Konjunktur : Warum SAP im ersten Quartal ein Minus schreibt

Vorstandschef Bill McDermott
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SAP schreibt trotz zweistelligen Wachstums im ersten Quartal Verluste. Grund für den Verlust sind die Kosten für den angekündigten Umbau in der Belegschaft. Auf das Gesamtjahr gesehen werde SAP aber schwarze Zahlen schreiben, versicherte Finanzchef Luka Mucic am Mittwoch in Walldorf.

Umschulung von 4.400 Mitarbeitern

Der Softwarekonzern hatte im Jänner angekündigt, in diesem Jahr rund 4.400 Mitarbeiter umzuschulen, auf andere Positionen zu versetzen und auch mit Abfertigungen in den Vorruhestand zu schicken, damit die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten könne. Bis Anfang Mai können sich Beschäftigte noch für das Abfindungsprogramm anmelden. Bei dem letzten Programm dieser Art im Jahr 2015 hatten sich deutlich mehr Mitarbeiter gemeldet, als zunächst erwartet.

Trotzdem soll die Mitarbeiterzahl in diesem Jahr weiter steigen. Zuletzt hatte SAP dank der jüngsten Übernahmen rund 98.700 Beschäftigte, kommendes Jahr könnten es nach den Worten von Vorstandschef Bill McDermott 105.000 sein. Dennoch brachte das Programm offenbar Unruhe in den Konzern. Um den Mitarbeitern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, hatten Betriebsrat und Geschäftsführung jüngst eine Beschäftigungssicherung ausgehandelt.

Minus von 108 Millionen Euro

In der Bilanz hinterließ der Umbau wie erwartet Spuren: Unterm Strich belief sich das Minus im ersten Quartal auf 108 Mio. Euro nach 708 Mio. Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum. Finanzchef Mucic veranschlagte für den Umbau im ersten Quartal 886 Mio. Euro. Das dürfte der Großteil der Kosten sein. Er rechne in den Folgequartalen nicht mehr mit signifikanten Anpassungen, sagte er.

Geschäft mit Mietsoftware aus dem Internet legt zu

Die Umbaukosten herausgerechnet lief das Quartal für den Konzern sogar so gut, dass Vorstandschef Bill McDermott seine Gewinnprognosen erhöhte. Die Umsätze legten - getrieben durch das stark wachsende Geschäft mit Mietsoftware aus dem Internet - um 16 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro zu. Seine Prognosen für den um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn hob der Softwarekonzern für dieses Jahr an. Die Kennzahl wird an der Börse viel beachtet. Bis 2023 versprach McDermott den Aktionären, die Profitabilität von SAP kontinuierlich zu steigern. Auch dazu dürfte der Stellenabbau beitragen, der von 2020 an jährlich 750 bis 850 Mio. Euro einsparen soll.

SAP mehr wert als Siemens oder Allianz

Zuletzt war SAP an der Börse 123 Mrd. Euro wert - gut ein Drittel mehr als Allianz oder Siemens. McDermott ist das nicht genug. Kürzlich wiederholte er seine Ambitionen, den Marktwert bis 2023 auf 250 bis 300 Mrd. Euro hochschrauben zu wollen. Der Amerikaner macht Tempo beim Schwenk zu Cloudsoftware aus dem Internet und zu Programmen für Kundenbindung, künstliche Intelligenz und Vernetzung von Geräten. So will SAP 2023 mehr als 35 Mrd. Euro Umsatz machen. Nach den jüngsten Milliardenübernahmen wolle sich SAP aber nun auf organisches Wachstum konzentrieren, sagte McDermott. Größere Übernahmen stünden derzeit nicht zur Debatte. (APA/dpa)