Nachgefragt : Welche Mission Wolfgang Weidinger für Weidmüller Österreich hat

Weidinger
© Weidmüller Österreich

Factory: Herr Weidinger, Ihre Mission für Österreich?

Wolfgang Weidinger: Weidmüller Österreich als Lösungsanbieter zu etablieren.

Gibt es dafür auch in Euro gegossene Ziele?

Weidinger: Für unser Standardgeschäft gibt es die Vorgabe eines leichten Wachstums. Bei den neuen Themen wollen wir überdurchschnittlich wachsen.

Dass die Hochkonjunktur vorbei ist, große Konzerne ihre Prognosen zurückschrauben, lässt Sie kalt?

Weidinger: Natürlich beobachten wir den Markt und seine Veränderungen genau. Doch dafür bauen wir unser Dienstleistungs- und Produktportfolio in verschiedensten Branchen aus. Mehr Standbeine bedeuten stärkeren Halt.

Nicht nur in Österreich war das Jahr 2018 für Weidmüller turbulent ...

Weidinger: … Ich würde es als ereignisreich beschreiben. Wir sind global um elf Prozent gewachsen, haben Zukäufe getätigt, unsere Verbindungen zu Universitäten gestärkt und konnten eine Partnerschaft mit Keba schließen.

Haben personaltechnisch aufgeräumt…

Weidinger: Richtig, nicht nur ich bin als Geschäftsführer für Österreich neu, sondern auch in Deutschland gibt es mit Volker Bibelhausen einen neuen CTO.

Einer dieser Zukäufe war GTI, ein Unternehmen, das sich auf Prozessvisualisierung spezialisiert hat. Es lässt sich ein Muster erkennen. Wird Weidmüller zum Softwarekonzern?

Weidinger: Dass wir im Moment unsere Softwareseite aufstocken, ist kein Geheimnis. Für uns ist der Weg zum Komplettanbieter klar vorgegeben und dafür gilt es Lücken zu schließen.

Wo gibt es denn Lücken?

Weidinger: Auf dem Weg zum Komplettanbieter gilt es drei Bereiche abzudecken: Erstens die Elektrifizierung. Unser Heimvorteil. Zweitens die Digitalisierung. Ein weiterer Heimvorteil, denn mit unseren Industrial Analytics Lösungen können wir als einer der wenigen bereits echte Referenzen vorweisen. Drittens: Die Automatisierung. Hier sind wir noch nicht so stark auf dem Markt vertreten, das wird sich allerdings ändern.

Skala 1 bis 10: Wo steht Weidmüller am Weg zum Komplettanbieter.

Weidinger: Schwierig zu beantworten, aber ich würde sagen eine solide Vier. Ende des Jahres wollen wir schon bei Sechs stehen.

Eine mutige Ansage, worauf stützen Sie das?

Weidinger: Auf den Launch unserer neuen Steuerungsplattform „u-mation“. Mit ihrer webbasierten Programmierumgebung und den IoT-Controllern wird eine große Lücke in unserem Portfolio geschlossen.

Apropos Launch: Von der in Deutschland bereits angepriesenen neuen Steuerung „u-control“ hört man in Österreich wenig. Warum?

Weidinger: Weil diese Steuerung in Österreich erst gelauncht wird, wenn meine Mannschaft die Produktfeatures bis ins kleinste Detail kennt. Ich halte nichts von zu schnellen Produktlancierungen, wenn man den Markt supporttechnisch noch nicht bestmöglich bedienen kann. Mit Juni werden wir u-control auch an den österreichischen Markt bringen. Im Test bei Kunden haben wir das Produkt schon.

Auch das Dienstleistungsportfolio wird ausgebaut. Programmiert Weidmüller bald Steuerungen für Kunden?

Weidinger: Das ist tatsächlich ein Thema, das wir gerade in Angriff nehmen. Im Moment sind wir noch in Abstimmung, ob wir künftig für große Kunden Steuerungen selbst programmieren oder uns auf die Arbeit von Systemintegratoren bzw. Partnern stützen.

Auch Weidmüller hat das Beratungsgeschäft für sich entdeckt. Mit „Connectivity Consulting“ wollen Sie dick im Schaltanlagenbau und der zugehörigen Prozessoptimierung mitmischen. Ein Hoheitsgebiet von Rittal.

Weidinger: Wir haben zwar leichte Produktüberschneidungen im Bereich der Prozessoptimierung, das ist aber nur ein kleiner Teil. Ansonsten finde ich nicht, dass wir uns hier in die Quere kommen.

Man hat das Gefühl Weidmüller will endlich sein Klemmenimage loswerden. Moderner werden.

Weidinger: Unzufrieden sind wir mit unserem Image absolut nicht. Aber wir wollen zeigen, dass wir mehr als nur Klemmen zu bieten haben.

Vielen Dank für das Gespräch! Das Gespräch führte Elisabeth Biedermann