3D Druck : Warum Ferrari seine Kolben druckt
Mit den Ersatzteilen bei Airbus hat es begonnen und bei Ferrari endet es sicher nicht. Letztes Jahr auf der Linzer Ersatzteiltagung kündigte der Airbus-Innovationsmanager Peter Pirklbauer an, dass der Luftfahrtkonzern künftig 10 Prozent seiner Ersatzteile aus dem Drucker beziehen wird. Airbus pokert hoch: So werden doppelwandige Treibstoffrohre aus Titan bereits in Serie gedruckt, während Kabinenersatzteile nicht mehr im Spritzguss hergestellt und auf Lager gehalten, sondern on-demand gedruckt werden. Nicht nur, dass diese Treibstoffrohre um einiges leichter sind, der 3D-Druck spart Airbus enorme Werkzeugkosten von rund 500.000 Euro.
Ferrari zieht nach
Anfang des Jahres nun der nächste 3D-Druck Schlager: Um in der neuen Formel-1-Saison wieder ganz vorn mitzufahren, beschreitet nämlich niemand geringeres als Ferrari neue gedruckte Wege. Das Spannende: Ausgerechnet die Kolben sollen dabei aus dem 3D Drucker kommen. Laut einem Bericht auf motorsport.com wollen die Technikchefs mittels neuem Design bei den Mikrodüsen die Zündung perfektionieren. Weil mit der neuen Technik ein deutlich größerer Druck in der Verbrennungskammer – man spricht von bis zu 400 bar – erwartet wird, plant Ferrari ein besonders innovatives Kolbendesign. Die Kolben werden mit einer speziellen Metalllegierung versehen: Stahl statt Aluminium lautet das Geheimrezept. Aluminiumlegierungen sind zwar leichter als Stahllegierungen, aber die Widerstandsfähigkeit gegen Verformung und extrem hohe Temperaturen ist geringer. Genau diese neuen Stahllegierungen will Ferrari mit 3D-Drucktechnik herstellen, „weil man auf diese Weise deutlich komplexere Formen erzeugen kann als es mit konventioneller Produktionstechnik möglich ist“, heißt es von den Entwicklern. Weiterer Pluspunkt: Die Teile können wesentlich schneller produziert werden.
Und wer jetzt denkt, es seien nur die Großen, die diesen Trend greifbar machen, den kann ich vom Gegenteil überzeugen. Denn auch in Österreich gibt es echte 3D-Druck Nischenchampions. So das kleine Wiener Start-up Cubicure. Erst vor kurzem hat das Team rund um Robert Gmeiner und TU Professor Jürgen Stampfl das Patent für die sogeannte „Hot Stereolithography“ eingereicht. Mit diesem Verfahren gelingt es dem Spin-off der TU Wien erstmals Hochleistungspolymere für den industriellen 3D-Druck zu verarbeiten. Die Wiener könnten damit der Kunststoffbranche endlich aus einer langen 3D-Druck-Misere helfen. Mehr zu diesem neuen Verfahren, gibt es hier. (red)