Eder (68). Über 41 Jahre verbrachte IV-Grande beim Stahlkonzern Voestalpine, 15 davon an der Spitze. Unter seiner Führung hat der Stahl-Riese seinen Umsatz seither mehr als verdreifacht und sich von einem klassischen, vorwiegend in Österreich produzierenden Stahlunternehmen zu einem global tätigen Technologie- und Industriegüterkonzern entwickelt. Von 2014 bis 2016 war Eder der Präsident des Weltstahlverbandes und seit 2016 ist er Vizepräsident des Verbandes. Der Oberösterreicher ist nach seinem Abgang bei der Voest seit August 2019 Aufsichtsratsvorsitzender beim Halbleiterkonzern Infineon.

Was für ihn spricht: Er ist national sowie international gut vernetzt und medial stark vertreten, so stark, dass er laut einem APA-Ranking in den österreichischen Medien zum präsentesten Firmenchef 2019 gekürt wurde. Auch außerhalb der Industriebranche ist Ex-Voest-Boss bekannt.

Was gegen ihn spricht: Dem Vernehmen nach wünschen sich einige des IV-Bundesvorstandes eine Verjüngung. „Als wir als Junge in den Vorstand kamen, haben wir uns sehr geärgert, dass viele Pensionisten die Sitze im Vorstand besetzt haben und dauernd Reden hielten, warum es früher anders und besser war. Wo sind die Jungen von damals? Sie versitzen genauso wie damals den Jungen die Vorstandssitze. Und nicht nur das, die Alten versuchen auch leider, sich in die Nachfolge des Präsidenten einzumischen", so der langjährige Ex-Chef der IV Niederösterreich Michael Salzer.

Der Favorit: Georg Knill

Der derzeitige IV-Chef Kapsch hat einen Favoriten: Georg Knill (47), Präsident der IV-Steiermark. Der Kandidat aus der Steiermark vereine laut Kapsch Integrität, Unabhängigkeit, in- und ausländische unternehmerische Erfahrung, tiefe Kenntnis der Industriellenvereinigung sowie Erfahrung in der Führung und soziale Kompetenz. Der gelernte Maschinenbauer leitet seit 2002 gemeinsam mit seinem Bruder Christian Knill, Obmann der Metalltechnischen Industrie, die gleichnamige Firmengruppe Knill in zwölfter Generation. Als prominente Unterstützer Knills werden Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka und Boehringer Ingelheim-Chef Philipp von Lattorff ins Spiel gebracht. Mit seinem Bruder Christian, Obmann der Metalltechnischen Industrie, leitet Georg Knill seit 2002 die familieneigene steirische Knill Gruppe in zwölfter Generation

Was für ihn spricht: Er genießt eine breite Unterstützung, nicht zuletzt von noch IV-Präsident Kapsch. Er würde frischen Wind in die Spitze der IV bringen.

Was gegen ihn spricht: Sein Alter bringt ihm nicht nur Pluspunkte ein: Verfechter der alten IV-Schule bauen auf Erfahrung und Reife.

Das Industriemagazin hat in einer Podcastfolge mit Georg Knill über die Wahlen gesprochen.

Der Umstrittene: Martin Ohneberg

Der aus dem westlichsten Bundesland stammende Ohneberg (49) gilt als Vertrauter des Bundeskanzlers Kurz. Der Vorarlberger IV-Präsident tauchte kürzlich vermehrt in den Medien auf: Gemeinsam mit der B&C investierte er in eine B2B-Plattform, die Industrie-, speziell Maschinenbauunternehmen, den kompletten Prozess von der Bestellung bis zur Lieferung von Industriebauteilen unkompliziert, zeiteffizient und kostenoptimiert abzuwickeln ermöglicht. Aber der studierte Betriebswirt hat nicht nur positive Berichterstattungen bekommen: Ohneberg hängt noch ein Verfahren der Korruptionsstaatsanwaltschaft am Hals, weil er seit 2010 mit dem umstrittenen Investor Michael Tojner in verschiedenen Projekten kooperiert.

2007 wurde er zum Präsidenten des Europäischen Jungunternehmerverbandes Yes for Europe gewählt und war seit 2002 Bundesvorsitzender der Jungen Industrie. Beide Funktionen hat er im Oktober 2009 zurückgelegt. Im Jahr 2011 übernahm er mehrheitlich die Henn Gruppe. Bis September 2005 war er geschäftsführender Gesellschafter des Auktionshauses Dorotheum. Während dieser Zeit hat er unter anderem den ArtCluster Vienna sowie die ArtWeek gegründet.

Was für ihn spricht: Beobachter räumen Ohneberg gute Chancen ein, er selbst sagt, er verkörpere authentisch eine moderne Industrie, er könnte mit seinem Mut zur Veränderung und einem von ihm geplanten Strategievertrag punkten.

Was gegen ihn spricht: Das laufende Verfahren mit seinem Geschäftspartner Tojner und dass er bei der breiten Masse eher unbekannt ist.

Auch mit Ohneberg hat sich das Industriemagazin unterhalten.

Morgen, am 18.6., ist es dann so weit: Einer der Drei wird der neue Industriellenvereinigungs-Boss. FACTORY wird über das Ergebnis berichten.