Thyssenkrupp : Thyssenkrupp verkauft sein 17,2 Milliarden schweres Aufzugs-Business

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Der seit Jahren kriselnde deutsche Thyssenkrupp-Konzern hat sich mit dem Verkauf seiner Aufzugssparte für 17,2 Milliarden Euro eine Verschnaufpause verschafft. Die Tochter gehe an ein Bündnis um Advent, Cinven und die RAG-Stiftung. Das Geschäft gehe vollständig an das Konsortium, Thyssenkrupp werde aber in einem weiteren Schritt einen Teil des Kaufpreises von rund 1,25 Milliarden Euro in eine Rückbeteiligung am verkauften Aufzugsgeschäft investieren. Vorstandschefin Martina Merz muss nun eine überzeugende Strategie für den Konzern entwickeln, ist Elevator doch derzeit der einzig nennenswerte Gewinnbringer. "Die durch die Transaktion zufließenden Mittel werden im Unternehmen verbleiben", teilte der Essener Konzern mit. Sie sollen zur Entschuldung und zur Senkung von Kosten eingesetzt werden. Ziel ist es, die jährlichen Mittelabflüsse für Zins- und Pensionszahlungen deutlich zu senken. Gelder sollen aber auch zur Weiterentwicklung der verbleibenden Geschäfte eingesetzt werden. "Wir werden Thyssenkrupp so weit wie nötig entschulden und gleichzeitig sinnvoll in die Entwicklung des Unternehmens investieren. Damit kann Thyssenkrupp wieder Fahrt aufnehmen", betonte Merz. Den Ruhrkonzern drücken Nettofinanzschulden von sieben Milliarden Euro und Pensionsverpflichtungen von neun Milliarden Euro.

"Die getroffene Entscheidung ist richtig, auch wenn es bedauerlich ist, dass Thyssenkrupp Elevator nicht im Konzern verbleiben kann", erklärte die Krupp-Stiftung, die mit 21 Prozent größter Einzelaktionär ist. Der Vorstand habe jetzt die Aufgabe, die Erlöse rasch und gezielt so einzusetzen, dass das Unternehmen sich erfolgreich entwickeln könne. "Thyssenkrupp muss wieder wettbewerbs- und dividendenfähig werden. Das ist auch im Sinne aller Beschäftigten." Auch der zweitgrößte Einzelaktionär, der schwedische Finanzinvesor Cevian, blickte bereits nach vorne. "Jeder einzelne Geschäftsbereich hat das Potenzial, sich schnell und grundlegend zu verbessern", betonte Cevian Mitbegründer Lars Förberg. Daher müsse jetzt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit darauf liegen, jedes Geschäft operativ stark und fit für die Zukunft zu machen. Cevian unterstütze Merz und ihr Team voll und ganz beim Restrukturierungsprozess. Cinven teilte mit, sich darauf zu freuen, mit seinen Investitionen das Wachstum von Thyssenkrupp Elevator zu beschleunigen – sowohl organisch als auch durch weitere Zukäufe. "Weitere Investitionen in die Produktentwicklung, Forschung und Entwicklung sowie in die internationale Expansion werden dazu beitragen, das Unternehmen langfristig und nachhaltig wachsen zu lassen", sagte Bruno Schick, Partner und Leiter von DACH und Emerging Europe bei Cinven.

Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung, sagte, dass man sich der Tradition und Geschichte von Thyssenkrupp Elevator sehr bewusst sei. "Das Konsortium fühlt sich dem Erhalt des Unternehmenssitzes und den starken Wurzeln des Unternehmens in Deutschland verpflichtet. Die Beteiligung an Thyssenkrupp Elevator, von der wir uns stabile Erträge erwarten, passt ideal in das Portfolio der RAG-Stiftung" fügte Tönjes hinzu. Die IG Metall hatte bereits im Vorfeld den Bietern Zugeständnisse abgerungen. "Kern dieser Vereinbarungen ist eine Standort- und Beschäftigungssicherung für sieben Jahre und einen Monat", erklärte die Gewerkschaft. Sie laufe mindestens bis Ende März 2027. "Während dieser Laufzeit sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, alle bestehenden Standorte in Deutschland bleiben mit ihren wesentlichen Funktionen erhalten und sollen gestärkt werden." Thyssenkrupp hatte im vergangenen Jahr einen Börsengang oder Verkauf des Geschäfts angekündigt. Bezogen auf den Kaufpreis würde der Konzern für 1,25 Milliarden Euro bei der geplanten Rückbeteiligung auf einen Anteil von 7,3 Prozent kommen können. Zuletzt war neben dem nun erfolgreichen Konsortium noch eine Gruppe aus Blackstone, Carlyle und dem Canada Pension Plan Investment Board im Rennen. Der finnische Konkurrent Kone war in der vergangenen Woche ausgestiegen.

Keine Sonderdividende nach Verkauf des Aufzuggeschäfts

Thyssenkrupp will die Milliardeneinnahmen aus dem Verkauf seiner Aufzugssparte komplett für die Reduzierung der Schulden und den Konzernumbau verwenden. "Die Erlöse bleiben im Unternehmen", sagte die Vorstandsvorsitzende Martina Merz am Freitag in einer Telefonkonferenz. Eine Sonderausschüttung für die Aktionäre werde es nicht geben. Der in Finanznöten steckende deutsche Stahl- und Industriekonzern verkauft sein profitables Geschäft mit Aufzügen und Rolltreppen für 17,2 Mrd. Euro an ein internationales Investorenkonsortium. Merz bezeichnete den Verkauf als "Tipptopp-Deal". Thyssenkrupp habe einen sehr guten Verkaufspreis erzielt und habe jetzt die "Möglichkeit eines Neuanfangs". Für einen Teil der Einnahmen in Höhe von 1,25 Mrd. Euro will der Konzern wieder Anteile am verkauften Aufzugsgeschäft erwerben. Man werde dann in der Größenordnung von 15 Prozent an dem neuen Unternehmen beteiligt sein, sagte Finanzchef Johannes Dietsch.